search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Klinische Neurowissenschaften in Innsbruck

Wissenschaftsrat: Neurowissenschaften in Innsbruck sehr gut bewertet

Der Medizinische Ausschuss des Österreichischen Wissenschaftsrates hat die klinischen Neurowissenschaften an den drei Medizinischen Universitäten in Österreich einer Analyse unterzogen. Der renommierte Neurowissenschafter Prof. Arno Villringer war mit der Durchführung betraut. Die Bewertung der Innsbrucker Neurowissenschaften fiel sehr positiv aus, einige Forschungsbereiche werden als „exzellent“ mit „internationaler Ausstrahlung“ bewertet.

Der Wissenschaftsrat erarbeitet Analysen, Stellungnahmen und Empfehlungen in Arbeitsgruppen wie dem Medizinischen Ausschuss. Orientiert an wissenschaftlichen und gesundheitspolitisch relevanten Themenstellungen hat der Medizinische Ausschuss nach den Empfehlungen zur Onkologie an den Medizinischen Universitäten Innsbruck, Wien und Graz (2009) nun die klinischen Neurowissenschaften an den drei Medizinischen Universitäten einer Analyse unterzogen. Der Wissenschaftsrat hat Prof. Arno Villringer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und Direktor der Klinik für Kognitive Neurologie in Leipzig mit der Zusammensetzung eines neurowissenschaftlich/psychiatrischen GutachterInnenteams und der Durchführung der Analyse betraut. Das GutachterInnenteam hat an den drei Medizinischen Universitäten in einigen neurowissenschaftlich/psychiatrischen Feldern hervorragende fachliche Expertise und große Stärken, aber auch – im internationalen Vergleich – Entwicklungspotentiale festgestellt. Schlussfolgerungen und Empfehlungen für den Wissenschaftsstandort Österreich und die klinische neurologisch/psychiatrische Versorgung wurden kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.

