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Weiss-Forschungspreis: Sicherheit in klinischen Verfahren steigern

Der Weiss-Preis, der höchstdotierte privat finanzierte Forschungspreis Österreichs im Bereich der Anästhesie, feiert sein 10-jähriges Jubiläum und wird in diesem Jahr an Ottokar Stundner von der Medizinischen Universität Innsbruck verliehen. Diese Auszeichnung, die von der Weiss-Wissenschaftsstiftung über den Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF vergeben wird, ermöglicht es dem Anästhesisten, die Sicherheit klinischer Verfahren zu verbessern.

Betäubungsverfahren finden breite Anwendung in der Medizin, angefangen von kleinen ambulanten Eingriffen bis hin zu umfangreichen Operationen und Schmerztherapien. Es wird angenommen, dass in Österreich jährlich Hunderttausende bis zu einer Million solcher Verfahren durchgeführt werden.

Für Lokal- und Regionalanästhesien steht eine ganze Reihe von Anästhetika zur Verfügung, die sich in ihrer Wirkdauer und in der Geschwindigkeit des Wirkungseintritts erheblich voneinander unterscheiden. Es ist gängige Praxis, für diese Verfahren verschiedene Lokalanästhetika miteinander zu vermischen, um eine schnellere Wirkung und längere Dauer zu erreichen. Zudem werden oft auch noch andere Wirkstoffe (z. B. Opioide, Steroide, Bicarbonat) – sogenannte Adjuvantien – hinzugemischt, um Wirkeintritt und -dauer noch weiter zu verbessern. Gelegentlich können sich bei der Verwendung bestimmter Mischungen kleine Kristalle bilden. Diese winzigen Kristalle, etwa von der Größe eines Sandkorns, bergen jedoch das Risiko, bei der Injektion Blutgefäße oder Nerven zu verletzen.

Das Forschungsinteresse von Ottokar Stundner von der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin (Direktorin: Barbara Sinner) liegt darin, potenzielle Risiken im Zusammenhang mit der Verwendung solcher Präparate zu verstehen und zu minimieren. Ziel seiner Studie ist es, die Kristallbildung von verschiedenen klinisch gängigen Mischungen genau zu klassifizieren, die Kristalle mit innovativer Mikroskopie- und Analysetechnik zu untersuchen, sie über einen längeren Zeitraum zu beobachten sowie ein In-vivo-Modell zur genaueren Einordnung der klinischen Relevanz dieser Ergebnisse vorzubereiten.

Translationale Forschung

„Der Preis der Dr. Gottfried und Dr. Vera Weiss Wissenschaftsstiftung ermöglicht es uns, die Sicherheit von klinisch etablierten Verfahren noch einmal kritisch zu hinterfragen – im Speziellen, die potenziell toxischen Effekte von injizierten Kristallen zu untersuchen. Wir arbeiten intensiv daran, unsere ersten Erkenntnisse aus dem Labor in ein translationales, das heißt praxisnahes und -relevantes Forschungsmodell zu übertragen, wozu das Preisgeld einen unschätzbaren Beitrag leisten wird. Wir sind überzeugte ,Clinician Scientists‛, das heißt, einen Großteil unserer Zeit widmen wir der Patient:innenversorgung – gerade daraus erklärt sich unser großes praktisches Interesse an dieser speziellen Fragestellung. Auch wenn der Weiss-Preis offiziell einer Person zuerkannt wird, möchte ich betonen, dass die Auszeichnung unserer gesamten Forschungsgruppe und damit auch meinen Kollegen Lukas und Elisabeth Gasteiger gebührt, da jede(r) Einzelne einen unerlässlichen Teilbereich abdeckt“, so Ottokar Stundner anlässlich der Preisübergabe.

