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Sanofi Preis 2015 geht an drei NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck

Die diesjährigen Preise der Sanofi Stiftung wurden heute im Rahmen eines stimmungsvollen Festaktes in der Aula der Universität Innsbruck an drei NachwuchsforscherInnen des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck vergeben. Dipl.-Biol.in Julia Scheffler, PhD, Sektion für Zellbiologie, Manuel Haschka M.Sc., Sektion für Entwicklungsimmunologie und Dr.rer.nat Markus A. Keller, Sektion für Biologische Chemie, sind die PreisträgerInnen.

 

Innsbruck, 09.11.2015: Für die Prämierung von hervorragenden Forschungsarbeiten erhalten die Medizinischen Universitäten von Graz, Innsbruck und Wien seit 1964  sowie seit 2010 auch Salzburg von der Sanofi-Stiftung jährlich einen namhaften Betrag. Junge WissenschafterInnen sollen auf diesem Weg zur weiteren Forschungstätigkeit motiviert werden. Auf Vorschlag der Vergabekommission der Medizinischen Universität Innsbruck wurden dieses Jahr drei Arbeiten von jungen ForscherInnen ausgewählt. In ihren Grußworten unterstrich Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch die Bedeutung gezielter Nachwuchsförderung und verwies auf das hohe Niveau der ausgewählten Forschungsarbeiten, die alle im renommierten Wissenschaftsjournal Nature Communications veröffentlicht worden waren. Nach der Vorstellung der prämierten Arbeiten durch Univ.-Prof.in Dr.in Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales, erfolgte die feierliche Übergabe der Urkunden durch Mag.a Sabine Radl, die Geschäftsführerin von Sanofi-Österreich.

Ausgezeichnet wurden:

Dipl.-Biol.in Julia Scheffler, PhD von der Sektion für Zellbiologie (Direktor Univ.-Prof. Dr. Lukas A. Huber) für Ihre Einblicke in einen Mechanismus der Signalweiterleitung in der Zelle, der die Entwicklung der bösartigen Knochenmarkserkrankung Myeloproliferative Neoplasie mitverursacht.

Manuel Haschka M.Sc. von der Sektion für Entwicklungsimmunologie (Direktor Univ.-Prof. Dr. Andreas Villunger) für die Identifizierung des zelltodfördernden Proteins NOXA als Sensor für die maßgeschneiderte bzw. kombinierte Therapie bestimmter Krebsformen.

Dr.rer.nat Markus A. Keller von der Sektion für Biologische Chemie (Direktor Univ.-Prof. Dr. Klaus Scheffzek) für die Aufklärung der Funktionsweise des Fettstoffwechselenzyms FALDH, das in der Entstehung der seltenen Krankheit Sjögren Larsson Syndrom (SLS) eine maßgebliche Rolle spielt.

Die PreisträgerInnen und ihre prämierten Arbeiten

Die 1982 in Homburg an der Saar (D) geborene Dipl.-Biol.in Julia Scheffler, PhD hat an der Technischen Universität Kaiserslautern Biologie studiert und im vergangenen Jahr ihr PhD-Studium in Molekularer Zellbiologie bei Prof. Lukas A. Huber (Leiter der Sektion für Zellbiologie) abgeschlossen. Derzeit forscht sie als PostDoc am Ludwig Institute for Cancer Research in Schweden. Ihr Forschungsinteresse fokussiert sich auf die zeitliche und örtliche Signalkompartimentierung, Gerüstproteine, bestimmte Signalwege, Dendritische Zellen oder die Zellmigration.

