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Lise-Meitner-Lectures: Physikerinnen als Role Models 

"Die ältesten Sterne im Universum" - öffentlicher Vortrag am 27.10.2010 

Die Physikalischen Gesellschaften für Österreich und Deutschland veranstalten jährlich die Lise-Meitner-Lectures. In Innsbruck machen die Lectures am 27.10.2010 um 18:00 Uhr in der Universitätsaula Station: Gastlektorin ist Dr. Anna Frebel, Harvard University, zum Thema: „Die ältesten Sterne im Universum und die chemische Entwicklung unserer Galaxie“. Der Vortrag ist bei freiem Eintritt öffentlich. Das Ziel der Lectures ist die Erhöhung der Sichtbarkeit von erfolgreichen Frauen in Naturwissenschaften und Technik, die Hinführung von jungen Menschen, speziell Frauen, zu den Naturwissenschaften und der Abbau von Berührungsängsten in der Bevölkerung. Prof. Dr. Monika Ritsch Marte vom Department für Physiologie und Medizinsche Physik, Sektion für Biomedizinische Physik, der Medizinischen Universität Innsbruck ist Initiatorin und Koordinatorin der Vortragsserie für die Österreichische Seite.

Die nach der Kernphysikerin Lise Meitner benannte Veranstaltungsreihe wurde 2008 von der Österreichischen und Deutschen Physikalischen Gesellschaft ins Leben gerufen. Zielsetzung der Lise-Meitner-Lectures ist es, herausragende Physikerinnen vorzustellen sowie Schülerinnen und Frauen für Physik zu begeistern. Sie finden in diesem Jahr in Innsbruck und Göttingen statt. Am 27.10.2010 erzählt die erst 30-jährige Astrophysikerin und diesjährige Gastlektorin Prof. Anna Frebel im Rahmen der Lectures in Innsbruck von den ältesten Sternen des Weltalls.

Kosmische Methusalems

Die kosmischen Methusalems, um die es in Prof. Frebels Vortrag geht, sind mehr als zehn Milliarden Jahre alt. Ihre Erforschung gibt Aufschluss darüber, wie nach dem Urknall die ersten Sterne entstanden. Der öffentliche Vortrag von Anna Frebel ist die 3. Lise Meitner Lecture nach Prof. Mildred Dresselhaus vom MIT 2008 und Prof. Cecilia Jarlskog von der Universität Lund 2009. Anna Frebel selbst zählt bereits jetzt zur Top-Liga der Himmelsforschung. Sie wuchs in Göttingen auf und arbeitet heute an der US-amerikanischen Harvard University.

Mehr Frauen in die MINT-Fächer

Frauen sind in MINT-Fächern  nach wie vor unterrepräsentiert: An Österreichs Universitäten und Fachhochschulen studieren zurzeit nur rund ein Drittel der StudentInnen ein MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Ein MINT-Erststudium abgeschlossen haben im Studienjahr 2008/09 an den Unis 5.600 Personen, an den FH 2.700. Bei Studienanfängern wie auch bei den Abschlüssen an den Unis beträgt die Frauenquote allerdings nur rund ein Drittel, an den Fachhochschulen rund ein Fünftel. „Das ist eine Situation, mit der wir nicht zufrieden sein können“, so Prof. Monika Ritsch-Marte von der Biomedizinischen Physik der Medizinischen Universität Innsbruck und Mitveranstalterin der Lise-Meitner-Lectures. „Sowohl im Studium als auch im Beruf müssen Bedingungen geschaffen werden, die es Frauen ermöglichen, ihr Interesse an der Physik zu entfalten und durchzuhalten. Bei diesem Vorhaben sind weibliche Vorbilder wie Anna Frebel ungemein wichtig.“ Das Interesse für Physik und Naturwissenschaften kann und soll schon im Kindesalter gefördert werden. „Dazu möchten wir nicht nur die Kindergärten, sondern auch die Eltern aufrufen: Unterstützen Sie die natürliche Neugier Ihrer Kinder, wenn es um naturwissenschaftliche Fragen geht!“, so die Quantenoptikerin Ritsch-Marte. Eine Maßnahme ist die Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat für Tirol und die  Einladung zu den Lise-Meitner-Lectures an Tirols PhysiklehrerInnen und ihre Klassen. 

