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Glossar

Diversität bedeutet Vielfalt und bezeichnet die ökonomische, kulturelle und soziale Vielfalt von Menschen. Einige Merkmale sind inhärent, z.B. Alter, sexuelle Orientierung, Geburtsgeschlecht und körperliche Eigenschaften (Hautfarbe, Behinderung). Einige sind erworben und sind auch vor dem Hintergrund historisch gewachsener sozialer Ungleichheit zu betrachten, z.B. Bildungsstand, Einkommen, ethnischer Hintergrund oder Religion. Andere Merkmale wiederum hängen vom Kontext ab, z.B. die geografische Lage oder Mobilität. Neben verschiedenen Kerndimensionen wie Geschlecht, Alter, ethnischer Hintergrund, Behinderung, sexuelle Orientierung oder Religion werden auch Eigenschaften, Verhaltensweisen und Talente berücksichtigt.

Diversity Management ist ein „strategischer Managementansatz zur gezielten Wahrnehmung und Nutzung der Vielfalt von Personen und relevanten Organisationsumwelten bzw. Stakeholdern, um strukturelle und soziale Bedingungen zu schaffen, unter denen alle Beschäftigten ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft zum Vorteil aller Beteiligten und zur Steigerung des Organisationserfolges entwickeln und entfalten können“ (ÖNORM S2501:2008, S. 5 zitiert nach Pauser, Wondrak, 2011, 27) Im Gegensatz zu defizitorientierten Ansätzen (z.B. Förderprogramme für sozial benachteiligten Gruppen oder Minderheiten wie „Menschen mit Behinderung“) sieht Diversity Management in der Vielfalt eine wichtige gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Chance.

‚Doing gender‘ ist ein zentraler Begriff in der feministischen Forschung. Gesellschaftliches Leben ist geprägt von gegenseitigen Erwartungen und Rollenstereotypen, die Vorstellungen von Weiblichkeit bzw. Männlichkeit miteinschließen. Sie werden von Geburt an in Sozialisations- und Enkulturationsprozessen angeeignet. Geschlecht als Kategorie ist damit immer präsent. Es zeigt sich u.a. im Verhalten, in der Kleidung, in der gesprochenen Sprache und Bildsprache und wird permanent von allen reproduziert und somit laufend fortgeschrieben.

Das dritte Geschlecht ist eine neue, juristisch anerkannte Geschlechterbezeichnung jenseits des binären Verständnisses der Kategorien „männlich“ und „weiblich“. Im Jahr 2018 hat der Österreichische Verfassungsgerichtshof die Möglichkeit eines dritten Geschlechtseintrages angeordnet mit der Bezeichnung „divers“. Er beruft sich in seiner Entscheidung auf Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention, der den Schutz der menschlichen Persönlichkeit in ihrer Identität, Individualität und Integrität und damit auch der geschlechtlichen Identität gewährleistet.
Beispielsweise können intersexuelle Menschen, deren biologisches Geschlecht also nicht eindeutig „männlich“ oder „weiblich“ ist, eine ihrer Geschlechtlichkeit entsprechende Eintragung im Personenstandsregister oder in Urkunden beantragen.

Der Begriff „Empowerment“ bedeutet die Erweiterung der eigenen Möglichkeiten durch Selbstbefähigung und Nutzung von persönlichen und kollektiven Ressourcen in Situationen der Benachteiligung oder des Ausschlusses (z.B. in einer Minderheitenposition). Empowerment beinhaltet, Handlungsfähigkeit zu erlangen, Selbstvertrauen zu gewinnen und eigene Kompetenzen zu nutzen, vielfach als gemeinschaftliches Erlebnis oder als Einzelerfahrung.

Eurozentrismus ist die Bezeichnung für ein Denken und Handeln, das Europa als Maßstab für Vergleiche mit anderen Ländern und Kulturen heranzieht und diese beurteilt. Z.B. werden europäische Werte und Normen in vielen Kontexten als zentral und fortschrittlich angesehen.

