Lungen: COPD wurde unterschätzt
Die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) war ein lange Zeit unterschätztes Krankheitsbild. In den vergangenen Jahren haben Studien aber gezeigt, dass bis zu einem Viertel der Bevölkerung daran leidet. Folgen für die Prävention, Früherkennung und Therapie werden beim diesjährigen Pneumologie Update diskutiert, das bereits zum fünften Mal in Innsbruck stattfindet.
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung wird umgangssprachlich auch unter dem Begriff Raucherlunge mit dem Symptom Raucherhusten zusammengefasst, umschließt aber ein weitaus größeres Gebiet von Krankheiten, die mit Husten, vermehrtem Auswurf und Atemnot bei Belastung einhergehen, wie etwa chronisch-obstruktive Bronchitis oder Lungenemphysem. Im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler Alarm geschlagen: Im Rahmen der BOLD-Studie wurde in zwölf Regionen weltweit die Häufigkeit der COPD mittels standardisierter Messmethoden exakt bestimmt. Das Ergebnis war für viele Experten überraschend, bis zu einem Viertel der Bevölkerung leidet an einer mehr oder weniger schweren Form von COPD. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt COPD zu den Krankheiten mit dem größten Wachstumspotenzial. Schon heute gehört diese Lungenerkrankung zu einer der häufigsten Todesursachen.
Den Nachwuchs für die Pneumologie gewinnen
Viele der in der BOLD-Studie erfassten Fälle sind noch im Frühstadium der Erkrankung, erklärt Prof. Christian Kähler vom Schwerpunkt Pneumologie an der Univ.-Klinik für Innere Medizin I. Deshalb kommt der Früherkennung eine besondere Bedeutung zu. Aber auch in der Therapie sind neue Strategien notwendig. In den letzten Monaten wurden dazu zahlreiche Studien durchgeführt, deren Ergebnisse am kommenden Wochenende beim diesjährigen Pneumologie Update erstmals im deutschsprachigen Raum diskutiert werden. Dazu der Mitinitiator der Tagung Prof. Kähler: Das Pneumologie Update findet jedes Jahr unmittelbar nach den beiden wichtigsten amerikanischen Kongressen zu Lungenkrankheiten statt. Dort werden die neuesten Daten präsentiert, die wir dann umgehend auch unseren deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen vorstellen können. Gemeinsam mit Prof. Wolfgang Hilbe und Prim. Herbert Jamnig hat Kähler das Pneumologie Update vor fünf Jahren als unabhängige Tagung für ein breites Publikum ins Leben gerufen. Wir sprechen sowohl klinische und niedergelassene Ärzte als auch Forscherinnen und Forscher an, betont Kähler. Die Pneumologie ist zwar ein sehr altes Fach, war aber akademisch lange nur schwach ausgebildet. Wir haben deshalb auch vier Preise ausgelobt, um besonders den Nachwuchs für die pneumologische Forschung zu gewinnen. Ein Ziel für die Zukunft ist es, vermehrt auch Kolleginnen und Kollegen aus den theoretischen Fächern für den Kongress zu interessieren.
Internationaler Treffpunkt
Neben den Diskussionen zur Prävention, Früherkennung und Therapie von COPD bietet die Tagung eine Mischung aus praktisch-relevanten Themen aus allen Sparten der Lungenheilkunde sowie wissenschaftliche Schwerpunkte zu den Themen Schlafmedizin, pulmonale Zirkulation, Onkologie, Asthma und seltene Erkrankungen. Fünf Jahre nach der Gründung hat sich der Innsbrucker Kongress zu einem internationalen Treffpunkt für Lungenexperten entwickelt. Nachdem im letzten Jahr Prof. Ralf Ewert aus Deutschland und heuer Prof. Thomas Geiser aus der Schweiz zum Organisationsteam um Kähler, Hilbe und Jamnig gestoßen sind, deckt die Tagung nun den deutschsprachigen Bereich ab. Als weitere Neuerung erscheint in diesem Jahr erstmals ein Supplement zur Tagung in der in Innsbruck vor kurzem neu gegründeten Zeitschrift memo Magazine of European Medical Oncology.