Vernetzte Forschung: Poröse Medien, rastlose Beine und ein Bio-Modell für Zellkulturen
Mit dem Translational-Research-Förderprogramm der Tiroler Landesregierung sollen exzellente ForscherInnengruppen die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeit in größeren Projekten der Grundlagenforschung mit einer grundlegenden mittelbaren Anwendungsorientierung in Kooperation zu vertiefen. Bei der Ausschreibung 2012 erhielten die Projekte RLS-Iron, DigiPore3D und i-Scaff die Förderung. An allen drei ausgezeichneten Projekten sind ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck beteiligt.
„Die Forschungseinrichtungen Tirols erbringen Leistungen im internationalen Spitzenfeld und leisten durch ihre Vernetzung mit der heimischen Wirtschaft und dem Transfer von Know-how einen wichtigen Beitrag zu Innovation. Es liegt also in unserem ureigensten Interesse, an möglichst idealen Rahmenbedingungen für die Forschenden mitzuwirken, dazu zählt auch die Förderung herausragender und mittelbar anwendungsorientierter Forschungskooperationen“, erklärt LH Günther Platter das Engagement der Tiroler Landesregierung im Rahmen des Translational-Research-Förderprogramms. „Die Qualität der vom Kuratorium der Standortagentur Tirol vorgeschlagenen und von der Landesregierung nun bewilligten Projekte spricht für sich: In der Evaluierungsphase erreichte ein Projekt 9.4, eines 9.7, und eines gar 10 von 10 erreichbaren Punkten“, streicht LRin Patrizia Zoller-Frischauf das hohe Niveau der Forschungskooperationen hervor. „Alle drei Projekte spiegeln das außerordentliche Niveau, auf dem sich die Forschenden in Tirol befinden, eindrucksvoll wider. Sie vernetzen unterschiedliche Disziplinen, haben hohe Anwendungsrelevanz und bergen großes Marktpotential für spätere Anwendungen und Produkte“, freut sich die Landesrätin.
Poröse Medien, rastlose Beine und ein Bio-Modell für Zellkulturen
Im Translational Research-Förderprogramm vertiefen exzellente Forschergruppen ihre Arbeit in größeren Projekten der Grundlagenforschung. Im Rahmen des Projekts RLS-Iron arbeiten Forschende der Innsbrucker Universitätskliniken für Neurologie, Innere Medizin und Radiologie daran, das Restless Legs Syndrom, eine der weitverbreitetsten neurologischen Erkrankungen, von der in Tirol ca. 10% der Bevölkerung betroffen sind, besser charakterisieren zu können. Die Krankheit selbst ist noch nicht restlos erforscht, neuere Studien haben aber gezeigt, dass der Eisenstoffwechsel im Gehirn eine signifikante Rolle spielt. Das Problem: Im Gegensatz zum Eisen im Blut ist der Eisengehalt im Hirn jedoch nicht ohne weiteres messbar. Bei RLS-Iron werden umfassende biochemische Analysen und neuartige Imaging-Methoden des Gehirns untersucht und verglichen. Insgesamt werden 300 PatientInnen in eine Studie einbezogen und mit 300 Gesunden verglichen. Neben einer systematischen Befragung werden Blutproben gesammelt und untersucht. Zusätzlich werden an den ProbandInnen Magnetresonanztomografien zur Darstellung des Eisenstoffwechsels im Gehirn durchgeführt, um die Bedeutung des Eisenstoffwechsels für das Restless Legs Syndrom besser zu verstehen.
Der Transport von Fluiden in porösen Materialien spielt sowohl in der Materialtechnologie als auch in der Medizin eine wichtige Rolle. Der Flüssigkeitstransport im Knochen unterscheidet sich nur wenig von dem in beispielsweise porösen Baustoffen. Trotzdem sind die Gesetzmäßigkeiten dahinter nicht gänzlich wissenschaftlich aufgeklärt und modellierbar. Darum kooperieren im Projekt DigiPore3D Medizinphysiker, Materialwissenschaftler und Simulationsexperten, um einem im Grunde genommen ähnlichen Problem systematisch auf den Grund zu gehen: Im Projekt soll die modell- und simulationsbasierte Prognose von Transportprozessen in porösen Medien durch die Erfassung und Beschreibung der realen Porenraumstruktur erreicht werden, was besonders für Anwendungen im Bereich medizinischer als auch technischer Fragestellungen von großer Wichtigkeit ist. Neben der Auswirkung des Porenraums auf Transportprozesse in porösen Medien kann auf Basis der erfassten und modellbasierten Beschreibung der Porenraumstruktur die Materialfestigkeit, die grundlegend für die Erfüllung der an diese Werkstoffe gestellten Aufgaben ist, bestimmt und durch die gezielte Veränderung des Porenraums optimiert werden
Im Projekt i-Scaff entwickelt ein Forscherteam der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Innsbruck, des Arbeitsbereichs Wasserbau am Institut für Infrastruktur der Universität Innsbruck und des Institute of Physics der Academy of Sciences Prag neue Trägermaterialien für Zellkulturen im Labor, welche durch ihre nanostrukturierte Oberfläche und durch den Flüssigkeitstransport in der Matrix dem natürlichen extrazellulären Raum sehr nahe kommen sollen. Insbesondere für Untersuchungen in Hinblick auf den Zellstoffwechsel unter Verwendung von Wirkstoffen, Strahlung und toxischen Substanzen sind möglichst reale und kontrollierbare Versuchsbedingungen notwendig, welche zum jetzigen Stand der Wissenschaft nicht erreicht werden können. Mit dem neuartigen Träger soll nun die Lücke zwischen dem wenig aussagekräftigen Versuch in der Petrischale und dem umstrittenen Tierversuch zumindest kleiner werden.
RLS-Iron, DigiPore3D und i-Scaff werden durch das Translational Research-Förderprogramm mit insgesamt EUR 866.104,80 unterstützt.
(Standortagentur Tirol/Hof)
Links:
Translational Research Programm