Feminismus bedeutet das Engagement für die gleichen sozialen, politischen und ökonomischen Rechte und Chancen für alle Geschlechter. Feminismus hinterfragt und analysiert patriarchale Strukturen und soziale Verhältnisse, die die Dominanz von Männern und die Unterordnung von Frauen behaupten und hervorbringen. Feminismus ist keine einheitliche Theorie oder Bewegung. Feministische Strömungen sind sehr vielfältig und in vielen verschiedenen Wissenschaftsbereichen relevant.

Gezieltes Ergreifen von Maßnahmen mit dem Ziel, die „Unterrepräsentation von Frauen in männerdominierten Berufen und in höherwertigeren Funktionen zu verhindern. Es soll ein gleichwertiger Anteil von Männern und Frauen auf allen Hierarchieebenen, insbesondere in Führungspositionen, sowie der Abbau bestehender Benachteiligungen von Frauen im Berufsfeld gewährleistet werden“[1].[1].

Gender ist das gesellschaftlich zugewiesene und sozial konstruierte Geschlecht, d.h. gesellschaftlich anerkanntes Rollenverhalten. Gender als „soziales Geschlecht“ unterliegt kulturellen und historischen Einflüssen, die sich im Laufe der Zeit ändern. Sie bestimmen die mit Männlichkeit und Weiblichkeit verbundenen Erwartungen und Zuschreibungen. Die Diskussion, wo die Grenze zwischen biologischem und sozialem Geschlecht verläuft, wird häufig geführt. Letztlich geht es in dieser Diskussion um die Gegenüberstellung ‚veränderbar‘ versus‘ festgeschrieben‘. Meist sind Ursachen gerade in der Medizin multifaktoriell und weder auf nur Sex oder nur Gender zurückzuführen.

Vorurteile, die auf einer geschlechtsspezifischen Wahrnehmungsverzerrung beruhen. Dies hat zur Folge, dass es in Bezug auf Eigenschaften, Rechte und Würde von Frauen und Männern zu falschen Aussagen bzw. einer Ungleichstellung kommt. Gender Bias meint auch die verzerrte Darstellung von Geschlechterunterschieden in der Datengenerierung, Datenauswertung oder Interpretation. Diese entsteht z.B. durch die Orientierung an der männlichen Norm (Androzentrismus) oder aber auch durch die Annahme, dass ein Sachverhalt geschlechtsneutral sei und somit die Relevanz des Geschlechts nicht wahrgenommen wird. Bias entsteht auch durch die Annahme von Gleichheit, wo keine Gleichheit besteht (z.B. in der Wirkung von Medikamenten), durch die Annahme von Unterschieden, wo keine relevanten Unterschiede bestehen (z.B. die Annahme, dass sich männliche und weibliche Gehirne signifikant unterscheiden) und durch die unterschiedliche Bewertung von Faktoren, die bei beiden Geschlechtern auftreten (z.B. die Bewertung von Ängstlichkeit bei Männern im Vergleich zu Frauen).

Gender Medizin ist geschlechtsspezifische Medizin, d.h. Inhalte der medizinischen Forschung und Behandlung werden auf ihre Richtigkeit für den Menschen in Bezug auf sein Geschlecht überprüft und ihre Auswirkungen auf biologische und soziale Geschlechterunterschiede dargestellt. Ziel ist es, die optimale medizinische Versorgung aller Geschlechter zu ermöglichen. Gender Medizin bezieht sich nicht nur auf hormonelle, physiologische oder metabolische Unterschiede, sondern auch auf das Gesundheitsverhalten, auf den unterschiedlichen Zugang zum Gesundheitssystem oder auf präventive Maßnahmen.

Rechtlich verankerte Strategie der Gleichstellungspolitik; Gender Mainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Männern* und Frauen* in politischen und gesellschaftlichen Handlungsfeldern und Entscheidungen zu berücksichtigen. Dazu werden gezielt strukturelle Maßnahmen ergriffen, die auf die Gleichstellung der Geschlechter abzielen.

Systematische Sammlung von Informationen, Überwachung und Berichterstattung über alle geschlechterspezifischen Pläne, Programme und Projekte, die sicherstellen, dass Ungleichheit nicht aufrechterhalten wird.

