Experten informierten am vierten Tiroler Impftag
Die Impfmüdigkeit ist ein "deutschsprachiges" Problem. Während Impfungen in vielen angelsächsischen Ländern selbstverständlich sind und ungeimpfte Kinder keine Kindergärten oder Schulen besuchen dürfen, sind Impfungen in deutschsprachigen Ländern umstritten, obwohl keine medizinische Maßnahme nachweislich mehr Menschenleben rettet. Beim vierten Tiroler Impftag am 7. März diskutierten Expertinnen und Experten der Medizinischen Universität Innsbruck und Wien über Vor- und Nachteile von Impfungen.
Basierend auf der engen Kooperation in den Bereichen Diagnostik, Lehre und Forschung zwischen der von Rektor-Stellvertreter Univ.-Prof. Manfred Dierich geleiteten Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie und der Univ.-Klinik für Pädiatrie I unter der Leitung von Univ.-Prof. Lothar-Bernd Zimmerhackl wurde der vierte Tiroler Impftag auch heuer wieder gemeinsam und mit großem Erfolg durchgeführt. Der von Univ.-Prof. Reinhard Würzner und Univ.-Prof. Cornelia Speth koordinierte Impftag präsentierte sich als gelungene Informationsveranstaltung mit Rekordbesucherzahl.
Impfungen gegen Kinderkrankheiten auch für Jugendliche und Erwachsene
Nach der Begrüßung und Einleitung durch Rektor-Stellvertreter Prof. Dierich berichtete Prof. Zimmerhackl über die Rotavirusimpfstoffe, die Säuglinge vor einer schweren Durchfallserkrankung und damit auch vor einem stationären Aufenthalt bewahren können, sowie über die wichtigen Masernimpfungen, besonders im Hinblick auf die letzt jährige, vornehmlich im Raum Salzburg aufgetretene Epidemie. PD Dr. Martina Prelog von der Innsbrucker Kinderklinik, stellte die Impfung gegen Pneumokokken vor. Pneumokokken sind jene Bakterien, die zu den häufigsten Erregern der schweren Lungen- und Hirnhautentzündung im Säuglingsalter zählen. Prof. Würzner ging im Anschluss auf die Impfung gegen Meningokokken der Gruppe C ein. „Diese sind deutlich virulenter als die Serogruppe B. Insbesondere Jugendliche sollten sich daher impfen lassen“, rät Prof. Würzner. Prof. Heidi Holzmann vom Wiener Institut für Virologie präsentierte anschließend Details der letzt jährigen FSME-Saison. Das FSME-Virus, welches jedes Jahr über ein Dutzend stationäre Aufnahmen in Tirol mit zum Teil bleibenden Hirnschäden verursacht, kann auch über Rohmilch und Rohmilchkäse übertragen werden, wie vier Fälle aus Vorarlberg gezeigt haben.
Krebs, Gürtelrose und Influenza-Pandemie
Impfen kann man auch gegen Krankheiten, die auf den ersten Blick nicht unbedingt als Infektion erkennbar sind. Mit einer, wegen eines Todesfalles im zeitlichen, aber nicht ursächlichen Zusammenhang der Impfung unzulässigerweise in den Medien abqualifizierten, aber sehr sicheren Papilloma-Virus-Impfung können zwei Drittel der Gebärmutterhalskrebse verhindert werden, wie Prof. Andreas Widschwendtner von der hiesigen Frauenklinik berichtete. Auch die extrem schmerzhafte und schwer therapierbare „Gürtelrose“ im Alter kann durch eine Impfung, so Prof. Reinhard Höpfl von der Hautklinik Innsbruck, wenn auch nicht immer verhindert, so doch häufig wenigstens abgeschwächt werden. Frau Dr. Birgit Weinberger vom Innsbrucker Alternsforschungsinstitut berichtete über die Influenza-Impfung, insbesondere in Hinblick auf die Immunantwort des älteren Menschen und empfahl, mit den für das Alter empfohlenen Impfungen früh anzufangen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vierten Tiroler Impftages wurden weiters mit den Vorbereitungen Österreichs auf die nächste Influenza-Pandemie konfrontiert, die von Prof. Michael Kunze, Leiter des Wiener Instituts für Sozialmedizin und maßgeblicher Mitarbeiter in diesem Krisenstab, im Detail dargestellt wurden. Zum Abschluss ging der Vorsitzende des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrats, Univ.-Prof. Ingomar Mutz, auf Neuerungen im Impfkalender ein. ReferentInnen und VertreterInnen von fünf Impfstoffherstellern standen den Besuchern in den Pausen Rede und Antwort.
„Die gute Resonanz der vergangenen Veranstaltungen und die heurige Rekordbesucherzahl von über 140 Ärzten und Apothekern motiviert uns, auch im nächsten Jahr wieder einen Tiroler Impftag durchzuführen“, blickt Organisator Würzner in die Zukunft.
Bilder finden Sie unter http://www.i-med.ac.at/public-relations/medienservice/
Kontakt:
Ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner
Direktor des Österreichischen EHEC Referenzzentrums
Stellv. Direktor der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin
Medizinische Universität Innsbruck
Fritz-Pregl-Str. 3
A-6020 Innsbruck
T: +43 512 9003 70707
F: +43 512 9003 73700
Reinhard.Wuerzner@i-med.ac.at
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