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Nachwuchspreise verliehen

Für eine Arbeit zu den Veränderungen der Knochenstruktur und der kortikalen Knochendichte am Oberschenkel während des kindlichen Wachstums erhielt Dr. Wolfgang Högler gestern den Dr. Otto Seibert Wissenschaftsförderungspreis. Seine Studie liefert einen wertvollen Beitrag zur Erforschung des Wachstums und der hormonellen und mechanischen Einflüsse auf die Knochenstärke.

In einer kleinen, gemeinsamen Feier der beiden Innsbrucker Universitäten überreichten gestern Rektor Hans Grunicke für die Medizinische Universität und Vizerektor Tilmann Märk für die Leopold-Franzens-Universität die Otto Seibert Preise 2003. Neben Dr. Wolfgang Högler wurde Dr. Alexandra Koschak und Dr. Stefan Huber ebenfalls der Wissenschaftsförderungspreis und Dr. Florian Mast der Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen verliehen. Rektor Grunicke gratulierte den Preisträgern und betonte, dass die Anerkennung der eigenen Arbeit eine wichtige Motivation auf dem Weg eines Wissenschaftler sei, denn dieser sei oft mit viel Frustration gepflastert. Vizerektor Märk hob hervor, dass der Nachwuchs das wichtigste Gut jeder gesellschaftliche Gruppe und so auch der Universitäten sei.

Veränderungen der Knochenstruktur und -dichte

Die ausgezeichnete Studie von Dr. Högler befasst sich mit den Veränderungen der Knochenstruktur und der kortikalen Knochendichte am Oberschenkel während des kindlichen Wachstums. Mittels Kernspintomografie (MRI) und Knochen-Densitometer (DEXA) wurde der Oberschenkel-Schaft von 145 Kindern und jungen Erwachsenen gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der kortikale Knochen im Querschnitt bei Mädchen und Buben in ähnlicher Weise im Wachstum ausdehnt und an Dichte zunimmt, was die Knochenstärke massiv erhöht. Diese Wachstumsprozesse werden möglich durch periostale Knochenneubildung (Knochenaussenseite) und endo-kortikalen Knochenabbau (Knocheninnenseite). Neu ist, dass sich gewichttragende Knochen der unteren Extremität strukturell unterschiedlich entwickeln wie Knochen der oberen Extremität, was dem mechanischen Einfluss des Körpergewichts und größeren lokalen Muskelkräften zugemessen wird. Bei Mädchen war man bisher davon ausgegangen, dass an der Knocheninnenseite unter dem Einfluss von Östrogen Knochen nicht abgebaut wird und die Markhöhle daher im Wachstum nicht größer wird. Dies ist nun widerlegt, was an einem bisher für alle Körperregionen geltenden Paradigma („Mechanostat-Theorie“) rüttelt. Je nach mechanischer Belastung scheinen Geschlechtshormone unterschiedliche Knochen in Wachstum und Formgebung unterschiedlich zu beeinflussen. Die Kernspintomografie zeigte sich dem Knochen-Densitometer in der Messung des Knochenvolumens überlegen, kann in der Routine aber dafür noch nicht angewandt werden.

Langer Forschungsaufenthalt in Australien

Högler’s Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftern aus Kanada, der Schweiz und Australien. In Sydney forschte Högler mit einem Erwin Schrödinger Auslandsstipendium des Wissenschaftsfonds (FWF) zweieinhalb Jahre am renommierten Institute of Endocrinology and Diabetes des Children’s Hospital at Westmead (CHW). „Dort konnte ich wissenschaftlich arbeiten und auch klinisch im Bereich meines Spezialgebietes eine profunde Ausbildung genießen. Das CHW ist ein reines Kinderspital mit 120 Departments. Beeindruckt haben mich der hochprofessionelle produktive Teamgeist und die ausgezeichnete klinische und wissenschaftliche Infrastruktur, die es gilt auch in Innsbruck aufzubauen“, so der 1971 in Salzburg geborene Högler. „Bisher sind acht Publikationen in Top-Zeitschriften aus meiner Zeit in Sydney hervorgegangen. Meine Familie begleitete mich, in Australien wurde unser Sohn Florian geboren. Mein Dank und der Preis gilt vor allem auch meiner Frau.“

Der Stifter Otto Seibert

Der aus Deutschland stammende Dr. Otto Seibert war Arzt und wurde 1902 geboren. Bei einer Bergwanderung in Südtirol überanstrengte sich der Mediziner offenbar etwas und der damalige Vizebürgermeister der Gemeinde Klobenstein, Dr. Hans Gamper, der zufällig in der Nähe war, brachte Seibert daraufhin in das nächstgelegene Krankenhaus. Seinem Helfer zutiefst dankbar gebar er die Idee, eine Stiftung für Südtiroler Studierende anzulegen. Seibert nahm Kontakt mit dem damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Rainer Sprung, auf und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Gemeinsam arbeiteten sie einen "Stiftbrief" aus. Otto Seibert verstarb im Jahr 1988. Der Arzt stiftete den Wissenschaftsförderungspreis, den Preis zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter, den Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen sowie Stipendien für Südtiroler Studierende.