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Infektionskrankheiten im Kindesalter

Warum werden manche Kinder schwer krank, andere nicht?

An der Medizinischen Universität Innsbruck wird zum siebten Mal der renommierte Ilse- und Helmut-Wachter Preis verliehen. Am Samstag, den 1. Dezember erhält der weltbekannte Kinderarzt, Biochemiker und Immunologe, Prof. Jean-Laurent Casanova, die renommierte Auszeichnung für seine bahnbrechende Forschung zur Genetik von Infektionskrankheiten im Kindesalter.

Innsbruck, 30.11.2012: Eine der grundlegendsten Fragen auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten lautet: Warum entwickelt nur ein kleiner Teil infizierter Kinder eine klinische Erkrankung? Ein Beispiel sind Erkrankungen mit dem Herpesvirus: In selten Fällen kann es bei Kindern und Jugendlichen zu einer schwerwiegenden Komplikation, einer Entzündung des Gehirns, kommen. Der diesjährige Ilse- und Helmut-Wachter Preisträger Prof. Jean-Laurent Casanova stellte erstmals die Hypothese auf, dass das Zusammentreffen angeborener Einzelgendefekte die Immunität negativ beeinflusst und zum Auftreten schwerer Erkrankungen im Kindesalter führt. Der inzwischen weltbekannte Kinderarzt und Immunologe konnte eine neue Gruppe von Gendefekten beschreiben und charakterisieren, die offensichtlich gesunde Kinder dafür prädisponieren an einer bestimmten Infektion zu erkranken. So konnte er die molekulargenetischen Ursachen von verschiedenen kindlichen Infektionskrankheiten aufklären. Dazu zählt die bereits erwähnte Herpesvirusinfektion genauso wie mykobakterielle Erkrankungen, invasive Pneumokokkenerkrankungen oder chronisch mukokutane Candiasis (seltene Pilzinfektion). „Die Studienergebnisse des mehrfach ausgezeichneten Forschers und Kinderarztes bieten einerseits die Grundlage für genetische Beratungen und sind andererseits die Basis zur Entwicklung neuer therapeutischer Möglichkeiten“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber, Vorstandsvorsitzender der Ilse- und Helmut-Wachter Stiftung und Direktor des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck über die Hintergründe der  Entscheidung des Preiskomitees. „Auch in diesem Jahr sind für den Ilse- und Helmut Wachter Preis wieder zahlreiche herausragende Persönlichkeiten nominiert worden.“ „Prof. Casanova vereint das Know-How eines Kinderarztes, Immunologen und Genetikers in einer Person auf sehr hohem Niveau“, freut sich Univ.-Prof. Dr. Thomas Müller von der  Innsbrucker Univ.-Klinik für Pädiatrie I über die Auszeichnung für seinen renommierten Fachkollegen.

Weltweit vernetzte Zusammenarbeit kommt kleinen PatientInnen zu Gute
Weltweit kommen die Erkenntnisse von Prof. Casanova bereits kleinen PatientInnen zu Gute, auch in Innsbruck. „Wir haben Prof. Casanova schon Proben geschickt, wenn wir eine der von ihm beschriebenen seltenen Erkrankungen vermutet haben“, erklärt Prof. Müller. Die weltweit vernetzte Zusammenarbeit sei in der universitären Spitzenmedizin üblich. Nach Innsbruck werden daher zum Beispiel häufig Proben von Neugeborenen mit Verdacht auf eine seltene angeborene Durchfallerkrankung, der so gennannten Mikrovillus Einschlusserkrankung (MVID), geschickt. Die Medizin Uni Innsbruck gilt als eines der weltweit führenden Zentren für die Diagnostik und Erforschung von MVID und hat gerade im Bereich der Seltenen Erkrankung eine besondere Expertise.

Zum Preisträger
Prof. Casanova forscht seit 2008 an der Rockefeller Universität New York. Mit seinem Team versucht der studierte Biochemiker, Mediziner und Immunologe zu verstehen, warum  manche Kinder in Folge einer Infektion eine Erkrankungen bekommen, während andere Kinder mit derselben Infektion keine Krankheitssymptome zeigen. Bevor er 1999 zum Professor für Kinderheilkunde und pädiatrische Immunologie-Hematologie habilitierte hatte er in Paris studiert. Bis 2008 war er am Necker Krankenhaus & Schule für Medizin in Paris tätig. 2008 wechselte er dann nach New York. Prof. Casanova ist Mitglied in der European Molecular Biology Organization (EMBO) und der American Society for Clinical Investigation. Prof. Casanova hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Richard Lounsbery Award der französischen und amerikanischen Akademie der Wissenschaft 2008, den Oswald Avery Award 2009 von der amerikanischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten oder beispielsweise den Inbev Baillet-Latour Health Preis der Baillet-Latour-Foundation in Belgien 2011. Der renommierte Forscher kann auf 255 Originalpublikationen und 18.839 Zitierungen verweisen.

