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COVID-19: „In der Krise zu Dr. Google“

  • Drastischer Rückgang von Krankenhausaufenthalten aufgrund von COPD- und Asthma während des Lockdowns
  • PatientInnen mit Atemwegserkrankungen holten Rat im Internet
  • Analyse verdeutlicht Relevanz digitaler Gesundheitsangebote

Pressebild zum Herunterladen: (c)MUI/Univ.-Klinik für Innere Medizin II


BU: Die Begriffe Asthma und Asthma-assoziierte Medikamente ergaben das höchste Suchvolumen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus. (c)MUI/Univ.-Klinik für Innere Medizin II

Eine Vorerkrankung der Lunge gilt nach bisheriger klinischer Erfahrung als Risikofaktor für einen schweren COVID-19 Infektionsverlauf. Trotzdem fanden sich während des Lockdowns kaum Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen unter den hospitalisierten COVID-19 PatientInnen an der Uniklinik Innsbruck. Ein Team von LungenspezialistInnen der Medizinischen Universität Innsbruck hat dieses Phänomen genauer analysiert und dabei via Internet recherchiert.

Innsbruck, am 07.10.2020: Zeitgleich mit dem Ausbruch von COVID-19 in Österreich und seinem ersten großen Hotspot in Tirol und dem damit verbundenen Lockdown von 18. März bis 7. April 2020 verzeichneten die ÄrztInnen an der Univ.-Klinik für Innere Medizin II (Direktor: Günter Weiss) der Medizinischen Universität Innsbruck einen drastischen Rückgang von Krankenhausaufenthalten aufgrund von COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Asthma. „In erster Linie beobachteten wir im Vergleich zu Vorjahren einen markanten Rückgang der Krankenhausaufenthalte aufgrund von klassischen Lungenentzündungen, während die Rate an COVID-19-assoziierten Krankenhausaufenthalten dramatisch angestiegen ist. Auch die stationären Aufenthalte aufgrund von Influenza waren in diesem Zeitraum stark minimiert“, berichten die Lungenspezialisten Alex Pizzini und Ivan Tancevski.

Ratsuche im Internet

Gemeinsam mit Sabina Sahanic, Anna Böhm und weiteren KollegInnen an der Universitätsklinik Innsbruck stellten Pizzini und Tancevski die Hypothese auf, dass PatientInnen mit Lungenerkrankungen das Krankenhaus bzw. Arztpraxen während des Lockdowns bewusst mieden und für Informationen zu Risiken, Therapien und akuten Problemen das Internet zu Rate zogen. Um das gesundheitsbezogene Verhalten dieser Personen zu recherchieren, untersuchte das Team mithilfe der Analyse-Applikation Google Trends die Frequenz der globalen Suchanfragen nach COVID-19 Risikofaktoren wie Asthma, COPD, Bluthochdruck oder Diabetes. Die Ergebnisse der Datenanalyse wurden soeben im renommierten European Respiratory Journal veröffentlicht.

Um die Analyse nicht zu verzerren, beschränkten sich die ForscherInnen in ihrer Internetsuche hauptsächlich auf Industrienationen, in denen rund 80 Prozent der Bevölkerung das Internet nutzen, sowie auf Länder, in welchen ähnliche Lockdown Maßnahmen wie in Österreich umgesetzt wurden. „Bei der Abfrage nach den Themen ‚COPD‘ und ‚Asthma‘ beobachteten wir einen signifikanten Anstieg der Abfragen von Ende Februar bis Anfang April 2020 im Vergleich zu den Vorjahren“, beschreiben Erstautorinnen Sahanic und Böhm eine zentrale Erkenntnis.

Zwar wurden die Themen „ACE-Hemmer“ und „Bluthochdruck“ bzw. deren Zusammenhang mit schweren COVID-19 Verläufen in den Medien viel häufiger diskutiert als der Risikogehalt von Atemwegserkrankungen, trotzdem ergab die Analyse der Innsbrucker ÄrztInnen für die Begriffe „Asthma“ und Asthma-assoziierte Medikamente das höchste Suchvolumen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus. „Daraus schließen wir, dass die sozialen Distanzierungs- und Schutzmaßnahmen zusammen mit Selbstmanagement-Empfehlungen im Internet möglicherweise die Krankenhauseintrittsrate bei Patientinnen und Patienten mit Lungenerkrankungen gesenkt haben“, resümiert das Team um Tancevski.

Pandemie zeigt Stellenwert digitaler Gesundheitsberatung

Von COPD sind weltweit rund 294 Millionen Menschen betroffen, über drei Millionen sterben pro Jahr daran. Etwa 268 Millionen Menschen leiden weltweit an Asthma, was zu einer enormen Belastung des Gesundheitssystems führt. Mit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie hat die „Globale Initiative für chronisch obstruktive Lungenerkrankung“ (GOLD) ihr Hauptaugenmerk auf Empfehlungen zur regelmäßigen Anwendung der „Bronchodilatatoren-Erhaltungstherapie“ (dabei wird der Tonus der Bronchialmuskulatur gesenkt und eine Weitung der Bronchien bewirkt) gerichtet; auch die Richtlinien der Globalen Initiative für Asthma (GINA) weisen 2020 ausdrücklich darauf hin, dass die Inhalationstherapie, insbesondere die Erhaltungstherapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) während der Pandemie nicht unterbrochen werden soll.

„Auch wenn die persönliche Versorgung und Behandlung nicht ersetzt werden können, sollte eine weitere Verbesserung der digitalen Gesundheitsberatung für PatientInnen mit Asthma und COPD unbedingt forciert werden“, so die Forderung der Innsbrucker ÄrztInnen.

 

Forschungsarbeit:

Assessing self-medication for obstructive airway disease during COVID-19 using Google Trends. Sabina Sahanic, Anna Boehm, Alex Pizzini, Thomas Sonnweber, Magdalena Aichner, Guenter Weiss, Judith Loeffler-Ragg, Ivan Tancevski, European Respiratory Journal 2020.
https://doi.org/10.1183/13993003.02851-2020

 

Details zur Medizinischen Universität Innsbruck

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.000 MitarbeiterInnen und ca. 3.300 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.

Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das BachelorstudiumMolekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.

 

 

 

 

 

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Telefon: +43 512 9003 70083, Mobil: +43 676 8716 72083
public-relations@i-med.ac.at, www.i-med.ac.at

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