Internationale Woche des Gehirns vom 12. bis 16. März
Was wir über unser wichtigstes Organ wissen sollten
In der EU ist jeder vierte Mensch von einer Erkrankung des Gehirns betroffen. Jeweils im März wird im Rahmen einer internationalen Aktionswoche auf diese Krankheitsbilder aufmerksam gemacht. Burnout, Stress, Schizophrenie sowie neurologische Infektionskrankheiten sind die Themen, die im Mittelpunkt der Veranstaltungen zur „Woche des Gehirns“ in Innsbruck stehen. Die öffentlichen Vorträge finden von Montag bis Donnerstag jeweils um 19.00 Uhr statt.
Erkrankungen des Gehirns zählen zu den am weitesten verbreiteten Leiden. Jüngste Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gehen davon aus, dass unter allen Ursachen für Belastungen durch Krankheiten („Burden of disease“) knapp 30 Prozent auf Erkrankungen des Gehirns zurückzuführen sind. Neben neurodegenerativen Erkrankungen wie z.B. die Alzheimer- oder die Parkinson-Krankheit kommen vor allem der Schlaganfall, die Schizophrenie, die Depression und Suchtkrankheiten häufig vor. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten belaufen sich in Europa auf über 380 Milliarden Euro pro Jahr.
1999 hat die amerikanische „Dana – Alliance for the Brain“ die weltweit jährlich stattfindende „Woche des Gehirns“ (Brain Awareness Week) ins Leben gerufen. Das erklärte Ziel ist es, Interesse an der Hirnforschung zu wecken. In Innsbruck organisieren NeurowissenschaftlerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck, unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Lars Klimaschewski und Univ.-Prof. Dr. Alois Saria, die Aktivitäten für eine breite Öffentlichkeit.
Veranstaltungswoche in Innsbruck
Interessierte erhalten bei freiem Eintritt einen Einblick in die Funktionsweise des Gehirns. „Warum fühlen sich viele Menschen ausgebrannt und gestresst?“ „Kann Stress krank machen?“ „Ist ein Suizid letzter Ausweg oder die Flucht vor dem Leben?“ Antworten auf diese und weitere Fragen geben WissenschaftlerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck. Die öffentlichen Vorträge finden von Montag bis Donnerstag jeweils um 19.00 Uhr statt.
„Für junge Menschen bietet die „Woche des Gehirn“ ein spezielles Programm, in dem Schulklassen die Möglichkeit haben, sich in die Welt des Gehirns einführen zu lassen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Lars Klimaschewski, Leiter der Division für Neuroanatomie. Renommierte NeurowissenschaftlerInnen kommen dafür in die Schulklassen. 20 Schulen in ganz Tirol nutzen dieses Jahr das Angebot.
Infektionskrankheiten des Gehirns
Zu den im Rahmen der Vorträge thematisierten akuten Infektionskrankheiten des Gehirns gehört die eitrige Hirnhautentzündung, von der es in Österreich ca. 200 Fälle pro Jahr gibt. Auch FSME („Zeckenhirnhautentzündung“) ist eine solche Erkrankung, die in Österreich 2011 bei rund 113 Betroffenen aufgetreten ist. 23 davon kamen aus Tirol. „Obwohl diese Erkrankungen durch die weitgehend flächendeckende Einführung von Impfungen deutlich zurückgedrängt werden konnten, sind weltweit Infektionskrankheiten des Gehirns noch ganz wesentlich für eine hohe Sterblichkeit und neurologische Folgeschäden verantwortlich“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Erich Schmutzhard von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie. Pro Jahr sterben rund eine Millionen Menschen, vorwiegend Kinder, an zerebraler Malaria, rund 150.000 Menschen an einer Tuberkulose des Gehirns und 50.000 bis 100.000 an Tollwut.
Starke Zunahme von Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson
Die Anzahl von neurodegenerativen Erkrankungen nimmt aufgrund der demographischen Entwicklung in den Industrienationen ständig zu. „Für die Alzheimer- und Parkinson-Krankheit wird mit einer drei- bis vierfachen Zunahme der Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2040 gerechnet“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe, Direktor der Univ.-Klinik für Neurologie in Innsbruck. „Neben der Weiterentwicklung effektiver Therapiestrategien gelten für die neurodegenerativen Erkrankungen vor allem die Früherkennung und die Entwicklung präventiver Therapien als wichtige Herausforderungen.“ Durch eine internationale Kooperation unter maßgeblicher Beteiligung der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie ist es so gelungen, Risikomarker für die Parkinson-Krankheit bei älteren Menschen zu identifizieren.
