Liechtenstein-Preis vergeben
Heute, am 15. März, wurde in Vaduz der Preis des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universitäten feierlich überreicht: Jeweils 4000 Euro gehen an Nicole Ehlotzky und Stefan Mayr von der Universität Innsbruck sowie an Heinz Zoller von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der seit 1983 jährlich verliehene Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. „Der Preis ist ein wichtiges Zeichen für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und den beiden Innsbrucker Universitäten", betonte der Liechtensteinische Regierungsrat Hugo Quaderer bei der feierlichen Verleihung in Vaduz. Er gratulierte der Preisträgerin und den beiden Preisträgern im Namen der Liechtensteinischen Regierung zu ihren hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen. „Für eine erfolgreiche Entwicklung müssen wir jungen vielversprechenden Köpfen entsprechende Rahmenbedingungen bieten", sagte Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck, bei der Verleihung. „Der Liechtenstein-Preis ist eine bedeutende Auszeichnung, die uns bei dieser Aufgabe sehr hilft." Günther Sperk, Vizerektor für Forschung der Medizinischen Universität Innsbruck betonte: „Diese Auszeichnung hat natürlich ihren finanziellen Wert, der ideele Wert ist für die Preisträger aber ungleich höher."
Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention
In ihrer mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Dissertation „Das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention im Lichte der Grundfreiheiten“ thematisiert Nicole Ehlotzky das Spannungsverhältnis zwischen einer nachhaltigen Entwicklung des Verkehrs im Alpenraum und den wirtschaftlichen Zielsetzungen des europäischen Binnenmarktes. Sie befasst sich mit dem Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention, einem völkerrechtlichen Vertrag, der durch einige Alpenstaaten – unter anderem auch durch Österreich und Liechtenstein – ratifiziert, durch die Europäische Union (EU) jedoch bisher nur unterzeichnet worden ist. Untersucht wird, ob sich aus dem Verkehrsprotokoll und dem EU-Recht widersprüchliche Verpflichtungen ergeben. Darüber hinaus werden – nach einer detaillierten Analyse der einschlägigen Judikatur des Europäischen Gerichtshofs – konkrete Empfehlungen für eine unionsrechtskonforme Durchführung des Verkehrsprotokolls durch die Alpenstaaten erarbeitet.
MMag. Dr. Nicole Ehlotzky, geboren 1980, studierte Rechtswissenschaften und Wirtschaftsrecht an den Universitäten Innsbruck und Salamanca. Nach der Sponsion zur Magistra der Rechtswissenschaften 2004 arbeitete sie als juristische Mitarbeiterin in einer spanischen Rechtsanwaltskanzlei, als Rechtspraktikantin am Landes- und Bezirksgericht in Innsbruck sowie im Büro der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in Brüssel. Von 2007 bis 2011 war sie Universitätsassistentin am Institut für Europarecht und Völkerrecht der Universität Innsbruck, an dem sie ihr Doktoratsstudium mit Auszeichnung abschloss. Seit Herbst 2011 ist Ehlotzky Forschungsassistentin am Europainstitut der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des institutionellen und materiellen Europarechts sowie im österreichischen Verfassungsrecht, im Umweltvölkerrecht und im Weltraumrecht.
Embolie-Bildung in alpinen Pflanzen
Univ.-Prof. Mag Stefan Mayr erhält den Liechtensteinpreis für seine Forschungsarbeiten zur Bildung von Embolien in Pflanzen, die in den renommierten Fachzeitschriften Plant Physiology und New Phytologist publiziert wurden. Er konnte gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe zahlreiche Erkenntnisse über das Wassertransportsystem von Bäumen gewinnen, das unter extremen Bedingungen – u.a. aufgrund von Frostereignissen – durch die Bildung von Luftblasen unterbrochen wird. Anhand von Ultraschallmessungen zeigte er, dass eine Expansion von Blasen bereits während des Frierens möglich ist, während in Zentrifugationsexperimenten die klassische Tau-Expansionshypothese belegt werden konnte. Durch Frostereignisse induzierte Embolien sind ein wichtiger limitierender Faktor für viele Pflanzen und damit etwa in alpinen Systemen von großer physiologischer- und ökologischer Bedeutung.