In ihrer nun mit dem Sanofi Preis ausgezeichneten Forschungsarbeit, die in Zusammenarbeit mit der Univ.-Klinik für Dermatologie in Innsbruck und dem Austrian Drug Screening Institute abgewickelt wurde, gibt die Zellbiologin Julia Scheffler überraschende Einblicke in einen intrazellulären Mechanismus, der die Entwicklung der bösartigen Knochenmarkserkrankung Myeloproliferative Neoplasie mitverursacht und damit innovatives Potential für die Behandlung dieser Leukämieform birgt. Im Fokus der Untersuchung stand das Zusammenspiel von Flt3, einem Rezeptor an der Zelloberfläche, und dem Protein LAMTOR2, einem der Akteure in der Steuerung der Signalweiterleitung in der Zelle. „Den Proteinkomplex LAMTOR kann man sich als Schaltweiche für zwei wichtige, in der Krebsentstehung hyperaktive, Signalwege vorstellen. Im Labor konnten wir an dendritischen Zellen – das sind sogenannte Wächterzellen des Immunsystems, die gehäuft in der Haut angesiedelt sind und als einzige Zellen eine Immunantwort auslösen können – sehen, dass die Ausschaltung von LAMTOR in diesen Zellen zur Entwicklung der Myeloproliferativen Neoplasie führt. Und zwar weil sich der Rezeptor Flt3 durch den Defekt zu lange an der Zelloberfläche befindet und einer der beiden Signalwege dadurch überschießend reagiert“, so Julia Scheffler. Weil es bereits Medikamente für andere Leukämieformen gibt, die auf die Hemmung dieser Signalwege abzielen, könnten bereits bewährte Wirkstoffe ein neues Einsatzgebiet finden. „Mit einem relativ einfachen Gentest könnten betroffene PatientInnen punktgenau aufgespürt und präzise therapiert werden“, resümiert die Nachwuchsforscherin. Link zur Forschungsarbeit: http://dx.doi.org/10.1038/ncomms6138

 

Manuel Haschka M.Sc. wurde 1988 in Innsbruck geboren und absolviert nach seinem Biologiestudium an der Universität Innsbruck das Doktoratsstudium in Molekularer Onkologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Derzeit forscht er an der von Univ.-Prof. Dr. Andreas Villunger geleiteten Sektion für Entwicklungsimmunologie am Innsbrucker Biozentrum zu den molekularen Mechanismen der Apoptose – ein genetisches Programm, das jeder Zelle innewohnt und dazu dient, entartete, schlecht funktionierende oder überalterte Zellen gezielt zu entfernen.

Die zelltodfördernden Proteine der BCL2-Familie haben einen relevanten Einfluss auf die Regulation des programmierten Zelltods und liefern damit eine bedeutende Angriffsfläche für die Entwicklung gezielter Therapien von Tumoren und Autoimmunerkrankungen. Diese Proteine standen auch im Fokus der prämierten Forschungsarbeit von Manuel Haschka. Mittels Zellkultur und Live-Cell-Imaging Analysen konnte er mit weiteren KollegInnen am Innsbrucker Biozentrum  das proapoptotische Protein NOXA als Hauptakteur in der Auslösung des Zelltods durch das Zytostatikum Paclitaxel (ein aus der Eibe gewonnener Wirkstoff) und verwandter, ebenfalls in die Zellteilung eingreifender Substanzen identifizieren. Diese „Mitosehemmer“, die in die Zellteilung eingreifen, werden vor allem zur chemotherapeutischen Behandlung von verschiedenen soliden Tumoren eingesetzt. „NOXA ist in der Lage, ein Protein namens MCL1, das als eine Art molekularer Zeitschalter den Zelltod hinauszögert, zu blockieren“, beschreibt Jungforscher Manuel Haschka die zentrale Erkenntnis. Das Zusammenspiel und Kräfteverhältnis beider Proteine lässt sich dabei wie ein Sensor nutzen: Je nach MCL1- bzw. NOXA-Niveau könnte etwa bei Brustkrebspatientinnen eine Prognose auf Behandlungserfolg möglich sein und somit die Therapie mit bereits angewandten Krebstherapeutika wie Paclitaxel/Taxol und neu entwickelte Hemmer der BCL2 Familie (BH3-Mimetika) optimal angepasst werden.
Link zur Forschungsarbeit: http://dx.doi.org/10.1038/ncomms7891

 

Der gebürtige Konstanzer Dr. Markus A. Keller ist nach seinem Erwin Schrödinger Stipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, das ihn ans Department of Biochemistry der University of Cambridge, UK, führte, seit September wieder an die Sektion für Biologische Chemie (Direktor Univ.-Prof. Dr. Klaus Scheffzek). Der 32jährige dreifache Familienvater forscht vorrangig zum Abbau von Etherlipiden zu Fettsäuren bzw. zum Fettaldehyd-Stoffwechsel im Rahmen sog. OMICs-basierter Verfahren und wurde dafür bereits mehrfach ausgezeichnet.