Das GMT ist ein Instrument, das es ermöglicht, die in Forschungsanträgen verpflichtenden genderspezifischen und gleichstellungsrelevanten Standards schnell, strukturiert und den europäischen Qualitätskriterien entsprechend in Forschungsanträge einzubauen.

Bezeichnet eine Lücke zwischen den Geschlechtern, hinsichtlich ihrer Beteiligung, ihres Zugangs, ihrer Rechte, ihrer Vergütung oder ihrer Leistungen in jeglichem Bereich.

Biologische und soziale Dimensionen, die Formen von Männlichkeit und Weiblichkeit in einer Person hervorbringen. Biologisches (engl. „sex“) und soziales (engl. „gender“) Geschlecht sind eng miteinander verbunden, aber nicht zwingend ident. Für eine Geschlechterperspektive ist es wichtig, biologische Fakten und soziale Zuschreibungen zu differenzieren (z.B. biologisch: Gebärfähigkeit bei einer Frau, sozial: Rolle, die sie als Mutter einnimmt oder z.B. biologisch: Möglichkeit als Mann an Brustkrebs zu erkranken, sozial: das in der Gesellschaft kaum vorhandene Wissen über dieses Faktum, weil Brustkrebs weiblich konnotiert ist). Vorstellungen darüber, wie Geschlechter sind, hängen zwar mit biologischen Voraussetzungen zusammen, sind jedoch soziokulturell und historisch gewachsen und deshalb veränderbar.

Eine Geschlechterperspektive ermöglicht es, die Bedeutung von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen für einen Gegenstand oder Sachverhalt einzubeziehen. (z.B. Gender Medizin berücksichtigt die Bedeutung des Geschlechteraspekts für die medizinische Behandlung und Forschung.)

Unter Geschlechterstereotype versteht man die starre Zuschreibung von Eigenschaften und Tätigkeiten an Frauen und Männer (z.B. Emotionalität bei Frauen, Rationalität bei Männern). Das, was als typisch männlich oder weiblich erlebt wird, entspricht oft nicht der Realität. Gibt es Abweichungen von Geschlechterstereotypen, wird diese Person häufig als „unmännlich“ oder „unweiblich“ bezeichnet (z.B. Weinen bei Männern wird als Schwäche abgetan, Durchsetzungsvermögen bei Frauen wird als Aggressivität wahrgenommen).

Beschreibt die Vorstellung, es gebe ausschließlich zwei Geschlechter, die sich gegenseitig begehren. Diese Norm besagt auch, dass eine Person ein eindeutig männlich oder weibliches Geburtsgeschlecht besitzt, das mit der späteren Geschlechtsidentität übereinstimmt. Andere sexuelle Orientierungen als Heterosexualität und andere Geschlechtsidentitäten werden nicht benannt, ausgeblendet oder als Abweichung deklariert.

Intersektionalität ist ein theoretischer Ansatz, der versucht, die Komplexität und die gegenseitige Bedingtheit diversitätsspezifischer Faktoren wie Geschlecht, Alter, soziale Herkunft, Staatsbürgerschaft, sexuelle Orientierung, Behinderung, Weltanschauung u.a.m. abzubilden. Er untersucht das Zusammenspiel dieser Faktoren und dient zur Analyse sozialer Ungleichheit.

Intersexualität ist die biologische Uneindeutigkeit von Geschlecht, d.h. das geschlechtliche Erscheinungsbild weist von Geburt an sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale auf, betreffend die Chromosomen, Keimdrüsen, Hormonproduktion und Anatomie. Es gibt eine ganze Bandbreite medizinischer Syndrome (manche häufiger, manche sehr selten), die unter dem Begriff intersexuell gefasst werden können. Auch wenn diese Erscheinungsformen in der Medizin häufig pathologisiert werden, stellt Intersexualität häufig keinen Behandlungsbedarf dar. Dennoch finden operative Eingriffe und medikamentöse Behandlung statt bei mangelnder Aufklärung der Eltern und Betroffenen.

