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Mit Hilfe von Nanopartikeln Hörverlust therapieren

Durch das kürzlich beendete EU-Projekt „Nanoear“ konnten Nanopartikel entwickelt werden, die Medikamente gezielt in das Innenohr transportieren. Mit Hilfe der Erkenntnisse könnten in Zukunft Hörbeeinträchtigungen besser therapiert werden. Ein Team der Medizinischen Universität Innsbruck unter der Leitung von Univ.-Prof.in Dr.in Anneliese Schrott-Fischer und Dr. Rudolf Glückert hat an dem Projekt mitgearbeitet.

Innsbruck, 23.01.2012: In der Europäischen Union leben rund 44 Millionen Menschen mit einer Hörschädigung. Weltweit sind es annähernd 250 Millionen. Bis 2050 könnte die Anzahl der weltweit Betroffenen allerdings auf über 900 Millionen steigen, schätzt die WHO. Bisher sind viele Hörbeeinträchtigungen nicht therapierbar: Das Innenohr ist ein geschlossenes und schwer zugängliches Organ. „Schäden am Innenohr sind deshalb zur Zeit nur beschränkt therapierbar“, erklären Prof.in Anneliese Schrott-Fischer und Dr. Rudolf Glückert vom Forschungslabor für Innenohrbiologie der Innsbrucker HNO-Klinik. Durch die Zusammenarbeit von wissenschaftlichen und industriellen Partnern aus elf verschiedenen Ländern in dem Projekt „Nanoear“ konnten nun aber Nanopartikel entwickelt werden, die als Träger für Medikamente oder therapeutische DNA dienen. Diese können also gezielt an bestimmte Zellen ins Innenohr transportiert und dort freigesetzt werden. „Verwendet werden dafür Nanopartikel der dritten Generation, die in der Lage sind, verschiedene Moleküle aufzunehmen“, erklärt Prof.in Schrott-Fischer. „Noch sind die Partikel allerdings in einem Stadium, in dem sie nicht an PatientInnen angewendet werden können. Aber mit dem Projekt haben wir den Grundstock dafür gelegt, dass die Partikel weiterentwickelt und auch in der Praxis eingesetzt werden können.“ Es gibt daher die Hoffnung, mit Hilfe der Nanopartikel eine ganze Bandbreite von vielversprechenden neuen Therapiemöglichkeiten für die Behandlung von Hörbeeinträchtigungen zu entwickeln.

Invitro-Modell aus Innsbruck
An dem Projekt „Nanoear“ haben insgesamt 14 Universitäten und zehn Firmen aus elf verschiedenen Ländern gearbeitet. Koordiniert wurde die Forschungsarbeit von der Universität Tampere in Finnland. Das von der EU finanzierte Projekt hatte ein Volumen von 10,5 Millionen Euro. Vom Forschungslabor für Innenohrbiologie in Innsbruck waren Dr. Rudolf Glückert, Mag. Christian Pritz, Dr. József Dudás, Dr. Soumen Roy und BMA Mario Bitsche unter der Leitung von Prof.in Schrott-Fischer an dem Projekt beteiligt. „Unser Beitrag war vor allem die Entwicklung eines Invitro-Modells, mit dem die entwickelten Nanopartikel an Zellen und Organkulturen getestet werden konnten“, sagt die Teamleiterin. Dadurch konnte die Auswirkung der Partikel auf das lebende Gewebe erforscht werden.

MED-EL: Applikationsinstrument für Nanopartikel entwickelt
Auch das Tiroler Unternehmen MED-EL, eines der technologisch führenden Unternehmen auf dem Gebiet implantierbarer Hörlösungen, war an dem Projekt Nanoear beteiligt. „Auf der Suche nach innovativen und anspruchsvollen Hörlösungen stellt die Kombination von pharmazeutischen Anwendungen und Neurostimulationstechnologie eine vielversprechende Zukunft dar“, erklärt Teamleiter Dipl.-Ing. Roland Hessler. „Eine Reihe von Applikationsinstrumenten für Nanopartikel wurden von MED-EL im Rahmen des Nanoear-Projektes erfolgreich entwickelt und patentiert, darunter innovative Konzepte zur Wirkstoffapplikation über die Elektrode des Cochlea-Implantates.“

Fotos zum Download:

Prof.in Anneliese Schrott-Fischer mit ihren Mitarbeitern Mag. Christian Pritz, Dr. Rudolf Glückert und Dr. Jószef Dudás (v. l.)

Prof.in Anneliese Schrott-Fischer mit ihren Mitarbeitern Mag. Christian Pritz, Dr. Rudolf Glückert und Dr. Jószef Dudás (v. l.).

Foto: Medizinische Universität Innsbruck (MUI)

Mit Hilfe von Nanopartikeln könnten in Zukunft Hörschäden therapiert werden.

Mit Hilfe von Nanopartikeln könnten in Zukunft Hörschäden therapiert werden. (grün=Nanopartikel, rot=Sinneshärchen)

Foto: Medizinische Universität Innsbruck (MUI)

Mit Hilfe von Nanopartikeln könnten in Zukunft Hörschäden therapiert werden.

Mit Hilfe von Nanopartikeln könnten in Zukunft Hörschäden therapiert werden. (grün=Nanopartikel, rot=Sinneshärchen)

Foto: Medizinische Universität Innsbruck (MUI)

Cochlea-Implantat mit neuem Dosierungssystem für Medikamente.

Cochlea-Implantat mit neuem Dosierungssystem für Medikamente.

Foto: MED-EL

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Medienkontakt:
Medizinische Universität Innsbruck
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Dr.in Barbara Hoffmann
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Weiterführende Links:

Projekthomepage Nanoear
Video: Euronews-Bericht über das Projekt

Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.800 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.