Das Sjögren Larsson Syndrom (SLS), eine im Jahr 1957 erstmals entdeckte, rezessiv vererbte und bislang ursächlich nicht behandelbare Krankheit könnte mit den Erkenntnissen von Markus Keller einen effektiven Therapiefortschritt erfahren. Mit KollegInnen aus dem Team um ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Werner am Innsbrucker Biozentrum, der Universität Innsbruck, dem Europäischen Molekularbiologie Labor Grenoble und der University of Cambridge ist es ihm gelungen, neue detaillierte Einblicke in das enzymatische Verhalten des krankheitsspezifischen Fettstoffwechselenzyms FALDH (Fettaldehyd-Dehydrogenase)  zu gewinnen.  „Durch Mutationsstudien konnten wir zeigen, dass beim Sjögren Larsson Syndrom eine wichtige Türsteherfunktion gestört sein kann. Die FALDH verfügt über eine überraschende strukturellen Besonderheit: einen zusätzlichen Teil, welcher den Eingang zum Enzyminneren verdeckt. Dieser Teil der FALDH funktioniert wie ein Türsteher. Er entscheidet, wer rein darf und wer nicht und bevorzugt langkettige Fettaldehyde“, beschreibt Markus Keller die erstmals gezeigte Wirkungsweise. Schon in der Vergangenheit lieferte der Preisträger wichtige Beiträge zum Abbau toxischer Fettaldehyde zu Fettsäuren durch das Enzym FALDH. So konnte er bereits in seiner Dissertation nachweisen, dass im Rahmen von SLS nicht Fettaldehyde, sondern Fettalkohole angereichert werden, die für die Zellen noch toxischer als die Fettaldehyde sind. In weiterführenden Arbeiten soll nun versucht werden, die strukturelle Basis der Wirkung von Stabilisatoren der FALDH zu verstehen und damit ursächlichen Therapieoptionen einen Schritt näher zu kommen.
Link zur Forschungsarbeit: http://dx.doi.org/10.1038/ncomms5439 



Weiterführende Links:

Biozentrum Innsbruck
http://biocenter.i-med.ac.at/

Sektion für Zellbiologie
https://www.i-med.ac.at/cellbio/

Sektion für Entwicklungsimmunologie
http://apoptosis.at/

Sektion für Biologische Chemie
https://www.i-med.ac.at/imcbc/molecularcellbiologyfolder/molcellbiol.html

 

Details zur Medizinischen Universität Innsbruck

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.400* MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.

Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das BachelorstudiumMolekulare Medizin“ an. Seit dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.

*vollzeitäquivalent

PR & Medien

Pressebild zum Herunterladen
(c) Medizinische Universität Innsbruck/J.Hetfleisch

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v.l.: Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch, Preisträger Dr. Markus Keller und Manuel Haschka M.Sc., Sanofi Geschäftsführerin Mag.a Sabine Radl und Vizerektorin Univ.-Prof.in Dr.in Christine Bandtlow. Nicht am Bild ist die dritte Preisträgerin, Dipl.-Biol.in Julia Scheffler, PhD, die aufgrund des Lufthansa-Streiks nicht nach Innsbruck anreisen konnte. (Fotohinweis: MUI/J.Hetfleisch)

 

Medienkontakt:

Mag.a Doris Heidegger
Medizinische Universität Innsbruck
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 70083, Mobil: +43 676 8716 72083
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at

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