Dritte Auflage des EMS-AT für künftige Medizinstudierende in Österreich
2.058 StudienwerberInnen, die ab kommendem Wintersemester in Innsbruck Medizin studieren wollen, sind am 4. Juli 2008 eingeladen, sich dem EMS-AT zu stellen. Das Ergebnis dieses Eignungstests ist ausschlaggebend dafür, ob die jeweiligen KandidatInnen einen der 400 Studienplätze im Bereich der Human- und Zahnmedizin erhalten. Der Test wird auch heuer wieder unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen und strenger Aufsicht in den Messehallen in Innsbruck durchgeführt.
Die Vergabe der Studienplätze für das Studienjahr 2008/09 erfolgt heuer bereits zum dritten Mal mittels eines Studieneignungstests nach Schweizer Vorbild, der an den Universitäten von Innsbruck und Wien sowie in der Schweiz zeitgleich durchgeführt wird. Das EuGH-Urteil und die beschränkten Kapazitäten für eine hochqualifizierte Ausbildung haben die Verantwortlichen an den Medizinischen Universitäten Wien und Innsbruck von Beginn an dazu bewogen, ein objektives Auswahlverfahren zu suchen. Beim EMS-AT handelt es sich nicht um einen Wissenstest. Vielmehr werden bestimmte Fähigkeiten abgefragt, die im Studium und im späteren Beruf von großer Bedeutung sein werden. Der Test liefert ein Endergebnis, das nachweislich hoch mit dem tatsächlichen Studienerfolg korreliert und zudem schichtenneutral ist, da er Fähigkeiten und nicht Fleißeffekte misst. Zwei wichtige Grundprinzipien des Zulassungstests sind die Gleichheit der Testbedingungen für alle StudienwerberInnen und die Geheimhaltung der Testmaterialien vor, während und nach der Testabnahme. Am Prüftag, dem 4. Juli 2008, werden in einem schriftlichen, 2 x 3 Stunden dauernden Testverfahren folgende Fähigkeiten der Studienwerber geprüft:
- Differenzierte visuelle Wahrnehmung
- Verständnis für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen
- Räumliches Vorstellungsvermögen
- Quantitatives Problemlösen für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen
- Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit
- Verständnis und Interpretation medizinisch-wissenschaftlicher Texte
- Behalten von figuralem bzw. verbalem Material
- Interpretation von Diagrammen und Tabellen.
Bessere Beratung und Förderung von jungen Frauen
Die Ergebnisse der beiden EMS-AT 2006 und 2007 haben eine Differenz zwischen den Testergebnissen von Männern und Frauen ergeben. Dieser „Gender-Gap“ zeigt sich darin, dass sich verhältnismäßig mehr Frauen zum Test anmeldeten als ihn auch Frauen erfolgreich absolvierten bzw. zum Studium aufgenommen werden konnten. Für den Vizerektor Manfred Dierich war dies Grund genug, deswegen mit dem Landesschulrat für Tirol in Kontakt zu treten. Gemeinsam mit dem Landesschulinspektor Thomas Plankensteiner bzw. Landesschulinspektor Anton Zimmermann führte er in Innsbruck, Lienz, Wörgl, Imst, Landeck, Feldkirch und Bozen Informationsveranstaltungen durch mit dem Ziel, die interessierten SchülerInnen über ein Studium an der Medizinischen Universität Innsbruck zu informieren und insbesondere das EMS-AT-Verfahren und dessen Fragestellungen genauer vorzustellen. Zusätzlich sollten in persönlichen Beratungen für junge Frauen deren Erfolgschancen beim Test verbessert und die Studienwerberinnen in ihrem Vorhaben, Medizin zu studieren, gestärkt werden.
