Tiroler Mediziner fordert gesetzliche Maßnahmen, um Fettleber-Epidemie einzudämmen
- Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung nimmt epidemische Ausmaße an
- Medikamentöse Behandlung nicht in Sicht
- Politik muss handeln und Prävention fördern
Als Teil des metabolischen Syndroms ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) mitverantwortlich für das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Bedeutung als weltweit häufigste Todesursache. Weil eine medikamentöse Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber weder verfügbar noch absehbar ist, fordert der Innsbrucker Gastroenterologe Herbert Tilg gesetzliche Regulierungen, wie etwa ein Zuckerlimit, um die epidemischen Ausmaße von Fettlebererkrankungen, Übergewicht und Diabetes einzudämmen. Übergewicht gilt als Hauptrisikofaktor für NAFLD.
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BU: Herbert Tilg, Gastroenterologe und Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I an der Medizinischen Universität Innsbruck. (c) Gerhard Berger
Innsbruck, am 28.11.2019. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung leidet aufgrund von Übergewicht an einer nicht-alkoholischen Fettleber (non-alcoholic fatty liver disease, NAFLD) – Tendenz steigend. „Im Kampf gegen Adipositas und die Entstehung einer Fettleber muss das Ernährungsverhalten im Fokus stehen, denn die Medizin kann auf diesem Gebiet keine Lösungen anbieten“, sagt Herbert Tilg, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I in Innsbruck und weltweit anerkannter Experte für Leber-, Darm- und stoffwechselassoziierte Erkrankungen. Derzeit gibt es keine medikamentöse Therapie für die NAFLD, einzig eine Gewichtsreduktion zeigt wirksame Effekte.
Die NAFLD erhöht aber nicht nur das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern steht auch mit der Entwicklung von Darm- und Leberkrebs in engem Zusammenhang. „In der Fachwelt sind wir uns einig: Die Pille gegen NAFLD gibt es momentan nicht und trotz intensiver Forschung ist auch in Zukunft nicht mit einer medikamentösen Therapie zu rechnen“, so Tilg, der kürzlich vom angesehenen Fachmagazin Nature Metabolism gebeten wurde, mit ausgewählten KollegInnen einen Kommentar zur Epidemiologie der NAFLD zu verfassen, um damit den, von Nature gesetzten Themenschwerpunkt „Kardiovaskuläre Erkrankungen“ zu bedienen.
Appell an Politik und Nahrungsmittelindustrie
Gemeinsam mit ExpertInnen aus der Schweiz, China und den USA kommentiert Tilg darin die globale Situation zum Anstieg der NAFLD. Vor dem Hintergrund, dass die Überernährung heute das größere globale Problem darstellt als die Unterernährung und die Lebenserwartung etwa in den USA aufgrund der steigenden Rate adipöser PatientInnen sogar wieder sinkt, stellen die Wissenschafter einen Aktionsplan auf, der sich an das Gesundheitswesen, politische Verantwortungsträger sowie auch an die Nahrungsmittelindustrie richtet. Es gelte, so Tilg und seine KollegInnen unisono, auf die Folgen von erhöhtem Zuckerkonsum, die Gefahren von Übergewicht und das Risiko der NAFLD aufmerksam zu machen und mit gezielten Regulativen gegenzusteuern.
„Die Politik muss sich zu Maßnahmen wie Zuckerlimitierungen in Nahrungsmitteln, Beschränkungen von Packungsgrößen oder ein Verbot von Softdrink- und Süßigkeiten-Automaten in Kindergärten und Schulen, aber auch zu Public Health Initiativen, die das Angebot für regelmäßige Bewegung, gesundes Buffet- und Kantinen-Essen, schulische Bildung oder die prominente Platzierung detaillierter Nährwertangaben auf Lebensmittelpackungen unterstützen, durchringen“, so die konkreten Forderungen der WissenschafterInnen. In der Prävention, die schon früh, also in der Schwangerschaft und im Kleinkind-Alter ansetzen müsse, liege der Schlüssel für die Eindämmung der Übergewichts- und Fettleber-Epidemie.
Forschungsarbeit in Nature Metabolism:
Why we need to curb the emerging worldwide epidemic of nonalcoholic fatty liver disease. Nat Metab 1, 1027–1029 (2019)
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.000 MitarbeiterInnen und ca. 3.300 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
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