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Weltweite Studie: Fettleibigkeit nimmt im ländlichen Raum stärker zu als in Städten
- Studie mit Beteiligung der Medizin Uni Innsbruck analysierte über 112 Mio. Daten weltweit
- Mehr Übergewichtige am Land als in der Stadt
- Österreich zählt zu Ländern mit großer Stadt-Land-Differenz bei BMI
Zwischen 1985 und 2017 hat sich der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) von Frauen und Männern weltweit um 2,1 kg/m2 erhöht. Das entspricht einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von fünf bis sechs Kilogramm pro Person. Mehr als die Hälfte dieses weltweiten Anstiegs wurde dabei im ländlichen Raum verzeichnet. Zu diesem gesundheitspolitisch weitreichenden Ergebnis kommt eine internationale Studie, an der auch Forscher*innen der Medizin Uni Innsbruck beteiligt waren. Das Wissenschaftsjournal Nature berichtet.
Innsbruck, am 8.5.2019: Die Analyse der globalen Trends bei der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in der erwachsenen Bevölkerung (BMI über 25 bzw. 30 kg/m2) bringt ein überraschendes Ergebnis: Nicht, wie erwartet, im urbanen, sondern im ländlichen Raum wächst die Zahl der fettleibigen Menschen stärker an. In Ländern mit hohen Einkommen war der durchschnittliche Anstieg des BMI zu über 50 Prozent auf die Gewichtsentwicklung im ländlichen Raum zurückzuführen, bei Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sogar zu über 80 Prozent. Der durchschnittliche Anstieg des BMI belief sich zwischen 1985 und 2017 bei Frauen um 2,0 kg/m2, bei Männern um 2,2 kg/m2, wobei die Zunahme im urbanen Raum bei Frauen 1,3 kg/m2 und bei Männern 1,6 kg/m2 betrug.
„Österreich gehört neben Schweden, Tschechien, Irland, Australien und den USA zu jenen Industrieländern, die beim BMI eine besonders große Differenz zwischen ländlichen und städtischen Regionen aufweisen – und das bereits seit 1985, also dem ersten Untersuchungsjahr“, betont Biostatistiker und Epidemiologe Hanno Ulmer von der Medizinischen Universität Innsbruck, der die populationsbasierten Gesundheitsdaten des Vorarlberger Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (Präs. Hans Concin) aufbereitet und für die Meta-Analyse analysiert hat. Auch relevante Größen- und Gewichtsdaten aus der prospektiven Bruneck-Studie, die von den Innsbrucker Neurologen Stefan Kiechl und Johann Willeit geleitetet wird, flossen in die weltweite Studie mit ein. Die Trends für Österreich basieren außerdem auf Daten der Stellungskommissionen des österreichischen Bundesheeres.
Trends und Zahlen
Weltweit gesehen wiesen Frauen und Männer in städtischen Gebieten im Jahr 1985 im Großteil der untersuchten Länder einen höheren BMI auf als ihre Pendants im ländlichen Raum. Im Verlauf des Untersuchungszeitraums hat sich dieser Gap zwischen Stadt und Land weltweit verringert und sogar umgekehrt. Der Sachverhalt eines höheren BMIs am Land ist in Österreich nicht nur aktuell, sondern für den gesamten Studienzeitraum seit 1985 nachweisbar. Bei österreichischen Frauen mit Wohnort am Land stieg der durchschnittliche BMI von 1985 bis 2017 von 24,3 auf 24,5 kg/m2, bei Frauen, die in urbanen Gebieten wohnen von 23,3 auf 23,7 kg/m2. „Eine wesentlich stärkere Gewichtszunahme als bei Frauen zeigt sich hingegen bei Österreichs Männern: Der BMI von Männern am Land stieg in den letzten drei Jahrzehnten von 24,7 auf 27,0 kg/m2 und in der Stadt von 24,2 auf 26,6 kg/m2“, so Ulmer. Der BMI von Männern stieg mit durchschnittlich mehr als 3,1 kg/m2 in allen untersuchten Ländern stärker an, als bei Frauen.
In der von Majid Ezzati vom Imperial College London geleiteten internationalen Studie wurden unter der Mitarbeit von mehr als 1.000 Wissenschafter*innen aus aller Welt (NCD Risk Factor Collaboration) relevante Daten von über 112 Millionen Erwachsenen aus städtischen und ländlichen Gebieten in 200 Ländern im Zeitraum von 1985 bis 2017 untersucht. Mit den Ergebnissen der Meta-Analyse regt Studienleiter Ezzati ein Umdenken in der Gesundheitspolitik an: „Gesundheitspolitische Diskussionen tendieren dazu, sich auf die negativen Aspekte des Stadtlebens zu fokussieren. Tatsächlich bieten Städte eine Fülle an Möglichkeiten, sich gesünder zu ernähren, sich körperlich zu betätigen und zu erholen und die Gesundheit im Allgemeinen zu verbessern. Diese Angebote sind im ländlichen Raum oft schwerer zu finden“.
Die Analyse der großen Datenmengen im Hinblick auf den BMI in 200 Ländern wurde mittels eines eigens für diese Meta-Studien entwickelten hierarchischen „Bayes Modells“ durchgeführt. „Dieses Modell erlaubt es, auch für Länder mit geringen Studiendaten zum Gewichtsstatus, realistische Prävalenzschätzungen durchzuführen“, erklärt Statistik-Experte Ulmer. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Europäischen-Adipositas-Tag am 18. Mai 2019 gewinnen die neuen Erkenntnisse besondere Relevanz.
Weiterführende Links:
Rising rural body-mass index is the main driver of the global obesity epidemic in adults. NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC), published in Nature.
https://www.nature.com/articles/s41586-019-1171-x
Visualisierung der Ergebnisse unter http://www.ncdrisc.org/
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.000 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Seit dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
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Pressebild zum Herunterladen: (Copyright: MUI/Bullock)
Hanno Ulmer, Leiter der Sektion für Medizinische Statistik und Informatik, hat den Großteil der österreichischen Gesundheitsdaten aufgearbeitet.
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