search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Medieninformation

Internationaler Tag der Radiologie - The International Day of Radiology (IDoR)

Innsbrucker Radiologin leitete EU-Schlaganfall-Studie in Österreich

PatientInnen mit schwerem Schlaganfall profitieren von einer kombinierten Behandlung mit Medikamenten und der Katheter gesteuerten Entfernung des Blutgerinnsels direkt aus dem Gehirn. Das bewies die großangelegte TENSION-Studie, deren Ergebnisse kürzlich in The Lancet publiziert wurden. Elke Gizewski, Leiterin der Univ.-Kliniken für Radiologie und Neuroradiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, zeichnete gemeinsam mit dem Schlaganfall Team der Univ.-Klinik für Neurologie für das Projekt in Österreich verantwortlich.

Pressebilder zum Herunterladen:

BU: Klinikdirektorin Elke Gizewski bei einer Angiografie (Foto: MUI/F. Lechner)

BU: Katheter-Behandlung an der Univ.-Klinik für Neuroradiologie (Foto: MUI/Gizewski)

BU: Verschluss des mittleren Hirngefäßes in der Angiographie dargestellt (l.), und wieder eröffnet (r.). Bilder: Univ.-Klinik für Neuroradiologie

BU: Elke Gizewski, Leiterin der Universitätskliniken für Radiologie und Neuroradiologie Innsbruck (Foto: MUI/F. Lechner)

Innsbruck, 6. November 2023: RadiologInnen sitzen den lieben langen Tag im dunklen Kämmerlein und schauen sich Bilder an? Weit gefehlt. Die InitiatorInnen des 12. Internationalen Tags der Radiologie holen am 8. November die Vielfalt des Fachs vor den Vorhang – und wirken damit dem weit verbreiteten Irrglauben entgegen. Das Anliegen unterstützt auch Elke Gizewski, Leiterin der Univ.-Kliniken für Radiologie und Neuroradiologie mit ihrem Team, zumal RadiologInnen in den Innsbrucker Operationssälen eine sehr bedeutsame Rolle spielen.
Ein aktuelles Beispiel ist die kürzlich im hochrangigen Fachjournal The Lancet veröffentlichte TENSION-Schlaganfallstudie, an der 40 Zentren in acht europäischen Ländern und Kanada teilgenommen hatten. Gizewski übernahm dabei gemeinsam mit Neurologie-Direktor Stefan Kiechl und Michael Knoflach, dem ärztlichen Leiter der Innsbrucker Schlaganfall-Einheit, die Federführung für das Erfolgsprojekt in Österreich.

Dank der Etablierung und stetigen Weiterentwicklung des internationalen Vorzeigemodells „Tiroler Schlaganfallpfad“ konnte die Versorgung von PatientInnen in den vergangenen fast 15 Jahren deutlich verbessert werden. Anteil daran hat die Radiologie, die von der Diagnostik mit Computertomografie und Angiografie bis zur Akutbehandlung mittels Thrombektomie in die Versorgung involviert ist. Um die Thrombektomie, die über lange Zeit als experimentelles, interventionelles Verfahren galt und deren Effektivität seit 2015 durch fünf große Studien untermauert wurde, drehte sich nun auch das EU-geförderte TENSION-Projekt.

„Bei der Thrombektomie bringen wir mit einem Spezialkatheter von der Leiste ausgehend einen Stent an der Stelle des Gehirns ein, wo das Gerinnsel sitzt. Mit einer Saugvorrichtung wird das Blutgerinnsel dann zusammen mit dem Stent herausgezogen. Das Ganze passiert unter Röntgenkontrolle und bedarf viel Erfahrung“, erklärt Gizewski den sensiblen Vorgang. Vor 2015 wurde eine Thrombektomie standardmäßig meist nur durchgeführt, wenn eine Thrombolyse – medikamentöse Auflösung des Gerinnsels – bei den jeweiligen PatientInnen nicht durchgeführt werden konnte. Die großen Studien 2015 konnten zeigen, dass PatientInnen im frühen Stadium sehr von der Thrombektomie profitieren. Im Zuge der TENSION-Studie untersuchten die ExpertInnen nun die Effektivität der Thrombektomie bei Schlaganfall-PatientInnen, deren Gehirn schon schwer geschädigt war.

„Bei einem Schlaganfall zählen einerseits Zeit und andererseits die noch verbliebene Sauerstoffversorgung des Gehirns, welche bei den PatientInnen unterschiedlich ausfällt. So genannte Kollaterale, Gefäß-Querverbindungen, können die Durchblutung noch einige Zeit aufrechterhalten. Je weniger solcher Kollateralen vorhanden sind, desto weniger Zeit hat man. Doch auch wenn schon Gewebe untergegangen ist, kann man noch etwas retten, wenn man thrombektomiert. Das konnten wir jetzt mit der TENSION-Studie zeigen“, berichtet Gizewski. Viele der PatientInnen könnten trotz der bedrohlichen Ausgangssituation jetzt wieder ein eigenständiges Leben führen. Nachdem sich der Erfolg der Katheter-Behandlung (insgesamt 125 PatientInnen) in der randomisierten Studie im Vergleich zur besten konservativen medizinischen Behandlung (128 PatientInnen) schnell gezeigt hatte, wurde die Studie frühzeitig beendet.

Von der gesamten PatientInnengruppe (253 Personen) konnten in Innsbruck lediglich fünf in die Studie eingeschlossen werden, zwei wurden im Rahmen der doppelblind randomisierten Studie thrombektomiert. „Das ist ein Qualitätsmerkmal. Dank des Tiroler Schlaganfallpfads kommen die PatientInnen sehr früh zu uns, sodass wir allgemein weniger schwere Fälle haben.“

Neben der Schlaganfall-Versorgung kommt an den Innsbrucker Universitätskliniken noch eine große Bandbreite weiterer interventioneller radiologischer Verfahren zum Einsatz. Die stereotaktische Radiofrequenzablation in der Onkologie, die endovaskuläre Stillung akuter Blutungen, Eingriffe bei der peripheren arteriellen Verschlusserkrankung, ultraschallkontrollierte Karpaltunnelspaltungen und schmerztherapeutische Eingriffe sind nur einige Beispiele.

Forschungsarbeit: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)02032-9.

Zur Person:

Elke Gizewski ist seit Oktober 2020 Direktorin des Departments für Radiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Zu diesem Zeitpunkt hat sie zudem interimistisch die Leitung der Univ.-Klinik für Radiologie übernommen. Schon seit 2012 leitet sie die Core Facility Neurowissenschaftliche Bildgebungsforschung an der Med Uni Innsbruck und hat ihren weiteren Schwerpunkt auf interventionelle radiologische Verfahren gesetzt.