Fakten Ilse & Helmut Wachter-Preis
Der Ilse- und Helmut-Wachter-Preis ist einer der weltweit hochdotierten Wissenschaftspreise (Preissumme von € 15.000.-) und wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Medizinischen Forschung verliehen. Die Qualität der Nominierungen ist hoch. 1999 erging der Preis beispielsweise an die beiden israelischen Biochemiker Prof. Avram Hershko und Prof. Aaron Ciechanover, welche im Jahr 2004 den Chemie-Nobelpreis erhielten. Die Einrichtung des Ilse- und Helmut-Wachter Preises an der Medizinischen Universität Innsbruck sowie der gleichnamigen Stiftung geht auf den Lebenswunsch von Univ.-Prof. Dr. Helmut Wachter zurück, dem im Jänner 2012 verstorbenen ehemaligen Vorstand des Instituts für Medizinische Chemie und Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck. Prof. Dr. Wachter wollte mit diesem Preis seine Verbundenheit mit der Medizinischen Universität zum Ausdruck bringen und deren Ansehen in der Welt fördern. Der Preis ist für herausragende wissenschaftliche Leistungen in sämtlichen Gebieten der Medizin ausgesetzt und steht Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aller Nationalitäten offen. Der Preisträger wird von den Organen der Stiftung aus weltweit eingeholten Nominierungen ermittelt.
Die "Ilse & Helmut Wachter Privatstiftung" verfolgt den Zweck, durch Verleihung eines Geldpreises im Rahmen der Medizinischen Universität Innsbruck für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Medizin die medizinischen Wissenschaften zum Wohle der Menschheit zu fördern und so zum Ansehen der Medizinischen Universität Innsbruck beizutragen.
Weitere Informationen: http://www.wachterstiftung.org

Vorstand: 
- Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber, geschäftsführender Direktor des Biozentrums und Direktor der Sektion für Zellbiologie - Medizinische Universität Innsbruck
- ao. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fuchs, Biozentrum - Medizinische Universität Innsbruck
- Dr. Günter Unterleitner, Geschäftsführer myPEX Unternehmensberatung

 Bisherige PreisträgerInnen:
- Preisträger 2010: William A. Catterall für seine herausragende Forschung auf dem Gebiet der Ionenkanalforschung
- Preisträger 2007: Irving L. Weissman für seine Pionierarbeit in der Stammzell-Forschung
- Preisträger 2005: Cynthia J. Kenyon für die Entdeckung von Regulationsmechanismen des Alterungsprozesses bei C. elegans 
- Preisträger 2003: Wolfgang P. Baumeister für die Aufklärung der Struktur u. des Mechanismus des Proteasoms
- Preisträger 2001: Prof.Dr. Hanns Möhler für die Aufklärung der Beeinflussbarkeit der Angst durch Benzodiazepine
- Preisträger 1999 : Prof.Dr. Avram Hershko & Prof.Dr. Aaron Ciechanover für die Aufklärung des Ubiquitin-Systems

 

Fotos zum Download:

Ilse Helmut Wachterpreisträger_small

v. l.: Prof. Lukas Huber, Prof. Jean Laurent Casanova, Prof. Thomas Müller (Medizinische Universität Innsbruck/MUI)

Ilse Helmut Wachterpreisträger_small 

Prof. Jean Laurent Casanova (Medizinische Universität Innsbruck/MUI) 

Prof. Lukas Huber small 

Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber. (MUI/C. Lackner)

Prof. Thomas Müller_small 

 ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Müller. (MUI/C. Lackner)

 

 Die Bilder können unter Beachtung des Copyright honorarfrei verwendet werden.

 

 

Details zur Medizinischen Universität Innsbruck

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.400* MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. Neu im Studienplan seit Herbst 2011 ist das Bachelor-Studium der Molekularen Medizin. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.

*vollzeitäquivalent