Informationen zu den Lise-Meitner-Lectures

Mit dieser jährlichen Veranstaltungsreihe von der Österreichischen und Deutschen Physikalischen Gesellschaft (www.oepg.at) sollen herausragende Wissenschaftlerinnen aus Deutschland und Österreich, so genannte „Role Models“, einem breiten Publikum vorgestellt werden. Neben öffentlichen und allgemein verständlichen Vorträgen und einem jährlich stattfindenden Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler sind Treffen mit Schülerinnen und Schülern sowie Diskussionen mit jungen Frauen, Studierenden und Nachwuchsforschern vorgesehen. Mit den Lise Meitner Lectures soll verdeutlicht werden, dass die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) insgesamt einen bedeutenden Teil und Garant unserer Kultur in Gegenwart und Zukunft ausmachen.

Lise Meitner (1878-1968,  Quelle: Infofolder ÖPG)

Lise Meitner arbeitete auf dem Gebiet der Atomphysik und entdeckte gemeinsam mit Otto Hahn mehrere radioaktive Nuklide. 1939 lieferte sie gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung. Neben ihrer außergewöhnlichen fachlichen Begabung macht sie ihre interessante Persönlichkeit zu einer herausragenden Symbolgestalt für die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Menschen von heute anspricht. Als Frau und vor allem Jüdin musste sie mit massiven persönlichen Nachteilen, die sogar mit Lebensgefahr für ihre Person verbunden waren, fertig werden. Lise Meitner war eine der wenigen prominenten Physikerinnen ihrer Zeit: Nach der offiziellen Zulassung von Frauen zum Studium in Österreich 1899 war sie eine der ersten Frauen, die studierte und die zweite, die an der Universität in Wien 1906 promovierte. In Deutschland habilitierte sie sich 1922 als dritte Frau im Fach Physik und 1926 erhielt sie als erste Frau im Bereich Physik eine Stelle als außerordentliche nichtbeamtete Professorin. Sie hat ihr Leben der Wissenschaft gewidmet, aus ihrer Zeit und aus ihrer Lebenssituation heraus scheint es für sie keine Vereinbarkeit mit einer eigenen Familie gegeben zu haben.

Ausstellung Lise Meitners Töchter: Physikerinnen stellen sich vor

„Role Models“ leisten einen wichtigen Beitrag, um Schülerinnen und Schüler, Studierende und junge Menschen allgemein für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und entsprechende Berufe zu begeistern.  Zentrales Anliegen der Role-Model-Ausstellung ist es, insbesondere junge Mädchen und Frauen z. B. an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen über den Lebenslauf und den wissenschaftlichen Werdegang von Physikerinnen zu informieren – auch um damit die beruflichen Perspektiven und Möglichkeiten aufzuzeigen. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind sehr gut: Derzeit gibt es alleine in Deutschland rund 5.000 offene Stellen für PhysikerInnen. Diese Zahl entspricht in zwei kompletten Absolventenjahrgängen in der Physik. Diese Role-Model-Ausstellung steht nun seit Juli 2009 bundesweit allen Einrichtungen, die junge Menschen für die Physik und MINT-Berufe begeistern möchten, kostenlos als Download auf dem DPG-Internetauftritt zur Verfügung. Die Ausstellung wird kontinuierlich um weitere Role Models erweitert. Die einzelnen Poster sowie die gesamte Ausstellung können frei heruntergeladen werden. Wahlweise in einer gekürzten Version (zum Ausdruck auf einem herkömmlichen Drucker, empfohlen wird ein DIN-A3-Drucker) oder als Vollversion.

Profil Role-Model Prof. Dr. Monika Ritsch-Marte

„Schon als Kind war ich von Licht fasziniert. Zu Anfang bis nach meiner Habilitation  habe  ich  mich  mit  den  Quanteneigenschaften  von  Licht  beschäftigt und untersucht, unter welchen Bedingungen sich  die seltsame Quantennatur des Lichts bemerkbar macht. Doch seit nunmehr zehn Jahren bin ich auf dem Gebiet der Biomedizinischen Optik aktiv. In meiner Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Licht in der Medizin und der Biomedizinischen Forschung. Hier reizt mich besonders die Möglichkeit, mit unseren Projektthemen den gesamten Bogen zwischen  reiner  physikalischer  Grundlagenforschung  bis  hin  zu konkreten medizinischen Anwendungen schlagen zu können.  So haben wir zum Beispiel in einem Projekt zusammen mit der Neurochirurgie einen Beitrag zur Bekämpfung von Gehirntumoren geleistet, die in der Photodynamischen  Therapie  (PDT)  mit  Hilfe  eines  so  genannten Photosensitizers behandelt werden, der sich in den Tumoren vermehrt einlagert und bei Bestrahlung mit Licht zum Zelltod  führt.  Wir  konnten  zeigen,  dass die  von  uns  verwendete  Substanz  bei gleichzeitiger Bestrahlung mit Licht einer anderen Wellenlänge zusätzlich noch als Markierung für den Tumor dienen kann (…)“

 

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