Herzkatheter-Intervention: undichte Stellen zusammenklammern
Schonende Methode mit Mitraclip an der Innsbrucker Universitätsklinik
Innsbruck, 28.01.2011: Wenn das Treppensteigen Schwierigkeiten bereitet, tragen nicht immer das Alter oder das Gewicht daran Schuld. In vielen Fällen kann es auch an der insuffizienten Herzleistung infolge eines Herzklappenfehlers liegen – für viele eine große Beeinträchtigung der Lebensqualität. Im Herzkatheterlabor der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Direktor Univ. Prof. Dr. Otmar Pachinger) findet nun eine neue, besonders schonende Methode zur Behandlung der Mitralinsuffizienz (Undichtigkeiten einer bestimmten Herzklappe), einem der häufigsten Herzklappenfehler, ihre Anwendung: Seit Dezember 2010 führt ein interdisziplinäres Team ein katheter-interventionelles Clipping der Mitralklappe durch. Dabei wird die Stelle der Undichtigkeit über ein Kathetersystem zusammengeklippt ohne den Brustkorb zu öffnen.
In aller Regel stellt eine undichte Stelle bei einer Herzklappe die Indikation für eine Operation dar. „Dies ist jedoch nicht bei allen PatientInnen möglich bzw. ratsam: Hohes Alter, Begleiterkrankungen oder bereits erfolgte Voroperationen am Herzen erhöhen nämlich das Operationsrisiko. Mit dem katheterinterventionellen Mitralclipping aber können wir unseren PatientInnen eine sehr gute, weil schonendere therapeutische Alternative anbieten“, erklärt der Kardiologe Priv. Doz. Dr. Thomas Bartel. Seit Ende des vergangenen Jahres hat ein Team der Kardiologie (Univ.-Klinik für Innere Medizin III), der Herzchirurgie und der Anästhesie erstmals in Innsbruck mehrere katheter-interventionelle Clipping-Prozeduren der Mitralklappe durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein neuartiges Verfahren, dass zur Behandlung der Mitralinsuffizienz (Undichtigkeit der Mitralklappe) dient. Dieses Verfahren wird in Österreich seit dem vergangenen Jahr an der Uniklinik Wien sowie in Linz durchgeführt, das dritte Herzzentrum, in welchem diese innovative und schonende Methode durchgeführt wird, ist nun die Kardiologie der Universitätsklinik Innsbruck.
Undichte Stelle mit speziell entwickelter Klammer verschließen
Der Eingriff für den MitraClip-Einsatz erfolgt für den/die PatientIn in Narkose über die linke Leistenvene. Über diese wird ein Kathetersystem in den rechten Vorhof eingeführt. „Von dort aus punktieren wir die Vorhofscheidewand in Richtung des linken Vorhofs. Dann klammern (engl.: „to clip“) wir die Mitralklappensegel (es gibt ein vorderes und ein hinteres Segel) mithilfe des Mitraclips an der Stelle der Undichtigkeit zusammen“, führt der Kardiologie Bartel aus. Diese kleine Metall-Klammer hat die Maße 5x5x12 mm und besteht aus dem Stentmaterial Kobaltchrom. Die Öffnung der Klappe wird durch die Klammer zwar etwas reduziert, ist aber noch völlig ausreichend für die Herztätigkeit. Der positive Effekt: Die Undichtigkeit allerdings wird nahezu vollständig beseitigt. „Für die Betroffenen bedeutet dieser schonende Eingriff allerdings einen großen Schritt: Die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert sich. Auch die für solche PatientInnen typische Luftnot die zuvor bereits bei geringer körperlicher Anstrengung aufgetreten ist und die Lebensqualität nachhaltig eingeschränkt hat, ist nach dem MitraClip-Eingriff deutlich reduziert. Das Verfahren erfordert höchste Präzision und eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kardiologie, Herzchirurgie und Anästhesie. Insgesamt besteht das Team aus vier ÄrztInnen: eine Anästhesistin, eine nichtinvasive Kardiologin, ein Herzchirurg und ein invasiver Kardiologe.
Wer profitiert von dieser neuen Behandlungsmethode?
Für dieses Verfahren sind nicht alle Formen der Mitralklappeninsuffizienz geeignet. So müssen für eine erfolgreiche Behandlung neben den Gegenanzeigen für eine normale chirurgische Therapie bestimmte morphologische Voraussetzungen erfüllt sein. „Es gibt immer mehr voroperierte Herz-PatientInnen, die einerseits Zweiterkrankungen entwickeln, andererseits aufgrund der heute höheren Lebenserwartung grundsätzlich älter werden. Für diese Patientengruppe bedeutet die konventionelle Weise einer Operation mit Brustkorböffnung, etc. ein Risiko. Deshalb rechnen wir mit einem steigenden Bedarf für solche schonenden Eingriffe am Herzen“, führt Doz. Bartel aus. Zuständig für Überweisung, Aufklärung und Beratung von in Frage kommenden PatientInnen ist die Vitienambulanz der Medizinischen Klinik III (Herzvitium = Herzfehler).
Fakten
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Vitienambulanz Innere Medizin III, Medizinische Universität Innsbruck
http://kardiologie.uki.at/page.cfm?vpath=kardiologische_ambulanz/vitienambulanz -
Terminvereinbarung unter Tel.: 0512 504 24205 bzw. unter thomas.bartel@i-med.ac.at
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MitraClip: http://www.abbottvascular.com/int/mitraclip.html
Metallklammer aus Stentmaterial Kobaltchrom, 5x5x12mm
Das MitraClip-System besteht aus drei Komponenten:
- Ein steuerbarer Katheter
- o Das Clip-Delivery-System
- o Das MitraClip-Implantat
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Mitralklappeninsuffizienz
„Mitralklappe“ heißt die Klappe der linken Vorkammer bzw. des linken Vorhofs. Sie funktioniert wie ein Ventil, das den Rückfluss des Blutes aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof bei der Kontraktion verhindern soll. Die Form der Klappe ist ähnlich der Mitra (Bischofsmütze), daher kommt auch ihr Name. Die Mitralklappeninsuffizienz ist die zweithäufigste Form von Herzklappeninsuffizienz in Europa und die häufigste in den USA; weltweit sind Millionen von Menschen davon betroffen. Sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten erfolgt bei der überwältigenden Mehrheit der Patienten keine Behandlung, sodass die Herzen der Betroffenen durch die MI-bedingte chronische Volumenüberlastung beeinträchtigt werden und stärker arbeiten müssen, was letztlich zu Herzinsuffizienz führt.
Bilder:
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Für medizinische Rückfragen
PD Dr. Th. Bartel
Universitätsklinik für innere Medizin III (Kardiologie)
Leitung Univ. Prof. Dr. Otmar Pachinger
http://kardiologie.uki.at/
Tel.: 0512 9003 81992
Email: thomas.bartel@i-med.ac.at