Ringvorlesung Gender Medizin und Emergency Room: Tauchunfälle von A-Z
Das Tauchen in heimischen Bergseen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Damit steigt auch die Anzahl der Tauchunfälle. Dr. Frank Hartig von der Universitätsklinik für Innere Medizin I beschrieb im Rahmen seines Vortrages für die Ringvorlesung „Gender Medizin und Emergency Room“ anhand interessanter Geschichten von realen Tauchunfällen, die er in Tirol und weltweit erlebt hat, die Grundlagen der Tauchmedizin und geschlechterspezifische Unterschiede.
Tauchen beinhaltet neben dem so genannten Gerätetauchen auch das Apnoetauchen, also das Tauchen mit angehaltenem Atem. Über die fast 200jährige Geschichte des Apnoetauchens kommt man zwangsläufig auf die in Asien berühmten Ama Taucherinnen, die bis ins hohe Alter Abalonemuscheln in Apnoetechnik sammeln. Die Geschichte des Presslufttauchens findet sich in einer speziellen Bauweise der großen Bauten (Brückenpfeiler), die sog. Caissonbauweise. Dabei arbeiten die Menschen unter Luftdruck. Die ersten Caissonkrankheiten dieser Bauarbeiter wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts erforscht. In den 50er Jahren kam dann das Presslufttauchen in die Öffentlichkeit. Berühmt durch Personen wie Jacques Cousteau, Hans und Lotte Hass, Leni Riefenstahl oder James Bond kam das Sporttauchen immer mehr nach Europa und ist heute ein beliebter Freizeitsport. Hier liegen auch die Probleme und Gründe für viele Tauchunfälle. Waren früher eher sportliche und trainierte TaucherInnen unterwegs finden sich heutzutage auch vielfach untrainierte oder gar kranke TaucherInnen. Die Tatsache, dass 75% der Personen, die einen Tauchunfall hatten, an Adipositas leiden spricht für sich. Gaseffekte wie Taucherkrankheit und Tiefenrausch werden von Druckeffekten wie Pneumothorax, Barotrauma des Ohres oder arteriellen Gasembolien unterschieden. Die Komplexizität dieser Dekompressionseffekte ist enorm und es finden sich auch spannende geschlechterspezifische Unterschiede. So spielen unter anderem die andere Fettverteilung, der andere Hormonstatus und vermutlich auch noch andere unbekannte Faktoren eine Rolle in der Entstehung von Dekompressionserkrankungen. Die Differentialdiagnose eines Tauchunfalls ist mitunter so schwierig, dass es nicht verwundert, wenn die Mehrzahl der Tauchunfälle erst im Nachhinein erkannt wird und vorher andere Diagnosen den Symptomen zugeordnet werden. Andererseits sind andere Diagnosen, die sich unter Wasser ereignen häufiger als Tauchunfälle im engeren Sinne. Auch die Dunkelziffer bei dekompressionsassoziierten Beschwerden bei Frauen ist wesentlich höher als beim männlichen Geschlecht.
Schwerpunkt Notfallmedizin
Die Vorträge der Ringvorlesung Gender Medizin befassen sich mit verschiedenen Aspekten der Notfallmedizin und versuchen aus ihrem Blickwinkel Genderunterschiede aufzuzeigen. Wöchentlich jeweils am Donnerstagabend um 18:30 Uhr im großen Hörsaal der Frauen-Kopfklinik werden von Oktober 2012 bis Ende Jänner 2013 Vorträge mit international ausgewiesenen ExpertInnen stattfinden.
Detailliertes Programm:
http://www.gendermed.at/images/stories/gendermed/pdf/geschlechterforschung/rvo_ws12_13/web_flyer_gender.pdf
Weiterführende Links:
Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung
(ao. Univ.-Prof.in Dr.in Margarethe Hochleitner)