Innsbrucker Forscher klären Ursache für Seltene Krankheit
- Hoffnung für bislang ursächlich nicht behandelbare erbliche Krankheit
- Fortschritt durch neu entdeckte Enzymfunktion
- Stabilisierung der Enzymfunktion könnte zu Therapieentwicklung beitragen
Das Sjögren Larsson Syndrom (SLS) ist eine Seltene Krankheit, der eine Störung im Bereich des Fettstoffwechsels zugrunde liegt. Aktuelle, im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichte Erkenntnisse aus der Sektion für Biologische Chemie des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck bringen nun neues Licht in die Funktionsweise des krankheitsspezifischen Fettstoffwechselenzyms FALDH. Damit könnte ein erster Schritt in Richtung effektiver Therapieentwicklung gesetzt sein.
Innsbruck, 25.08.2014: Ist die Aktivität des Enzyms Fettaldehyd-Dehydrogenase (FALDH) durch genetische Veränderungen unterdrückt, wird das Sjögren Larsson Syndrom ausgelöst. Die im Jahr 1957 erstmals entdeckte, rezessiv vererbte Krankheit zeigt sich klinisch durch eine fortschreitende spastische Lähmung der Extremitäten, Fischschuppenflechte der Haut (Ichthyose), starke Entwicklungsstörungen sowie glitzernde Einlagerungen in der Retina.Erste Symptome entwickeln sich pränatal und im Neugeborenen. Die Ursache der Krankheit, die mit einer Häufigkeit von bis zu 8 in 100.000 auftritt, kann bislang nicht behandelt werden.
Funktionsweise aufgeklärt
Dr. Markus A. Keller aus dem Team um ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Werner am Innsbrucker Biozentrum ist es in einer gelungenen Zusammenarbeit mit KollegInnen der Universität Innsbruck, dem Europäischen Molekularbiologie Labor Grenoble und der University of Cambridge nun gelungen, neue detaillierte Einblicke in das enzymatische Verhalten der FALDH aufzudecken. „Durch Mutationsstudien konnten wir zeigen, dass beim Sjögren Larsson Syndrom eine wichtige Türsteherfunktion gestört sein kann. Die FALDH verfügt über eine überraschende strukturellen Besonderheit: einen zusätzlichen Teil, welcher den Eingang zum Enzyminneren verdeckt. Dieser Teil der FALDH funktioniert wie ein Türsteher. Er entscheidet, wer rein darf und wer nicht, und bevorzugt langkettige Fettaldehyde“, so Erstautor Keller. Die Beschreibung dieser neuen Wirkungsweise der FALDH gelang mit Hilfe spezieller Methoden, wie Kernspinresonanz-Spektroskopie und Massenspektrometrie, die Aufklärung der räumlichen Anordnung mit Röntgenstrukturanalyse und baut auf vorangegangene Untersuchungen von Dr. Keller auf.
In weiterführenden Arbeiten an der Sektion für Biologische Chemie (Leiter Univ.-Prof. Dr. Klaus Scheffzek) des Biozentrums soll nun versucht werden, die strukturelle Basis der Wirkung von Stabilisatoren der FALDH zu verstehen und damit ursächlichen Therapieoptionen einen Schritt näher zu kommen. Zur Entwicklung innovativer Therapien des Syndroms hat Dr. Keller in einem früheren Forschungsaufenthalt an der Universität Bergen in Norwegen bereits Wirkstoffe identifiziert, die die FALDH Struktur stabilisieren können. Markus A. Keller, der mit einem Erwin-Schrödinger Stipendium des FWF derzeit am Department of Biochemistry der University of Cambridge, UK, forscht, und dort auch für diese Arbeit Untersuchungen durchführte, lieferte schon in der Vergangenheit wichtige Beiträge zum Abbau toxischer Fettaldehyde zu Fettsäuren durch das Enzym FALDH. So konnte er bereits in seiner Dissertation nachweisen, dass im Rahmen von SLS nicht Fettaldehyde sondern Fettalkohole angereichert werden, die für die Zellen noch toxischer als die Fettaldehyde sind.
Weiterführende Links:
A gatekeeper helix determines the substrate specificity of Sjögren–Larsson Syndrome enzyme fatty aldehyde dehydrogenase. Keller MA, Zander U, Fuchs JE, Kreutz C, Watschinger K, Mueller T, Golderer G, Liedl KR4, Ralser M, Kräutler B, Werner ER, Marquez JA., Nat Commun. 2014 Jul 22;5:4439.
http://dx.doi.org/10.1038/ncomms5439
Sektion für Biologische Chemie
https://www.i-med.ac.at/imcbc/molecularcellbiologyfolder/molcellbiol.html
Biozentrum Innsbruck
http://biocenter.i-med.ac.at/
Markus A.Keller
https://www.i-med.ac.at/imcbc/staff_doc/Keller_Markus.html
Ernst R. Werner
https://www.i-med.ac.at/imcbc/staff_doc/ernst_werner.html
AG Prof. Kräutler, Institut für Organische Chemie, Leopold Franzens Universtät Innsbruck
http://homepage.uibk.ac.at/~c72602/index.html
Abteilung für Theoretische Chemie, Leopold Franzens Universität Innsbruck
http://www.theochem.at/
Archiv: Gesellschaft Österreichischer Chemiker: Beste Dissertation von der MedUni IBK
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/676963.html
Forum Seltene Krankheiten
http://www.forum-sk.at/
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Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.400* MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
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Zur freien Verwendung – Copyright: MUI
Anhand der strukturellen Darstellung des Enzyms FADH lassen sich auch jene Orte aufzeigen, an denen Mutationen bzw. Aminosäureaustausch statfinden, welche zum Sjögren Larsson Syndrom führen.
Die Biochemiker ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Werner (li.) und Dr. Markus A. Keller forschen zum Fettstoffwechsel.
Für Rückfragen:
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Werner
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Tel.: +43 512 9003 70340
E-Mail: Ernst.R.Werner@i-med.ac.at
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