Geistige Fitness erhalten
Nicht jeder Gedächtnisaussetzer ist ein Hinweis auf eine schwerwiegende neurodegenerative Erkrankung. Auch bei jungen Leuten kann es vorkommen, dass ihnen Namen entfallen oder sie vergessen wo sie ihr Auto abgestellt haben. Solche Gedächtnisstörungen können durch Stress, Schlafstörungen, rezeptpflichtige Arzneimittel sowie Depressionen bedingt sein. „Wenn wir älter werden, brauchen wir möglicherweise einfach länger, um neue Informationen zu speichern“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe. „Umso wichtiger ist es dann, sich gut zu konzentrieren. Betroffene sollten versuchen, Ablenkungen zu vermeiden und Störungen auf ein Minimum zu reduzieren, während sie neue Informationen aufnehmen.“
Etliche Langzeitstudien zeigen darüber hinaus, dass für die Gesundheit des Gehirns nicht nur die Veranlagung, sondern auch die Lebensweise entscheidend ist. Maßnahmen, die einer guten Herzgesundheit zuträglich sind, wie Sport und die Kontrolle des Gewichtes sowie der Cholesterin- und Blutzuckerwerte und Stressreduktion, tragen daher auch zur Gesundheit des Gehirns bei.
Angst und Depressionen: Öffentliche Wahrnehmung nimmt zu
Angst und Depression zählen in Europa zu den am häufigsten beobachteten psychischen Störungen. „Entgegen der üblichen Annahme nehmen diese Erkrankungen aber nicht wirklich zu, allenfalls werden sie häufiger diagnostiziert, vielleicht auch weil die öffentliche Wahrnehmung diesen Erkrankungen gegenüber deutlich größer geworden ist“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker, Direktor des Departments für Psychiatrie und Psychotherapie. Schizophrenie ist im Gegensatz zu den oben genannten eine eher seltene Erkrankung, die aber mit einem hohen persönlichen und sozialen Belastungsniveau verknüpft ist. „Bei früher Diagnose und Behandlung ist die Prognose günstig und viele Menschen können durchaus ein erfülltes Leben in unserer Gesellschaft führen.“ An der Univ.-Klinik für Psychiatrie in Innsbruck beschäftigen sich unterschiedliche Arbeitsgruppen mit modernen Behandlungsmöglichkeiten für schizophrene Menschen und tragen in Forschungsprojekten dazu bei, neue Medikamente zu entwickeln.
Wissenschaftskolleg erforscht in Innsbruck die Ursachen vieler Erkrankungen
Die kausalen Ursachen vieler Erkrankungen des Gehirns sind noch nicht genau bekannt. Es gibt zwar symptomatische Therapien, aber keine Heilung. Vor diesem Hintergrund ist die Forschungsarbeit im österreichweit einzigen Doktorats(PhD)-Kolleg im Bereich der Hirnforschung über die „Signalverarbeitung in Nervenzellen/Signal Processing in Neurons“ (SPIN) in Innsbruck von großer Bedeutung. „Wir arbeiten daran, die komplexen molekularen und zellulären Prozesse im Gehirn zu verstehen“ erklärt Univ.-Prof. Dr. Georg Dechant, Leiter der „Gemeinsamen Einrichtung für Neurowissenschaften“. Davon erhofft sich das Wissenschaftskolleg langfristig wichtige Erkenntnisse für die Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems.
Programm „Woche des Gehirns“ in Innsbruck:
Beginn: 19:00 Uhr, Eintritt frei
Montag, 12. März: Infektionen des Nervensystems, Univ.-Prof. Erich Schmutzhard
Dienstag, 13. März, gr. Hörsaal MZA: Burnout und Depressionen – die neue Volkskrankheit?, Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Sperner-Unterweger
Mittwoch, 14. März, gr. Hörsaal Chirurgie: Suizid: Letzter Ausweg oder Flucht vor dem Leben?, Ao. Univ.-Prof. Dr. Eberhard Deisenhammer
Donnerstag, 15. März, gr. Hörsaal Chirurgie: Schizophrenie – Fakten und Mythen, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker
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Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.800 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.