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Gemeinsame Medieninformation der tirol kliniken und der Medizinischen Universität Innsbruck

26. Kardiologie Kongress Innsbruck von 7. bis 9. März 2024 im Congress Innsbruck

Die Zukunft der Herzmedizin ist digital

Rund 700 Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sowie Fachärztinnen und Fachärzte aus dem klinischen und niedergelassenen Bereich werden sich im Rahmen des 26. Kardiologie Kongresses Anfang März in Innsbruck über neue klinische Behandlungsmethoden und Forschungsvorhaben austauschen. Davon profitieren vor allem Patientinnen und Patienten – ebenso wie von einem neuen Großgerät, das ab August an der Innsbrucker Klinik zum Einsatz kommt.

Innsbruck, am 5. März 2024: Die gute Nachricht vorweg: An der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innerer Medizin III, Kardiologie und Angiologie, wird am 1. August dieses Jahres die erste Patientin oder der erste Patient im neuen und damit vierten Herzkatheter-Labor behandelt werden können.

Bilder zum Herunterladen:

BU: v.l.: Bernhard Metzler, Geschäftsführender Oberarzt, Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie), Axel Bauer, Direktor, Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie) und Christoph Brenner, stv. Direktor, Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie). (Foto: MUI / D. Bullock)

BU: Herzkatheterlabor an der Univ.-Klinik für Kardiologie und Angiologie (Foto: MUI / F. Lechner)

Invasive Kardiologie als Zentrumsmedizin

Die invasive Kardiologie hat von den Koronareingriffen bis hin zu den neuen Katheter-basierten Herzklappenimplantationen in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchlaufen. Die Qualität der immer komplexer werdenden Prozeduren ist jedoch nur an einem erfahrenen Zentrum gegeben. Um den steigenden Leistungszahlen gewachsen zu sein, erfolgt nun der Bau eines neuen Herzkatheterlabors an der Innsbrucker Klinik.  „Der Ausbau ist wichtig, um sowohl der wachsenden Zahl an Notfällen als auch den elektiv zu versorgenden Herzpatientinnen und -patienten gerecht zu werden“, erklärt Klinikdirektor und Kongress-Organisator Axel Bauer. Der Experte betont, dass die zu beobachtende Zunahme an Herzinfarktpatientinnen und -patienten durch verschiedene Faktoren zu erklären ist. Neben der demographischen Entwicklung spielen eine verbesserte Diagnostik und Kathetertechnik eine wichtige Rolle. Letztere erlaubt es, auch ältere Patientinnen und Patienten optimal behandeln zu können. Bernhard Metzler, geschäftsführender Oberarzt der Klinik, ergänzt: „Ein Gefäßverschluss muss in weniger als einer Stunde wiedereröffnet sein, um den Schaden am Herzmuskel möglichst gering zu halten. Diese Intervention setzt Erfahrung und Routine voraus, weshalb die Akutversorgung des Herzinfarktes in entsprechender Qualität nur an einem Zentrum durchgeführt werden kann.“