Ist eine Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Intersexual, Asexual. Der Asterisk (Stern) steht für die Möglichkeit vielfältiger Selbstbezeichnungen in der Geschlechtsidentität, um auch Menschen einzuschließen, die sich nicht mit diesen Kategorien identifizieren. Neben dem Identitätsaspekt spielt die sexuelle Orientierung eine Rolle. Im Begriff LGBTIA* verschwimmen diese beiden Aspekte der Identität (Wer bin ich?) und des Begehrens (Wen liebe ich?). Oft werden die oben genannten abgekürzten Begriffe unter dem Sammelbegriff „queer“ zusammengefasst.

Der Begriff „Mentoring“ hat seinen Ursprung in der griechischen Mythologie. Odysseus bat seinen Freund Mentor, gelegentlich auch in Gestalt der Göttin Athene, sich während seiner Abwesenheit um seinen Sohn Telemach zu kümmern und auf die künftige Rolle als König vorzubereiten. Hieraus abgeleitet versteht sich ein „Mentor“ als Lehrer, Erzieher, Vorbild und väterlicher Freund. Nach heutigem Verständnis besteht die Funktion von Mentor*innen darin, Mentees an Erfahrungen teilhaben zu lassen und die Weiterentwicklung des beruflichen Weges individuell zu begleiten. Im Fokus stehen: Perspektivengenerierung, strategisches Vorgehen, Umsetzung von Handlungsschritten und Zugang zu Netzwerken. Mentees werden darin unterstützt, ihre berufliche Identität zu entwickeln. Mentor*innen stehen als Leitbild und Reflexionspartner*innen solidarisch hinter den Mentees, z.B. in Entscheidungs- und Umbruchsituationen. Mentoring wird als Instrument der Personalentwicklung für Frauen erfolgreich eingesetzt. (Forum Mentoring e.V.)

beschreibt ein System, in dem Männer die privilegierte, unterdrückende, machtvolle Position zugewiesen bekommen und die Definitionsmacht besitzen. Patriarchale Strukturen sind oft unsichtbar oder werden als „normal“ erachtet, aber sie wirken sich weiterhin negativ auf viele gesellschaftliche Gruppen aus. (Z.B. Institution Ehe: Es wird häufig immer noch als „normal“ empfunden, wenn die Frau den Namen des Mannes annimmt, den sie heiratet.)

„Person, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt und die Geschlechtsidentität anders als nach dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht leben will“[2]
Ein anderer Begriff für Menschen, die sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren ist Trans*. Weitere Bezeichnungen sind transident, transsexuell, … Wieder andere Personen bezeichnen sich weder als Mann noch Frau, sondern als nonbinär, agender oder genderqueer.

Queer bedeutet übersetzt eine Abweichung von der Norm. Queer wurde früher als Schimpfwort, hauptsächlich für homosexuelle Männer, verwendet. Doch der Begriff wurde von der Community angeeignet, hat seine negative Konnotation verloren und dient heute als Selbstbezeichnung für Schwule, Lesben, Transgender Personen, intersexuelle Menschen, etc., sprich alle, die von der Norm abweichen.

Queer Theory
Weitere Informationen zur Queer Theorie.

Quellen:

BMBWF (2018): Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung in Österreich

Gildemeister, Regine, Wetterer, Angelika (1992): Wie Geschlechter gemacht werden. Die soziale Konstruktion der Zwei-Geschlechtlichkeit und ihre Reifizierung in der Frauenforschung. In: Knapp, Gudrun-Axeli, Wetterer, Angelika (Hg): TraditionenBrüche: Entwicklungen feministischer Theorie. Forum Frauenforschung, Freiburg im Breisgau: Kore Verlag, 201-254.
Pauser, Norbert, Wondrak, Manfred (Hg.) (2011): Praxisbuch Diversity. Facultas.wuv

https://eige.europa.eu/thesaurus
https://www.uibk.ac.at/gleichbehandlung/service/gender_glossar.html
https://www.im-ev.de
https://www.oesterreich.gv.at/themen/dokumente_und_recht/frauenfoerderung/Seite.3440001.html
https://www.vfgh.gv.at/medien/Personenstandsgesetz_-_intersexuelle_Personen.php
[1]https://www.oesterreich.gv.at/themen/dokumente_und_recht/frauenfoerderung/Seite.3440001.html
[2] https://eige.europa.eu/thesaurus/terms/1413?lang=de