Auf der Suche nach der optimalen Behandlungsstrategie
Auf dem Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO), der vom 28. September bis 2. Oktober 2012 Wien stattgefunden hat, waren auch Onkologen der Medizinischen Universität Innsbruck vertreten. Univ.-Doz. Dr. Michael Fiegl von der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie, Direktor Univ.-Prof. Günther Gastl) präsentierte etwa Studienergebnisse zur Optimierung der Krebsbehandlung durch die Identifizierung spezifischer PatientInnengruppen.
Krebs-SpezialistInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck arbeiten an der Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Behandlungspfaden, um die Betreuung von PatientInnen mit nichtkleinzelligem (NSCLC) als auch kleinzelligem Lungenkarzinom (SCLC) zu optimieren. Etwa 15 Prozent aller LungenkrebspatientInnen sind vom derzeit noch sehr schwer zu beherrschenden SCLC betroffen.
Effizienz und Ökonomie in der Krebsbehandlung
Um möglichst präzise Hinweise auf das optimale therapeutische Vorgehen bei ähnlichen PatientInnen in der Zukunft liefern zu können, hat Univ.-Doz. Dr. Michael Fiegl mit seinen KollegInnen die Daten von mehr als 400 PatientInnen ausgewertet. „Wir haben versucht“, so Univ.-Doz. Fiegl, „die Charakteristika der Erkrankung, der Vorgeschichte (zum Beispiel Rauchen, andere Krebserkrankungen), der Symptome bei Diagnose (zum Beispiel Husten, Kurzatmigkeit, Schmerzen, neurologische Symptome und verschiedene Laborparameter) und der Therapie möglichst genau zu erheben“. Erste Analysen ergaben, dass 57 Prozent der Patientinnen auf eine palliative (auf Beherrschung, nicht auf Heilung ausgerichtete) medikamentöse Therapie nachhaltig ansprechen (best response 78%). Je weiter die Krankheit fortgeschritten war, desto schlechter war die Ansprechrate. Nach Beginn der Therapie dauerte es im Durchschnitt sieben Monate bis zur Progression der Krankheit. Hier schnitten Frauen etwas besser ab, Patienten mit Entzündungszeichen (erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins im Blut) schlechter. Auch ein anderer Laborwert, die erhöhte Laktat-Dehydrogenase als Kriterium für den Gewebeumbau, sowie eine schlechtere Allgemeinverfassung waren ein negatives Zeichen.
Unter der medikamentösen Therapie überlebten die PatientInnen im Durchschnitt 11,3 Monate. Eine Untergruppe von PatientInnen überlebte jedoch fünf Jahre (9,3 Prozent); zum größten Teil stammten sie aus einer Gruppe von PatientInnen mit begrenzter Erkrankung bei der Erstdiagnose, die auch eine kombinierte Chemo- und Strahlenbehandlung bekamen.
„Die so genannte Versorgungsforschung, also die Erfassung klinischer Verläufe und Ergebnisse bei RoutinepatientInnen - jenseits von prospektiven klinischen Studien -, gewinnt zunehmend an Bedeutung und berücksichtigt zudem auch den Wunsch nach Reproduzierbarkeit in der klinischen Routine sowie Pharmako-Ökonomie“, schließt Univ.-Doz. Fiegl.
In weiteren Diskussionsbeiträgen wurden am ESMO-Kongress auch neueste Studien-Erkenntnisse zum nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom aus der von Univ.-Prof. Hilbe geleiteten Arbeitsgruppe für experimentelle Onkologie präsentiert. So etwa ein Poster von Dr. Andreas Pircher, der in seiner Arbeit einen Fokus auf die Rolle sogenannter TEMs (Marker für Endothel - bzw. Tumorzellen) für die Diagnostik und das Monitoring des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms legt.
Im Zentrum der Arbeitsgruppe für experimentelle Onkologie steht die Erforschung der Mechanismen des malignen Wachstums von soliden Tumoren, um damit neue therapeutische Zielstrukturen zu identifizieren und diese im Rahmen von klinischen Studien zu testen. „Der Bereich der klinischen Studien und der Bereich der Grundlagenforschung - am Tiroler Krebsforschungsinstitut lokalisiert - bilden dabei die Säulen unserer Arbeitsgruppe, die in den Forschungsschwerpunkt Oncoscience der Medizinischen Universität Innsbruck eingebunden und am Oncotyrol Konsortium und dem MCBO Graduierten Programm beteiligt ist“, betont Prof. Hilbe.
(red/D.Heidegger)
Links:
The Tyrol Study SCLC Project: Retrospective Analysis Of Clinical Features and Therapeutic Outcome in 484 Small Cell Lung Cancer Patients Diagnosed 1991 - 2011, M. Fiegl et al;
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/images/SCLC-ESMO-poster_final.pdf
Favorable Prognosis of operable non-small cell lung cancer (NSCLC) patients
harboring an increased Expression of Tumor endothelial markers (TEMs), A. Pircher et al;
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/images/NSCLC-esmo-poster.pdf
Univ.-Klinik für Innere Medizin V, Hämatologie und Onkologie
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin5.html
European Society for Medical Oncology, ESMO
http://www.esmo.org/