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Gemeinsame Medieninformation der Tirol Kliniken und der Medizinischen Universität Innsbruck

Erstmalig in Österreich „unpassende“ Spenderniere für Kind erfolgreich transplantiert

Spenderorgane müssen „passen“. Grob gesagt müssen zumindest die Blutgruppen von Spender und Empfänger übereinstimmen. Erstmalig in Österreich wurde einem Kind kurz vor Weihnachten jetzt die Niere eines Spenders eingesetzt, der eine andere Blutgruppe als das Kind hat. Beiden geht es ausgezeichnet.

Bilder frei zum Download:


Katrin Kienzl-Wagner (privat)

Hannes Neuwirt (privat)

Siegfried Waldegger (tirol kliniken/Juchum)

OP-Team bei einer Nierentransplantation (Florian Lechner)

 

Innsbruck, 31.01.2023: In diesem Fall handelt es sich um eine Lebendspende des Vaters an seinen heute 14-jährigen Sohn. Beide kommen aus Wien, wobei der Sohn ausgelöst durch eine genetische Erkrankung keine funktionierenden Nieren mehr hatte und auf die Dialyse angewiesen war. Typischerweise spendet in solchen Fällen ein Elternteil eine Niere, da das Organ meistens passend ist. In diesem Fall war das leider nicht der Fall, weil die Blutgruppen nicht zusammenstimmten, worauf sich der Kindernephrologe Thomas Müller-Sacherer, der das Kind am AKH in Wien betreut, an die Expert:innen der Innsbrucker Klinik wandte.

Hochkomplexes Verfahren

Sogenannte blutgruppeninkompatible Nierentransplantationen werden in Innsbruck bereits seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt. In ganz Österreich allerdings noch nie an einem Kind. Bis jetzt jedenfalls. Das gesamte Verfahren ist hochkomplex, muss über einen längeren Zeitraum sehr genau geplant werden und erfordert die enge Zusammenarbeit mehrerer Disziplinen. Der Grund ist, dass die Abwehrkörper des Empfängers genau rechtzeitig und in einem ausreichenden Ausmaß deaktiviert werden müssen, um eine sogenannte „hyperakute Abstoßung“, also eine Abstoßung des Organs noch während der Operation, zu verhindern.

Generalstabsmäßige Planung

Von der Vorbehandlung, über die Akutphase, bis hin zum Intensivaufenthalt muss alles genau aufeinander abgestimmt sein. „Die kritische Phase startet dann genau 28 Tage vor der Transplantation. An diesem Punkt wird begonnen, die für die Abstoßung relevanten Antikörper gezielt auszuschalten. Das passiert einerseits mit Medikamenten und andererseits mit Hilfe maschineller Verfahren“, erklärt der Nephrologe Hannes Neuwirt, stellvertretender Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Nephrologie. „Genau 2 Tage vor seinem vierzehnten Geburtstag konnten wir ihm dann die von seinem Vater gespendete Niere einsetzen“, berichtet die Chirurgin Katrin Kienzl-Wagner, Oberärztin an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, die den Eingriff vorgenommen hat.

„Nach der Transplantation beginnt die Phase, die einige Tage andauert, in der der Patient, sein neues Organ und auch die Antikörperspiegel sehr genau überwacht werden müssen. Auch in den Wochen nach seiner Entlassung muss der Patient teilweise zu mehreren Kontrollen pro Woche“, erklärt der Kinder-Nephrologe Siegfried Waldegger, Oberarzt an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinderheilkunde.

Die Nachsorge findet derzeit wieder am Wohnort des 14-jährigen in Wien statt. Thomas Müller-Sacherer: „Vater und Sohn geht es jetzt schon ausgezeichnet. Gerade in den Teenagerjahren ist der positive Einfluss der Transplantation auf die körperliche Entwicklung enorm. Ganz zu schweigen von den Folgen, die eine Dialysepflichtigkeit für das Finden des emotionalen und sozialen Platzes zum Beispiel in der Schule aber auch im Alltag hat. Diese negativen Auswirkungen können durch die Transplantation nun weitgehend vermieden werden.“

(Text: Tirol Kliniken)