Klarer Ablauf – ohne Ausnahmen
Für den Testtag selbst (4. Juli 2008) wurde ein sehr klares, objektives Auswahlverfahren entwickelt. Die KandidatInnen werden ab 7.30 Uhr ins Messegelände und ab 8.00 Uhr in die Testräume eingelassen. An den jeweiligen Eingängen werden dabei die Personalien der KandidatInnen (amtlicher Lichtbildausweis) überprüft, außerdem müssen diese das entsprechende Einladungsschreiben, das sie bei der persönlichen Anmeldung im März erhalten haben, vorweisen. Aufgrund der Notwendigkeit, den gesamten Ablauf juristisch korrekt abzuwickeln, und des hohen Sicherheitsbedürfnisses für die Testinhalte werden diese Überprüfungen sehr genau und ohne Ausnahme mit Hilfe von MitarbeiterInnen des Österreichischen Wachdienstes (ÖWD) durchgeführt. Ab 9.30 Uhr werden die Testunterlagen verteilt und der erste Teil des Tests wird ausgeführt. Zwischen 13.00 und 14.00 Uhr gibt es eine Mittagspause und Anschluss daran findet bis 17.00 der zweite Testteil statt. Auch während des Tests werden die KandidatInnen in den sechs Testräumen im Messegelände beaufsichtigt. Insgesamt sind dafür ca. 180 Aufsichtspersonen im Einsatz. Der Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten der Medizinischen Universität Innsbruck, o.Univ.-Prof. Dr. Manfred Dierich, erklärt dazu: „Wir stehen auch heuer wieder sowohl logistisch als auch inhaltlich vor einer relativ großen Herausforderung: 2.058 Leute an einem einzigen Tag ohne Verzögerungen und äußerliche Beeinträchtigung durch dieses Testverfahren zu führen. Wir haben aus den Erfahrungen in den letzten beiden Jahren gelernt und es ist uns im Sinne der KandidatInnen sehr wichtig, dass der Stress und der Druck für alle, die im nächsten Wintersemester bei uns ein Studium beginnen wollen, nicht unnötig vergrößert wird. Ich bin daher auch heuer wieder zuversichtlich, dass alles reibungslos über die Bühne gehen wird.“
Ergebnisse und Zulassung
Im Anschluss an den Test werden die Unterlagen wieder in die Schweiz zurückgeschickt und dort ausgewertet. Spätestens Ende Juli werden dann die Ergebnisse auf der EMS-Homepage (www.eignungstest-medizin.at) veröffentlicht. Die Feststellung der Ergebnisse führt zu einer gemeinsamen (Medizinische Universitäten Wien und Innsbruck) Rangordnung der StudienwerberInnen für die jeweiligen Studienrichtungen (Human- und Zahnmedizin). Die Zulassung erfolgt dann bis Mitte September in den Studienabteilungen der beiden Medizinischen Universitäten in Wien und Innsbruck. Zu diesem Zeitpunkt werden auch die für eine Zulassung erforderlichen sonstigen Voraussetzungen und Dokumente überprüft (Reifeprüfungszeugnis u. a., siehe auch Informationen über allgemeine Zulassungsbestimmungen auf den Webseiten der jeweiligen Universitäten). Sollten StudienwerberInnen nach der gemeinsamen Rangordnung des Eignungstests grundsätzlich einen Studienplatz haben, jedoch am gewählten Studienort (Wien oder Innsbruck) keine Plätze mehr verfügbar sein, sondern nur noch am alternativen Studienort, so können sie für den alternativen Studienort optieren. StudienwerberInnen, die aufgrund der Rangliste einen Studienplatz haben, müssen binnen 20 Tagen nach Beginn der Zulassungsfrist für das Wintersemester 2008/09 nachweislich erklären, diesen Studienplatz in Anspruch nehmen zu wollen, da dieser ansonsten verfällt bzw. an eine/n Nächstgereihte/n weitergeht.
1.140 Studienplätze in Innsbruck und Wien
Für die Studienfächer Human- und Zahnmedizin sind im nächsten Studienjahr in Innsbruck 360 bzw. 40, in Wien 660 bzw. 80 verfügbar. Insgesamt stehen damit in Wien und Innsbruck 1.020 Studienplätze für Humanmedizin und 120 Plätze für Zahnmedizin zur Verfügung. Die Studienplatzzahlen errechnen sich an den Medizinischen Universitäten über die ab dem zweiten Studienabschnitt infrastrukturell tatsächlich vorhandenen Platzkontingente für den stark praxisorientierten Studienbetrieb. Dabei sind die Zahlen abhängig von der Patientenzahl in den jeweiligen Universitätskliniken.
Quotenregelung bleibt
Vor zwei Jahren wurde seitens des Ministeriums eine so genannte Quotenregelung erlassen. Diese sieht vor, dass 75 Prozent der verfügbaren Studienplätze an Studierende mit österreichischem oder gleichgestelltem Reifezeugnis (Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg), 20 Prozent an Studierende mit anderen EU-Reifezeugnissen und 5 Prozent an Studierende mit Reifezeugnis aus allen anderen Ländern vergeben werden. Diese Regelung soll helfen, die künftige ärztliche Versorgung in Österreich nicht zu gefährden, nachdem sich vor allem sehr viele Deutsche um einen Medizinstudienplatz in Österreich beworben haben. Wissenschaftsminister Dr. Johannes Hahn ist es gelungen, innerhalb der EU entsprechendes Verständnis zu gewinnen und zu vereinbaren, dass die Quotenregelung fünf Jahre weiter aufrecht erhalten werden kann und damit die befürchteten negativen Effekte nicht eintreten werden.