Künstliche Intelligenz in der klinischen Forschung

Ganz oben auf der Agenda des 26. Kardiologie Kongresses, zu dem Axel Bauer gemeinsam mit seinen Stellvertretern Christoph Brenner und Bernhard Metzler nach Innsbruck lädt, stehen die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Digitale Medizin. In diesem Bereich besitzt die Kardiologie Innsbruck hohe Expertise und wird den komplexen Herausforderungen nicht zuletzt mit einer erst kürzlich mit dem Mediziner und Physiker Clemens Dlaska besetzten neuen Professur für Digitale Medizin in der Kardiologie gerecht. Zudem fiel im September des Vorjahres der Startschuss für das von der Innsbrucker Kardiologie geleitete Austrian Digital Heart Program. Das von der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft mit acht Millionen Euro geförderte Forschungsvorhaben zielt auf die frühe und bevölkerungsweite Diagnose und Therapie von Vorhofflimmern zur Senkung der Schlaganfallrate. Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung weltweit und erhöht das Sterblichkeitsrisiko deutlich. Weil diese Rhythmusstörung aber oft unerkannt bleibt und Früherkennung hier lebensrettend sein kann, wird im Rahmen des über acht Jahre laufenden Projekts eine auf digitalen Technologien und intelligenten Geräten (z.B. Smartphones) basierende Vorhofflimmer-Screening- und -Behandlungsstrategie entwickelt und überprüft. Diese soll österreichweit zum Einsatz kommen und letztlich in das Gesundheitssystem integriert werden. Eine maßgeschneiderte und einfach zu bedienende App wird es möglich machen, Vorhofflimmern direkt und einfach am eigenen Handy zu erkennen. „Vision des Projektes ist es, dass gerade ältere Menschen mit höherem Risiko für unerkanntes Vorhofflimmern die Vorsorge selbst in die Hand nehmen“, so Bauer, dessen Team den Nutzen der App wie auch der vorbeugenden Behandlung – etwa eine blutverdünnende Therapie – in einer groß angelegten Studie mit rund 40.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern österreichweit testen wird. Das klinische Großprojekt ist in dieser Form einzigartig, auch, weil es die Gewinnung großer klinischer Datenmengen verspricht, die wiederum in Forschung und Therapieoptimierung investiert werden können. „Genau hier liegt die Chance, aber auch Verantwortung der universitären Medizin: Unser Auftrag ist es, in dem noch relativ neuen Bereich der digitalen Medizin qualitativ hochwertige Studien durchzuführen, um neue Konzepte für die Diagnose, Therapie und Prävention von Herzerkrankungen entwickeln zu können“, ist Bauer überzeugt.

Neue Methoden in der klinischen Praxis

Innovative Technologien, die an der Innsbrucker Kardiologie im Bereich der Rhythmologie bereits seit kurzem zum Einsatz kommen, stehen ebenso auf dem Programm des Kongresses. Die Rede ist etwa von der sogenannten Pulsed Field Ablation (PFA). Diese neuartige nicht-thermische Ablationsmethode verspricht eine noch sicherere, schnellere und effektivere Behandlung für Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern. „Bisher kamen zwei physikalische Prinzipien zum Einsatz, um Störherde im Herzmuskelgewebe zu eliminieren: die Radiofrequenzablation (Hitze) und die Vereisung (Kälte). Bei der neuartigen PFA werden hingegen elektrische Hochspannungsimpulse von kurzer Dauer über Katheter im Herzen abgegeben, um Poren in die Membran von bestimmten Zellen zu bohren, sodass diese keine Herzrhythmusstörungen mehr verursachen können. Weil Herzmuskelzellen empfindlicher auf diesen Reiz reagieren als viele andere Zellen, nehmen angrenzende Strukturen weniger Schaden“, erklärt Markus Stühlinger, leitender Oberarzt der Klinik, die Vorteile der neuen Behandlungsmethode.

Bewährter Know-how Transfer

Dass der konkrete Bezug zur klinischen Praxis im Fokus der wissenschaftlichen Tagung steht, war bereits das erklärte Ziel des mittlerweile verstorbenen Innsbrucker Kardiologie-Vorstandes Otmar Pachinger, der den Kardiologie-Kongress 1998 ins Leben gerufen hatte. „Es hat sich bewährt, neueste Entwicklungen der Kardiologie aus den verschiedensten Fachbereichen zu präsentieren und deren gemeinsame praktische Umsetzung mit nationalen und internationalen Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren. Dieser unmittelbare Know-how-Transfer kommt letztlich den Patientinnen und Patienten zugute“, beschreibt Christoph Brenner, stellvertretender Direktor der Klinik, den Mehrwert der Tagung, in deren Rahmen auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eine wichtige Rolle spielt. Ein besonderes Highlight bildet die Keynote-Lecture, für die in diesem Jahr der renommierte Herzchirurg Günther Laufer gewonnen werden konnte. Der ehemalige Vorstand der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie wird einen Vortrag zum Thema „Eine Zeitreise durch die kardiovaskuläre Medizin“ halten.