Neue Erkenntnisse zu Diagnose und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Messung der Blutfette: PatientInnen müssen für Blutabnahme nicht nüchtern sein
- Erhöhter Lp(a) Wert bei 20% der Bevölkerung: Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen
- Nobelpreisträger Michael S. Brown kommt zu größtem Innsbrucker Medizinkongress 2016
Arterienverkalkung (Atherosklerose) ist eine der häufigsten Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neue Erkenntnisse zur Entstehung, Diagnose und Behandlung sollen zur besseren Prävention beitragen. Der europaweit größte Kongress auf diesem Gebiet findet vom 29. Mai bis 1. Juni 2016 in Innsbruck statt. Rund 2.000 ForscherInnen, darunter Nobelpreisträger Michael S. Brown, sind der Einladung von Kongresspräsident Hans Dieplinger von der Medizinischen Universität Innsbruck gefolgt.
Innsbruck, 24.05.2016: Herzinfarkte und Schlaganfälle zählen in der westlichen Welt zu den häufigsten Todesursachen. Die Verhinderung von Herz-Kreislauferkrankungen ist eines der Hauptthemen des 84. Kongresses der Europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (EAS) in Innsbruck. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Senkung des LDL-Cholesterinspiegels. Dafür stehen seit 2015 neue Medikamente, sogenannte PCSK9-Inhibitoren, zur Cholesterinsenkung in besonders ausgeprägten Fällen zur Verfügung. Diese innovativen Lipidsenker können zusätzlich zu den bisher verwendeten Statinen das gefährliche LDL-Cholesterin optimal senken. Zudem werden neue Behandlungs-Richtlinien am 1. Juni 2016 präsentiert.
Unentdecktes Risiko: Familiäre Hypercholesterinämie
Rund 30.000 Österreicherinnen und Österreicher haben einen erhöhten Cholesterin-Spiegel auf Grund einer genetisch bedingten familiären Hypercholesterinämie (FH). Allerdings wissen rund 80 Prozent der Betroffenen nichts von ihren erhöhten LDL-Werten. „Eine genetisch bedingte Störung des Cholesterinstoffwechsels wird häufig erst diagnostiziert, wenn es schon zu einem Herzinfarkt gekommen ist“, erklärt Kongresspräsident Hans Dieplinger. Der Wissenschafter der Sektion für Genetische Epidemiologie der Medizinischen Universität Innsbruck forscht bereits seit mehreren Jahrzehnten zum Cholesterin-Stoffwechsel und fungiert derzeit auch als Präsident der "Österreichischen Atherosklerosegesellschaft" (AAS), die am Aufbau eines landesweiten Registers für familiären Hypercholesterinämie arbeitet.
Neue Studie mit 300.000 ProbandInnen zur Messung der Blutfette
Die Blutfettwerte können im Rahmen einer einfachen Blutuntersuchung gemessen werden. Zukünftig könnte diese noch leichter durchgeführt werden. „Wie eine aktuelle Studie mit 300.000 ProbandInnen aus Dänemark, Kanada und den USA zeigt, müssen PatientInnen zur Überprüfung der Blutfettwerte wie Cholesterin nicht nüchtern zur Blutprobe erscheinen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Florian Kronenberg, Co-Kongresspräsident und Direktor der Sektion für Genetische Epidemiologie der Medizin Uni Innsbruck. Die Auswertung habe gezeigt, dass sich selten klinische Konsequenzen daraus ergeben, ob die PatientInnen vor der Blutabnahme etwas gegessen haben oder nicht. „Für Berufstätige, Kinder, DiabetikerInnen und ältere Menschen erleichtert diese Erkenntnis die Vorsorgeuntersuchung“, sagt Kronenberg.
Neues Target in der Medikamentenforschung: Lipoprotein(a)
Rund 20 Prozent der Bevölkerung haben eine erhöhte Konzentration des Blutfetts Lp(a). Zahlreiche Forschungsarbeiten zeigen, dass neben erhöhten LDL-Cholesterinkonzentrationen ein erhöhter Lp(a)-Wert ebenfalls das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle vergrößert. Dadurch wird eine gezieltere Risikoeinschätzung, auch bei jüngeren Menschen, möglich. Durch eine medikamentöse Beeinflussung des Lp(a)-Spiegels erhoffen sich ForscherInnen eine anwendbare Therapie zur Prävention entwickelt zu haben. Derzeit wird die Anwendung im Rahmen einer frühen klinischen Studie getestet. Die aktuellsten Forschungsergebnisse werden im Vorfeld des EAS-Kongresses in einer eigenen Satelliten-Tagung mit dem Titel „Lp(a) - From Bench to Bedside“ diskutiert. Innsbruck gilt als eines der weltweit renommiertesten Kompetenzzentren für die Lp(a) Forschung. Seit 30 Jahren wird an den Sektionen für Genetische Epidemiologie und Humangenetik in Innsbruck zum Lipoprotein(a) geforscht.
Nobelpreisträger Michael S. Brown zu Gast in Innsbruck
Als Keynote-Speaker der Tagung der „European Atherosclerosis Society“ (EAS) konnte einer der Entdecker der Regulierung des Cholesterin-Stoffwechsels, Nobelpreisträger Michael S. Brown (Dallas, TX, USA), gewonnen werden. Der US-amerikanische Mediziner und Genetiker legte, zusammen mit seinem Kollegen Joseph L. Goldstein, den Grundstein für die Entwicklung von Medikamenten zur Senkung von Cholesterin. Im Rahmen seiner Keynote-Lecture wird Brown den weiten Bogen von der Entdeckung des LDL-Rezeptors bis zu den laufenden Forschungsarbeiten spannen. Der 84. EAS-Kongress ist mit 2.000 TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt 2016 der größte Medizinkongress in Innsbruck und findet erstmals in Tirol statt.
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.400* MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin" an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
*vollzeitäquivalent
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Bilder frei zum Download (c) MUI
v.r.: Kongresspräsident ao.Univ.-Prof. Dr. Johann Dieplinger, Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch und Co-Kongresspräsident Univ.-Prof. Dr. Florian Kronenberg.
Kongresspräsident ao.Univ.-Prof. Dr. Johann Dieplinger.
Co-Kongresspräsident Univ.-Prof. Dr. Florian Kronenberg.
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