Preisträger Ottokar Stundner ist gebürtiger Vorarlberger, hat in Salzburg Humanmedizin und in London Business Administration und Public Health studiert. Nach der Facharztausbildung für Anästhesie und Intensivmedizin an der Universitätsklinik Salzburg und einem Forschungsaufenthalt am Weill Cornell Medical College in New York City arbeitet und forscht er seit drei Jahren an der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin in einer Arbeitsgruppe mit Lukas Gasteiger und Elisabeth Gasteiger, zu verschiedenen klinisch-wissenschaftlichen Themen in der Anästhesie und Intensivmedizin, u.a. dem Verhalten von Lokalanästhetika-Mischungen, Regionalanästhesie in der Herz/Thoraxchirurgie, und Perioperative Data Science.

Statements

„Das bemerkenswerte Engagement von Dr. Gottfried und Dr. Vera Weiss für ihre jeweiligen Fachgebiete Meterologie und Anästhesie wirkt über ihren Tod hinaus und wird durch die Weiss-Wissenschaftsstiftung so erfolgreich fortgesetzt. Das erfüllt meinen Vorstandskollegen Wolfgang Putz und mich Jahr für Jahr mit großer Freude. Mit dem 10. Weiss-Preis im Bereich der Anästhesie dürfen wir stolz auch ein kleines Jubiläum feiern. In diesem Sinne möchte ich Ottokar Stundner im Namen der Weiss-Wissenschaftsstiftung ganz herzlich gratulieren und viel Erfolg für das Forschungsprojekt wünschen“, so Rudolf Bauer, Vorstand der Weiss- Wissenschaftsstiftung.

„Die Forschungsförderung durch den FWF ist essenziell für die Grundlagenforschung wie auch für die klinische Forschung in Österreich. Als Medizinische Universität schaffen wir seit 20 Jahren Wissen, das weitergegeben und gelebt wird. Dieser Preis ist ein Zeichen für die translationale Ausrichtung und die hohe Qualität der Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck“, so Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck.

„Die Medizinische Universität Innsbruck ist stolz auf Ottokar Stundner. Mit dem Preis der Gottfried-und-Vera-Weiss- Wissenschaftsstiftung im Bereich Anästhesie wird ein exzellentes Forschungsprojekt und in diesem Fall besonders auch dessen Stellenwert für die klinische Forschung honoriert. Mit den Erkenntnissen daraus kann die Therapie von Patientinnen und Patienten direkt verbessert werden“, gratuliert Birgit Hochenegger-Stoirer, Vizerektorin für Finanzen und Digitalisierung.

„Vor einem Jahrzehnt begann der FWF seine Zusammenarbeit mit der Weiss-Stiftung. Diese Partnerschaft markierte den Start unseres Engagements, die Wissenschaft auch durch philanthropische Mittel zu unterstützen. Wir sind stolz darauf, dass diese Kooperationen dazu beigetragen haben, wegweisende Forschungsprojekte zu ermöglichen“, so Ursula Jakubek, kaufmännische Vizepräsidentin des FWF in ihrer Ansprache. „An dieser Stelle möchte ich der Weiss-Wissenschaftsstiftung für ihr Vertrauen in den FWF unseren Dank aussprechen und dem Preisträger Ottokar Stundner viel Erfolg für sein spannendes Projekt wünschen“, so Jakubek abschließend.

Philanthropie für Wissenschaft und Forschung

Das steigende gemeinnützige Engagement von Privatpersonen und Organisationen macht es möglich, immer mehr exzellente Forschende zu unterstützen. Derzeit werden über den FWF Forschungsprojekte im Ausmaß von 1,5 Millionen Euro pro Jahr durch private Zuwendungen finanziert. Zudem gründete der FWF als erster öffentlich finanzierter Forschungsförderer in Europa mit der alpha+ eine gemeinnützige Stiftung, um mit privaten Zuwendungen Österreichs Forschenden mehr Möglichkeiten in der Grundlagenforschung zu eröffnen.

(20.3.2024, Text: FWF/D. Heidegger, Bilder: FWF/Luiza Puiu

Links:

Weiss-Preis Programmseite

alpha+ Stiftung

Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin

 

 

 

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