Exzellente Forschung in Innsbruck
In der zusammenfassenden Einschätzung des Berichtes heißt es, dass die klinischen Neurowissenschaften der Medizinischen Universität Innsbruck einige exzellente klinisch-wissenschaftliche Schwerpunkte mit internationaler Ausstrahlung aufweisen. Explizit genannt werden in der zusammenfassenden Einschätzung die Forschungen zu Bewegungsstörungen und Neurodegeneration, zur Schlaganfall-Prävention und zur Schizophrenie. Daneben gebe es laut den GutachterInnen eine Reihe von sehr guten weiteren klinischen und translationalen Arbeitsgruppen. Als klinisch sehr gut ausgewiesene Bereiche werden beispielsweise die „Schlafmedizin“, „Neuromuskuläre Erkrankungen und periphere Nervenläsionen“, „Neuroonkologie“ und „Psycho-Onkologie“, „Sucht“, „Kinderneurologie und neonatale Neurologie“, „Klinische Psychologie“ und „psychotherapeutische Ambulanz“ genannt. Darüber hinaus geht der Bericht auch auf die „sehr aktiven Arbeitsgruppen in den vor- bzw. nicht-klinischen Fächern“ ein. In diesem Zusammenhang wird die „Gründung eines virtuellen Neuroscience Centers (SNI: Schwerpunkt Neuroscience)“ hervorgehoben sowie die auf die neuronale Plastizität fokussierte Arbeit der Gemeinsamen Einrichtung für Neurowissenschaften. Das wissenschaftliche Umfeld in den nicht-klinischen Fächern sei für die neurowissenschaftliche Forschung hervorragend geeignet. Die Forschungsbereiche „Multiple Sklerose“ und „Neuroimmunologie“ werden „insgesamt als sehr gut“ eingeschätzt. Als ebenfalls „sehr gut“ gelten die wissenschaftlichen Aktivitäten zur Epilepsie. Besonders positiv ist die Bewertung des Bereiches ZNS-Infektionen und Intensivmedizin in dem Wissenschaftsrats-Bericht ausgefallen. Dort heißt es: „Dieser Bereich ist an der MUI klinisch stark repräsentiert, z. B. durch eine auch im internationalen Vergleich außergewöhnliche Professur für neurologische Intensivmedizin, eine Abteilung, die in der Entwicklung der neurologischen Intensivmedizin historisch eine Schrittmacherrolle eingenommen hat und weiterhin Vorbildfunktion für andere Kliniken (sowohl national als auch international) haben sollte.“ Als „begrüßenswert“ und „innovativ“ wird in dem Gutachten die generelle Förderung junger NachwuchswissenschafterInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck gesehen. Neben der Einführung von Laufbahnstellen hat zu dieser positiven Beurteilung auch das österreichweit einzige PhD-Kolleg für Neurowissenschaften „Signalverarbeitung in Nervenzellen/Signal Processing in Neurons“ (SPIN) beigetragen. Die positiven Beurteilungen freuten Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Günther Sperk: „Da die Neurowissenschaften ein ausgewiesener Forschungsschwerpunkt unserer Universität sind, ist eine solche erfreuliche Bewertung natürlich eine Auszeichnung für unsere Forschungsinfrastruktur. Allerdings nehmen wir auch die Empfehlungen des Berichtes sehr ernst.“ Eine in dem Bericht erwähnte Schwachstelle konnte so bereits behoben werden. Während der Bereich der Schlaganfallakuttherapie und Schlaganfallprävention, unter anderem aufgrund der hervorragenden Lysequote von 17,5 Prozent als sehr gut bewertet wurde, beurteilten die GutachterInnen das Fehlen einer Professur für Neuroradiologie 2011 als eine „gewisse Schwäche“. „Mit 1. Mai haben wir allerdings Elke Gizewski berufen können und damit eine ausgewiesene Expertin mit dem Aufbau der Universitätsklinik für Neuroradiologie betraut“, sagt Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs. Die Berufung einer Frau in eine Führungsposition entspricht darüber hinaus einer weiteren Empfehlung des Berichtes. Die GutachterInnen kritisieren, dass der Anteil an Frauen, insbesondere in Leitungspositionen, in Innsbruck „wie an den anderen Medizinischen Universitäten, weiterhin unzureichend“ sind. Als weitere Entwicklungspotentiale werden in dem Bericht die Besetzung der Neuropathologie, die noch nicht voll ausgenutzten Potentiale in der translationalen Forschung, Verbesserungsmöglichkeiten in der konzertierten Verknüpfung von vorklinischen und klinischen Fächern sowie eine bessere Ausstattung für die Neuroimaging Facilities genannt. Explizit wird auch eine räumliche Zusammenführung klinischer und vorklinischer neurowissenschaftlicher Arbeitsgruppen empfohlen.

Neurowissenschaften in Österreich
Auch die abschließende Gesamtbeurteilung der Neurowissenschaften in Österreich ist durchaus positiv ausgefallen: Die Neurowissenschaften sind in Österreich an den drei Medizinischen Universitäten gut aufgestellt, lautet ein Fazit des Berichts. Das gesamte Fachgebiet besitzt demnach internationale Ausstrahlung. „Es gibt eine Reihe von exzellenten, international hervorragend ausgewiesenen klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkten,“ heißt es in den Schlussfolgerungen. Eine vermehrte Integration bzw. Netzwerkbildung zwischen Grundlagenforschung und Klinik, Psychiatrie und Neurologie der Medizinischen Universitäten auf diesem Gebiet sowie mehr Forschungsgelder wären für einen weiteren Ausbau allerdings wichtig.

(hof)

Bericht zum Herunterladen: Österreichischer Wissenschaftsrat (Hrsg.), Klinische Neurowissenschaften an den Medizinischen Universitäten Graz, Innsbruck und Wien. Bestandsaufnahme und Empfehlungen (Wien, Juni 2012)

Aktuell