Auszeichnung für urologische Nachwuchsforschung
Die Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) ist eine vorwiegend sexuell übertragene Krankheit, die die Bildung von harmlosen Feigwarzen, aber auch von Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. Männer sind als Überträger und Patienten involviert, was die Eingliederung von Buben in ein Impfprogramm indiziert. Dieses Postulat wird durch eine rezente, von der Österreichischen Gesellschaft für Urologie (ÖGU) prämierte Studie Innsbrucker urologischer Nachwuchsforscher weiter bestärkt.
Das Forschungsinteresse des Teams von Univ.-Doz. Josef Oswald mit den Jungforschern Dr. Gerald Klinglmair und Dr. Michael Ladurner Rennau von der Universitätsklinik für Urologie (Direktor Univ.-Prof. Wolfgang Horninger) war in einer prospektiv-epidemiologischen Studie auf die Verbreitung von HPV-Risikotypen an Vorhaut-Gewebeproben von beschnittenen Männern gerichtet. Die Erkenntnis, dass auch Männer mit asymptomatischen Verläufen von HPV-Infektionen Träger des Virus sind und somit ein Risikopotential für die Entstehung von Zervixkarzinomen darstellen, untermauert die Forderung nach einer Ausweitung der HPV-Schutzimpfempfehlung auf Buben.
Verstecktes Reservoir
Die Innsbrucker Urologen untersuchten in der Studie Vorhäute von 133, in Folge einer Phimose beschnittenen, Probanden zwischen sieben Monaten und 82 Jahren, die keine klinischen Symptome einer HPV-Infektion, also keine typischen Feigwarzen aufwiesen. „Bei asymptomatischen Trägern ist das Virus inaktiv, es treten also keine Symptome auf, doch In bestimmten Fällen kann auch das inaktive Virus übertragen werden", erklärt Dr. Ladurner Rennau. Prinzipiell lassen sich genitale HPV-Typen in eine Niedrigrisiko (low risk)- und eine Hochrisiko (high risk)-Gruppe unterteilen. Allein die Hochrisikotypen 16 und 18 können für 70 Prozent der Gebärmutterhalstumoren verantwortlich gemacht werden.
Im Rahmen der Untersuchung erfolgte der Nachweis der Virus-DNA mittels molekularbiologischer In-situ-Hybridisierung. Insgesamt wurde bei 18,8 Prozent der low risk-Genotyp des Virus festgestellt, bei 9,8 Prozent wurde eine high risk-Infektion nachgewiesen. Für die Analyse wurden die Probanden zudem in Untergruppen (1 bis 10 Jahre, 11 bis 20 Jahre und über 21 Jahre) geteilt, woraus sich signifikante Rückschlüsse im Altersvergleich ziehen lassen: „Die Anzahl der Virusinfektionen verdoppelt sich in der zweiten Subgruppe, also mit Erreichen der Geschlechtsreife und birgt daher besonderes Infektionspotential. Um eine Ansteckung von vorneherein zu verhindern, wäre eine Impfung für Buben vor dem ersten sexuellen Kontakt angezeigt", rät Dr. Klingelmair. In Österreich wird die Impfung wird Mädchen vor dem ersten Sexualkontakt offiziell empfohlen. Allerdings ist Österreich eines der wenigen EU-Länder, in denen die Kosten dafür nicht erstattet werden.
Ausgezeichnete Nachwuchsforschung
Die auf der Jahrestagung der ÖGU im November von Dr. Ladurner Rennau präsentierte Studie wurde im Rahmen der „Stunde des urologischen Nachwuchses" als beste Nachwuchsarbeit ausgezeichnet und mit 1.500 Euro prämiert.
(dh)
Links:
Univ.-Klinik für Urologie
Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie