search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Welt Aids Tag: Impfstoff in Sicht?

Innsbruck, 28.11.2011: Vor 30 Jahren ist der HIV-Virus entdeckt worden. Mit einer Kombinationstherapie kann der Ausbruch der Immunschwächekrankheit AIDS inzwischen fast immer verhindert werden. Die moderne Behandlung von HIV-Infizierten erfolgt österreichweit auf Basis einer in Innsbruck entwickelten Software. An einer Verbesserung der Behandlungsstrategien wird geforscht. Als wirkungsvollstes Mittel gegen die Ausbreitung von HIV gilt aber die Entwicklung eines Impfstoffes. Mit innovativer Impfstoffforschung sind WissenschaftlerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck diesem Ziel möglicherweise schon näher gekommen.

Mit den Therapie- und Dokumentationsleistungen der Aids-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie und den Forschungsergebnissen der Sektion für Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck werden Strategien verfolgt, die für die Zukunft der HIV-Problematik maßgeblich sein könnten.

Seit zehn Jahren werden unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Robert Zangerle HIV-Infizierte in Österreich im Rahmen der Kohortenstudie „AHIVCOS“ erfasst. Demnach leben in Österreich derzeit rund 8.024 Menschen mit einer HIV-Infektion. „Die Infektionsrate ist inzwischen höher als in den 90iger Jahren, stagniert aber“, erklärt der Leiter der HIV-AIDS Ambulanz an der Universitätsklinik für Dermatologie in Innsbruck. Die genaue wissenschaftliche Dokumentation soll jetzt für weiterführende Forschungsarbeiten dienen. „Langfristig wollen wir durch einen Vergleich der Daten neue Behandlungsstrategien entwickeln“, erklärt Prof. Zangerle. Der HIV-Experte hat auch das Innsbrucker Modell der PatientInnenbetreuung österreichweit etabliert: Unter der Leitung von Prof. Zangerle wurde das „HIV-PatientInnen-Management-System“ (HIP) entwickelt. Die Software wird inzwischen an allen sieben großen Behandlungszentren in Österreich eingesetzt. „Wir wollen PatientInnen modern behandeln. Dieses System registriert jeden Ablauf in der Behandlung.“ Die Software verfügt zum Beispiel auch über einen genauen Netzwerkplan. Die enge Zusammenarbeit mit Aids-Hilfe, Johannitern oder dem Mobilen Hilfsdienst (MOHI) ist Teil einer zeitgemäßen Behandlung.

Impfung wäre wirkungsvollstes Mittel gegen die Ausbreitung von HIV

Eine HIV-Infektion bzw. die Immunschwächekrankheit Aids wird heute standardmäßig mit der antiviralen Kombinationstherapie behandelt. Aids-Medikamente unterdrücken dabei die Vermehrung des Virus, können es aber letztendlich nicht zerstören, weshalb die Therapie lebenslang erfolgen muss. Die Kombinationstherapie wird bei entsprechendem Anlass auch als Prophylaxe eingesetzt. Die Kehrseite dieser Behandlung sind Nebenwirkungen und der mangelnde globale Zugang zu den entsprechenden Medikamenten. Die Entwicklung eines HIV-Impfstoffes gilt als wirkungsvollstes Mittel gegen die Ausbreitung von HIV. „Eine Impfung ist definitiv die bessere Lösung“, schließt sich Prof. Zangerle der Meinung vieler seiner KollegInnen weltweit an.

Lichtblick Antikörper-Therapie

Antivirale Gene könnten der Schlüssel zur Entwicklung einer HIV Gentherapie oder sogar eines Aids-Impfstoffes sein - davon ist Univ.-Prof.in Dorothee von Laer, Leiterin der Sektion für Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, überzeugt. Besonders interessant und effektiv sind dabei Gene, die vorrangig den Einbau des Provirus unterdrücken, weil gerade diese Gene die Zunahme nicht-infizierter, gengeschützter Zellen erwarten lassen. „Es ist uns gelungen, ein vielversprechendes antivirales Gen zu konstruieren, das den Eintritt des HI-Virus in die Zielzellen hemmt“, erklärt Prof.in von Laer den neuen und innovativen Forschungsansatz des Innsbrucker Teams. In einer bereits veröffentlichten Forschungsarbeit wurden dazu C Peptide - kleine Eiweißmoleküle, die als wirksame Hemmstoffe beim Eintritt von HI-Viren fungieren - von genetisch modifizierten Zellen produziert (Egerer et al., Mol. Ther. 2011). Dieses abgesonderte antivirale eintrittshemmende Peptid (iSAVE) übt einen schützenden „Zuschauereffekt“ auf benachbarte, nichtveränderte Zellen aus und unterdrückt in der Folge die Virusreplikation. Aids-PatientInnen könnten von diesen SAVE-Peptiden profitieren und darin eine wirksame und nebenwirkungsarme Alternative zur antiretroviralen Therapie finden.

Impfstoff könnte in zehn Jahren verfügbar sein

„Der Körper würde sozusagen sein eigenes Arzneimittel einsetzten - eben ein antivirales Protein“, blickt Prof.in von Laer in die Zukunft, in der das neue Gen letztendlich auch eine aktive Impfstoffwirkung zeigen soll. Dazu sind allerdings weitere Forschungen und vor allem klinische Studien notwendig. Ein Impfstoff gegen HIV könnte eventuell in zehn Jahren verfügbar sein, meint von Laer, deren Sektion übrigens der einzige Standort in Österreich ist, an dem schwerpunktmäßig in Zusammenarbeit mit der hiesigen Univ.-Klinik für Dermatologie zu HIV geforscht wird und die zudem eines von drei österreichischen Referenzlabors für HIV ist. Die Kompetenz der Innsbrucker Virologie hat noch ein weiteres Aushängeschild: Der nächste und 6. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress wird unter der Kongressleitung von Prof.in von Laers engstem Mitarbeiter, Univ.-Prof. Heribert Stoiber, vom 12. bis 15. Juni 2013 in Innsbruck stattfinden.

 Hintergrundinformationen:

 Welt-Aids-Tag: Der von der WHO erstmals 1988 ausgerufene und von der UNAIDS  organisierte Welt-Aids-Tag findet jährlich am 1. Dezember statt und zielt auf Toleranz und Solidarität mit HIV-Infizierten und Aids-Kranken.

 Fakten aus der 20. HIV-Kohorten Studie (AHIVCOS)

  • Rund 8.000 HIV-Infizierte in Österreich
  • Durchschnittsalter bei der Diagnosestellung: 35
  • 28.9 % der HIV-Infizierten sind Frauen
  • Aids/HIV Ambulanz Innsbruck: 547 PatientInnen (1. Halbjahr 2011)

Weiterführende Links:
Secreted antiviral entry inhibitory (SAVE) peptides for gene therapy of HIV infection. Egerer et al., Mol Ther. 2011 Jul;19(7):1236-44. Epub 2011 Mar 1
AGES - Informationen zur HIV-Kohortenstudie

 

Aidstag 

v.l.: Univ.-Prof. Robert Zangerle, Leiter der HIV-AIDS Ambulanz an der Universitätsklinik für Dermatologie, ao. Univ.-Prof. Heribert Stoiber, Sektion für Virologie, Univ.-Prof.in Dorothee von Lear, Direktorin der Sektion für Virologie, Dr.in Lydia Domoradzki, Leiterin der AIDS-Hilfe Tirol.

Foto: Medizinische Universität Innsbruck

Für medizinische Rückfragen

Univ.-Prof.in Dr.in Dorothee von Laer
Sektion für Virologie
Medizinische Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 9003 71700
E-Mail: Dorothee.von-Laer@i-med.ac.at

Univ.-Prof. Dr. Robert Zangerle
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie
Tel.: +43 512 504 23020
E-Mail: Robert.Zangerle@i-med.ac.at

Kontakt

Medizinische Universität Innsbruck
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Mag.a Doris Heidegger, Dr.in Barbara Hoffmann
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 71830
Mobil: +43 676 8716 72830
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.800 MitarbeiterInnen und ca. 2.800 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden drei Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. In der Forschung liegen die Schwerpunkte im Bereich der Molekularen Biowissenschaften (u.a. bei dem Spezialforschungsbereich „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“, Proteomik-Plattform), der Neurowissenschaften, der Krebsforschung sowie der molekularen und funktionellen Bildgebung. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck in der hochkompetitiven Forschungsförderung sowohl national, als auch international sehr erfolgreich.