Stefan Mayr, geboren 1969, studierte Biologie mit Schwerpunkt Ökologie an der Universität Innsbruck, wo er 1996 mit ausgezeichnetem Erfolg promovierte. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann 1995 als Forschungsassistent am Institut für Medizinische Chemie und Biochemie an der Universität Innsbruck, im folgenden Jahr wurde er Vertragsassistent am Institut für Botanik, wo er sich 2003 für das Fach Botanik habilitierte. Seit Oktober 2011 hat er dort den Lehrstuhl für Botanik/Wasserhaushalt der Pflanzen inne. Er leitet die Forschungsgruppe „Ökophysiologie“ und ist darüber hinaus Geschäftsführer der Firma ÖKOM, die als technisches Büro für Ökologie in den Bereichen Naturschutz und Landschaftsplanung tätig ist.
Neue Variante einer Eisenspeicherkrankheit identifiziert
Ao.Univ.-Prof. Heinz Zoller, Gastroenterologe und Hepatologe an der Univ.-Klinik für Innere Medizin II konnte mit seiner Arbeitsgruppe eine neue Variante der Eisenspeicherkrankheit aufklären, bei der Mutationen im Ferroportingen nicht zum üblichen Defekt des Eisenexportes führen, sondern zu einer Störung bei der hormonellen Kontrolle des Eisenstoffwechsels. Der Krankheitsmechanismus kann hier in Analogie zum ‚Altersdiabetes‘ durch eine Resistenz des Hormonrezeptors für das Eisenhormon Hepcidin erklärt werden. Im letzten Jahrzehnt konnten jene Transport- und Regulationsproteine identifiziert werden, die die Eisenaufnahme aus dem Darm, die Nutzung und Speicherung sowie den Austausch von Eisen zwischen den Organen kontrollieren. Viele dieser Mechanismen wurden im Zuge genetischer Untersuchungen an familiären Eisenspeicherkrankheiten identifiziert und führten zu einer Reklassifikation von Eisenüberladungssyndromen, wie etwa der Hämochromatose, die durch einen Hepcidin-Mangel gekennzeichnet ist. In der Regulation des Eisenhaushaltes kommt dem Eisenhormon Hepcidin eine Schlüsselrolle zu, indem es die Eisenaufnahme aus dem Darm reguliert. Ähnlich dem, durch Insulinmangel gekennzeichneten Diabetes mellitus, kann demnach die Hämochromatose mit dem Diabetes Typ I verglichen werden. „Wie bei einem genetischen Insulinrezeptordefekt wird auch bei der von uns neu definierten, atypischen Variante der Ferroportingen-Erkrankung die Bindung von Hepcidin an Ferroportin (exportiert Eisen aus dem Zellinneren ins Blut) gestört, was zu einem funktionellen Hepcidinmangel führt. Die Krankheitspräsentation ist ähnlich wie bei einer klassischen Hämochromatose, obwohl kein Hepcidinmangel vorliegt“, erklärt Preisträger Heinz Zoller.
Ao.Univ.-Prof. Heinz Zoller wurde 1972 in Innsbruck geboren, wo er Medizin studierte und 2004 habilitierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt als Wellcome Trust International Fellow an der University of Cambridge ist der dreifache Familienvater seit 2005 an der Universitätsklinik für Innere Medizin II tätig, wo er das Labor für Hepatologie leitet. Für seine Forschungsleistungen zur Regulation des Eisenhaushalts wurde Heinz Zoller bereits mehrfach ausgezeichnet. Erst kürzlich wurde er als Professor für Hepatologie an das Klinikum der Technischen Universität nach München berufen.
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Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.800 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.