Prof. Ernst Brandl-Preis für Jungforscher am Biozentrum Innsbruck
Der Mikro- und Molekularbiologe Michael Blatzer erhielt den Preis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung, der besonders innovative Leistungen würdigt. Blatzer ist in einer Forschungsgruppe am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck tätig und wurde für seine wegweisenden Arbeiten zum Virulenzfaktor eines krankheitserregenden Gießkannenschimmels geehrt. Die Entschlüsselung der Wirkungsweise von Virulenzfaktoren ist für die Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten von großer Bedeutung.
Innsbruck, 16.05.2012: Der mit 4.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung, benannt nach dem Mitentdecker des säurestabilen Penicillins, geht dieses Jahr an Mag.Mag.rer.nat. Michael Blatzer PhD. Die Verleihung fand am 15. Mai 2012 in festlichem Rahmen im Rathaus Schwaz statt. Ausgezeichnet wurde Blatzer für seine wegweisenden Arbeiten zur Entschlüsselung der Funktionen des Virulenzfaktors SrbA des krankheitserregenden Gießkannenschimmels Aspergillus fumigatus. Besonders bei immungeschwächten PatientInnen stellt eine durch den Pilz ausgelöste invasive Aspergillose eine gefährliche Infektion mit hoher Sterblichkeitsrate dar. Virulenzfaktoren werden jene Eigenschaften eines Mikroorganismus genannt, die seine krankmachende Wirkung (Virulenz) bestimmen. Ihre Entschlüsselung dient der Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Die Erkenntnisse des Mikro- und Molekularbiologen, der am Institut für Molekularbiologie des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck forscht, helfen in Zukunft, das therapeutische Potential von SrbA und der durch SrbA kontrollierten Stoffwechselwegen zu bestimmen.
Auszeichnung für Forschung zu Virulenzfaktor
Der humanpathogene Aspergillus fumigatus, ein Schimmelpilz aus der Familie der Gießkannenschimmel, gehört zu den global verbreitetesten Spezies, findet sich vor allem auf verwesenden Pflanzenteilen und kann durch seine in der Luft verbreiteten Sporen Allergien bewirken oder zu einem Aspergillom führen, wobei sich der Schimmel z. B. in den Nasennebenhöhlen oder auch der Lunge einnistet. Zudem besteht für immungeschwächte PatientInnen die Gefahr einer invasiven Aspergillose, bei der die Sporen in der Lunge auskeimen und zu einer Infektion mit einer Letalität, also Sterblichkeitsrate von über 50 Prozent führen. Zu den Virulenzfaktoren des Schimmelpilzes gehört der zentrale Genregulator SrbA, der einerseits eine effiziente Infektion der Wirtsorganismen ermöglicht, andererseits aber auch die Empfindlichkeit des Pilzes für Therapien mit Triazol-Verbindungen gewährleistet. Letztere werden häufig als Antimykotika (Arzneimittel zur Behandlung von Pilzinfektionen) und Fungizide (Wirkstoffe zur Abtötung von Pilzen und deren Sporen) eingesetzt. Die Arbeit von Michael Blatzer stellt eine molekulare Verbindung zwischen der Virulenz, der Triazol-Empfindlichkeit und der Anpassung an Eisen- bzw. Sauerstoffmangel von Aspergillus fumigatus her.
Mitarbeiter der Sektion für Molekularbiologie
Michael Blatzer wurde 1981 in Saalfelden, Salzburg, geboren und begann 2000 sein Biologiestudium an der Leopold Franzens Universität Innsbruck, wobei er sich schon früh auf den Bereich der Mikro- und Molekularbiologie spezialisierte. 2007 schloss er sein Studium mit einer Diplomarbeit zum Thema „Charakterisierung putativer Siderophorbiosynthesegene in ''Aspergillus fumigatus“ ab. Es folgte das Doktoratsstudium an der Sektion für Molekularbiologie am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck in der Arbeitsgruppe um ao.Univ.-Prof. Mag.Dr.rer.nat. Hubertus Haas an der Sektion für Molekularbiologie des Biozentrums Innsbruck. In dieser Zeit untersuchte er in Kooperation mit KollegInnen der Montana State University (USA) mit einem methodisch breit angelegten Ansatz die molekularen Wirkungsmechanismen von SrbA, die möglicherweise klinisch hochrelevant sind. 2011 erlangte er den PhD mit seiner Dissertation „Charakterisierung der Rolle von FreB, SidL und SrbA im Eisenstoffwechsel von Aspergillus fumigatus“. Die Studien wurden durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert.
Prof. Ernst-Brandl-Stiftung
Der Preis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung wird jährlich alternierend für Arbeiten aus dem Bereich der Medizinischen Universität Innsbruck sowie den Nachfolgefakultäten der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens Universität Innsbruck vergeben und besteht aus zwei Teilen: Der erste, wissenschaftliche Teil richtet sich vor allem an Arbeiten im Bereich der Life Sciences, die das Wohlergehen der Menschheit zum Ziel haben, einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen ermöglichen, die Ernährung für Menschen und Tiere sicherstellen oder die Lösung von Umweltproblemen beinhalten. Der zweite Teil des Preises wird für soziale Einrichtungen vergeben. In diesem Jahr wurden dabei das SOS Kinderdorf in Imst, die Lebenshilfe Tirol, Sektion Schwaz, der Sozialfonds der Stadt Schwaz, der Franziskaner-Ordens-Konvent, die Dekanatskirche Maria Himmelfahrt und die Pfarrkirche St. Barbara, alle in Schwaz, bedacht. Die Stiftung geht zurück auf den 1997 verstorbenen Prof. Ernst Brandl, der im Jahre 1952 gemeinsam mit Dr. Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt hat, was die Verabreichung des Antibiotikums in Form von Tabletten oder Sirup ermöglichte.
Fotos zum Download:
Die Bilder können unter Beachtung des Copyright honorarfrei verwendet werden.
Weiterführende Links:
- http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22144905
- http://biocenter.i-med.ac.at/
- http://mol-biol.i-med.ac.at/wg/molec_microbiol.html
Medizinische Rückfragen
ao.Univ.Prof.Mag.Dr. Hubertus Haas
Tel: 0043-512-9003-70205
E-Mail: hubertus.haas@i-med.ac.at
Medienkontakt:
Medizinische Universität Innsbruck
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Mag.a Amelie Döbele
Telefon: +43 512 9003 70080, Mobil: +43 676 8716 72080
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.800 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.