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Exzellente Promotionen im Bereich Hirnforschung

Seit vier Jahren wird im österreichweit einzigen PhD-Kolleg im Bereich der Hirnforschung die „Signalverarbeitung in Nervenzellen/Signal Processing in Neurons“ (SPIN) erforscht. Kürzlich haben die ersten zwei TeilnehmerInnen des Ausbildungsprogramms an der Medizinischen Universität Innsbruck mit Auszeichnung promoviert. Im August konnte einer der Dissertanten, Bernhard Loy, seine Forschungsergebnisse im weltweit renommierten „Journal of Neuroscience“ veröffentlichen.

Innsbruck, 27.10.2011: Laut Statistik ist fast jede vierte Familie in Europa von neurologischen oder psychischen Krankheiten betroffen. Die kausalen Ursachen vieler dieser Erkrankungen, wie z. B. Alzheimer oder Parkinson, sind allerdings noch nicht genau bekannt. Es gibt zwar Therapiemaßnahmen für die Symptome, aber keine Heilung. Vor diesem Hintergrund ist die Forschungsarbeit des Innsbrucker Wissenschaftskollegs zum Aufbau und der Funktionsweise des menschlichen Nervensystems von hoher Bedeutung. „Wir arbeiten daran, die komplexen molekularen und zellulären Prozesse im Gehirn zu verstehen“ erklärt Univ. Prof. Dr. Georg Dechant, Sprecher des Wissenschaftskollegs von der „Gemeinsamen Einrichtung für Neurowissenschaften“. Davon erhofft sich das Wissenschaftskolleg aus MolekurlarbiologInnen, BioinformatikerInnen, PharmakologInnen, NeurologInnen und PsychiaterInnen langfristig wichtige Erkenntnisse für die Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems.

Vier Vortragende bei ANA-Meeting

Insgesamt nehmen derzeit 23 DoktorandInnen aus sieben verschiedenen Nationen an dem Ausbildungsprogramm teil. Die BewerberInnen für das DoktorandInnenkolleg müssen sich einem strengen Auswahlverfahren unterziehen. Nur einer von 20 Interessierten wird genommen. Kürzlich haben die ersten zwei TeilnehmerInnen mit exzellentem Erfolg promoviert. Auch die Scientific Community wurde bereits auf das Wissenschaftskolleg aufmerksam. Auf dem Meeting der „Österreichischen Gesellschaft für Neurowissenschaften“ (ÖGN, Austrian Neuroscience Association, ANA) im September in Alpbach hielten gleich vier der DoktorandInnen aus diesem Programm einen Vortrag. „Damit waren die Innsbrucker JungwissenschaftlerInnen überproportional dort vertreten“, meint Dechant.

 Neuer Mechanismus entdeckt

Besonders große internationale Aufmerksamkeit erhielt die Forschungsarbeit von Dr. Bernhard Loy. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dechant hat der Biologe zum Thema „Transdifferenzierung postmitotischer Neurone“ promoviert. Ein Aufsatz von Loy wurde im August in einer der weltweit renommiertesten Zeitschriften für Neurowissenschaften („The Journal of Neuroscience“) nicht nur veröffentlicht, sondern auch gefeatured. „Der Aufsatz wurde in der Ausgabe gesondert besprochen, das freut uns natürlich sehr“, sagt Dechant. In dem Artikel „p38α and p38β Mitogen-Activated Protein Kinases Determine Cholinergic Transdifferentiation of Sympathetic Neurons“ wird ein neuer Wirkungsmechanismus der so genannten neuronalen Plastizität, den das Wissenschaftskolleg entdeckt hat, beschrieben. Dieser Mechanismus führt dazu, dass die genetische Information im Zellkern sich umbaut.

„Eine zentrale Frage in den Neurowissenschaften ist, wie die Eigenschaften von Nervenzellen verändert werden können“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Christine Bandtlow, Mitglied des Kollegs. „Das Problem ist, Nervenzellen können sich nicht teilen. Wir werden mit ihnen geboren, sie werden im Gegensatz zu Zellen in vielen anderen Organen, die sich erneuern, kaum ersetzt.“ Eine interessante Frage ist daher diejenige nach der so genannten Plastizität, also dem Veränderungsvermögen. „Wir fragen uns also, wie viel Veränderung können wir aus den Zellen noch herausholen, ohne dass sie sich teilen. Da wir ja kausal bei z. B. Alzheimer im Moment nichts machen können, müssen wir versuchen, die Zellen, die noch da sind, in ihrer Funktion maximal zu unterstützen.“ An einem Modell konnte dieser neue Wirkungsmechanismus herausgefunden werden. „Wir haben vielleicht einen grundlegenden Mechanismus gefunden, der jetzt auch auf andere Modellsysteme übertragen werden kann“, sagt Dechant.

 PhD-Kolleg für Hirnforschung

Das ForscherInnenteam des PhD-Kolleg besteht aus insgesamt zwölf WissenschaftlerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck und der Leopold-Franzens-Universität. Das Ausbildungsprogramm für nationale und internationale Studierende wurde im vergangenen Jahr von internationalen GutachterInnen positiv evaluiert. Daher ist es möglich, das Kolleg im Jahr 2012 mit Unterstützung der Medizinischen Universität und der Leopold-Franzens-Universität um eine weitere DoktorandInnen-Klasse zu ergänzen. Insgesamt studieren an der Medizinischen Universität Innsbruck derzeit etwa 300 DoktorandInnen. Pro Jahr gibt es rund 100 Promotionen.

 Abgeschlossene Promotionen aus PhD-Kolleg:

  • Sylvia Stemberger, “Mesenchymal Stem Cells as Therapeutic intervention in a Mouse Model of Multiple System Atrophy” (Betreuer Univ.-Prof. DDr. Gregor Wenning, Abteilung für Klinische Neurobiologie)
  • Bernhard Loy, “Transdifferenzierung postmitotischer Neurone” (Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Georg Dechant)

Weiterführende Informationen:

Aktuelle Pressefotos dazu mit Bildunterschriften finden Sie in unserem Medienservice.

 

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Georg Dechant
Gemeinsame Einrichtung für Neurowissenschaften
Tel: 0512-504-27297 oder -27425
E-Mail: Georg.Dechant@i-med.ac.at
http://www.i-med.ac.at/neuroscience/

 

Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Dr.in Barbara Hoffmann (Referentin)
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 71830
Mobil: +43 676/8716 72830
public-relations@i-med.ac.at

 

Details zur Medizinischen Universität Innsbruck

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.800 MitarbeiterInnen und ca. 2.800 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden drei Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. In der Forschung liegen die Schwerpunkte im Bereich der Molekularen Biowissenschaften (u.a. bei dem Spezialforschungsbereich „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“, Proteomik-Plattform), der Neurowissenschaften, der Krebsforschung sowie der molekularen und funktionellen Bildgebung. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck in der hochkompetitiven Forschungsförderung sowohl national, als auch international sehr erfolgreich.