Weltkrebstag am 4. Februar 2019
Krebsbehandlung in Innsbruck: Überlebensvorteil durch Teilnahme an Klinischen Studien
„Krebspatientinnen und -patienten, die im Rahmen von Klinischen Studien behandelt werden, haben einen großen Überlebensvorteil“. Das betonen die Innsbrucker Krebsspezialisten Dominik Wolf und Christian Marth vor dem Hintergrund des bevorstehenden Weltkrebstages. An den Innsbrucker Universitätskliniken laufen derzeit über 100 klinische Krebstherapie-Studien. Spitzenmedizin gelangt damit schnell und direkt an PatientInnen.
Innsbruck, 29. Jänner 2019: Auch wenn eine vollständige Heilung von Krebs bei vielen PatientInnen noch immer Zukunftsmusik ist, zeigen sich die großen Fortschritte der Krebsmedizin in verbesserten Überlebensraten. In vielen Fällen ist ein langes Überleben trotz bestehender Tumorerkrankung möglich.
Ohne klinische Studien kein Fortschritt in der Krebsmedizin
„Neue Wege in der Krebstherapie beginnen im Labor. Der Erfolg und die Treffsicherheit innovativer Medikamente lassen sich aber nur in klinischen Studien überprüfen und etablieren“, erklärt Christian Marth, Sprecher des Comprehensive Cancer Center Innsbruck und Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Allein am dort angesiedelten BrustGesundheitZentrum Tirol sind zwei Drittel aller Brustkrebspatientinnen in Klinische Studien eingebunden – ein Qualitätskriterium, mit dem das interdisziplinäre Brustzentrum an erster Stelle in Österreich steht.
Insgesamt sind in über 100 derzeit an den Universitätskliniken Innsbruck laufenden klinischen Studien mehrere Tausend PatientInnen eingeschlossen. „Der Vorteil einer Studienteilnahme liegt für Krebspatientinnen und -patienten darin, dass sie frühzeitig Zugang zu innovativen Therapien erhalten. Dabei handelt es sich um Medikamente, die eigentlich noch nicht am Markt sind, aber großes Potential haben. Studienteilnehmer werden zudem besonders intensiv und engmaschig betreut und überwacht“, so Marth.
Immuntherapien als neue Säule der Krebsmedizin
„Die Immuntherapie ist in Kombination mit oder auch anstelle der klassischen Chemotherapie eine neue, selektiv hochwirksame Therapie-Säule“, sagt der Innsbrucker Klinikdirektor und Tumorimmunologe Dominik Wolf. Gemeint sind neue Immuntherapien, wie Checkpoint-Inhibitoren (blockierende Antikörper) oder CAR-T-Zellen, mit denen das körpereigene Immunsystem wieder gegen die Tumorzellen mobilisiert und aktiviert werden kann. Doch lediglich 20 bis 30 Prozent der KrebspatientInnen sprechen längerfristig auf die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren an. Was bislang fehlt und Gegenstand intensiver Forschung ist, sind geeignete Vorhersagemodelle, mit denen die Treffsicherheit erhöht oder auch schwere Nebenwirkungen verhindert werden könnten. Auch über die Kombination von Immuntherapien mit Standardtherapieformen verspricht sich die Wissenschaft bessere Erfolgsraten.
Für eine zusätzliche Optimierung der Immuntherapie hat man in Innsbruck aber auch die Umgebung des Tumors im Visier. „Wir wissen, dass die Immunzellen über die Gefäße in den Tumor gelangen. Mithilfe der sogenannten Antiangiogenese, einer medikamentösen Methode zur Eindämmung der Gefäßneubildung, könnte es gelingen, das Wachstum von Tumoren noch besser zu unterbinden und Synergien zu schaffen“, so Wolf.
Tumor unter Kontrolle
Dass die Immuntherapie Anlass zu berechtigter Hoffnung gibt, zeigt die Geschichte von Herrn Prem. Bei dem 74-jährigen Schwazer wurde 2013 ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom diagnostiziert. Die Behandlung dieses äußerst aggressiven Lungentumors erfolgte mit vielen verfügbaren Chemotherapien und auch einer Tablettentherapie. Der langfristige Erfolg blieb jedoch aus, zwei Jahre nach der Erstdiagnose galt Herr Prem daher als austherapiert. „Die Ärzte gaben mir noch wenige Monate zu leben“, beschreibt der Krebspatient seine damals scheinbar ausweglose Situation. Die Teilnahme an einer klinischen Studie mit dem Wirkstoff Nivolumab brachte dann 2015 eine entscheidende Wende. „Trotz vorübergehender milder Nebenwirkungen ist das Karzinom bis heute unter Kontrolle“, bestätigt sein behandelnder Arzt Dominik Wolf. Herr Prem geht heute wieder seinen Hobbies Skifahren und Segeln nach.
Zahlen aus dem Tiroler Tumorregister
Basierend auf den aktuellen Angaben des Tiroler Tumorregisters erkrankten im Jahr 2016 1.874 Frauen und 2.097 Männer an einem invasiven Karzinom, mit Ende 2016 lebten ca. 20.200 Frauen und 20.000 Männer mit einer Krebserkrankung in Tirol. Mit einer Fünfjahresüberlebensrate von ca. 65 Prozent liegt Tirol fast gleichauf mit den Vergleichsraten aus den USA. Die Raten für Neuerkrankungen und Sterbefälle liegen für Männer besonders beim Lungenkarzinom und für Frauen beim Gebärmutterhalskrebs unter dem EU-Durchschnitt.
Trotz entsprechender Erkrankungshäufigkeiten liegen die Sterberaten in Tirol beim Mammakarzinom (Brustkrebs), Prostatakarzinom und Nierenkarzinom unter dem EU-Schnitt. Die häufigste Tumorneuerkrankung in Tirol ist im Jahr 2016 bei Frauen das Mammakarzinom (28%), gefolgt vom Melanom (10%), bei Männern das Prostatakarzinom (26%) und das Lungenkarzinom (12%). Die häufigste Krebstodesursache ist sowohl bei Männern als auch Frauen der Lungenkrebs.
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.000 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Seit dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
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Pressebild zum Herunterladen: (Copyright: MUI)
v.l.: Dominik Wolf, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin V, Krebspatient Kurt Prem und Christian Marth, Direktor der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Für Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Dominik Wolf
Universitätsklinik für Innere Medizin V
Tel.: +43 50 504 23410
E-Mail: Dominik.Wolf@i-med.ac.at
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