Erfolg für Innsbrucker Gefäßchirurgie
Im Rahmen der Jahrestagung des österreichischen Verbandes der Gefäßmedizin (ÖVG) im Graz wurden die drei besten wissenschaftlichen Präsentationen ausgezeichnet. Zwei der begehrten Preise gingen an die Innsbrucker Universitätsklinik für Gefäßmedizin (Leiter Univ.-Prof. Dr. Gustav Fraedrich): Oberarzt Dr. Josef Klocker erhielt den Preis für eine Studie zu den Langzeitergebnissen bei Aortendissektion und Oberärztin Dr.in Barbara Rantner für ihre Arbeit zu Stentbehandlungen der Carotis-Stenosen.
Im Oktober fand der erste Kongress des österreichischen Verbandes der Gefäßmedizin (ÖVG) „VASCMED 2012“ statt. Rund 300 TeilnehmerInnen aus ganz Österreich folgten der Einladung nach Graz. Der ÖVG war im Januar 2010 als Dachverband aller nationalen Gefäßmedizinischen Fachgesellschaften gegründet worden. Dazu zählen die Österreichische Gesellschaft für Gefäßchirurgie, Gesellschaft für Internistische Angiologie, Gesellschaft für Interventionelle Radiologie, Gesellschaft für Phlebologie und Dermatologische Angiologie sowie die Arbeitsgemeinschaft für Angiogenese und Gefäßbiologie. Im umfassenden Programm der hochkarätigen Fachtagung wurden allerdings nicht nur aktuelle Themen aus den verschiedenen Teilgebieten der Gefäßmedizin behandelt, sondern auch die besten wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet. Zwei von insgesamt drei vergebenen Auszeichnungen gingen dabei an MitarbeiterInnen der Innsbrucker Universitätsklinik für Gefäßchirurgie. Oberarzt Dr. Josef Klocker wurde für seine Studie zur Behandlung der Aortendissektion Typ B und Dr.in Barbara Rantner für ihr Paper zum Risiko von Stentbehandlungen bei PatientInnen mit symptomatischen Carotis-Stenosen (Verengungen der Halsschlagader) ausgezeichnet.
Behandlung einer Carotis-Stenose: Gefäßchirurgische Intervention oder Stent?
Die wissenschaftliche Arbeit von Dr.in Rantner, die seit Mai 2011 als Oberärztin an der Innsbrucker Universitätsklinik für Gefäßchirurgie tätig ist, hatte bereits im Rahmen des amerikanischen Gefäßchirurgen-Kongresses in Washington im Juni diesen Jahres für Aufsehen gesorgt und wurde als eines der zehn besten Papers ausgezeichnet. Demnächst wird die Arbeit im international renommierten „Journal of Vascular Surgery“ publiziert werden. Ein Grund für den großen Erfolg dieser Arbeit, ist die hohe Anzahl von PatientInnendaten, die der Studie zu Grunde liegen. Insgesamt konnten für die multizentrische Studie die Informationen von 2.829 PatientInnen ausgewertet werden. Ziel der Auswertungen war es, den Einfluss des Behandlungszeitpunktes auf das Ergebnis nach Stent-Behandlung oder Carotis-Operation zu untersuchen. Derzeit stehen in der Therapie der Verengung der Halsschlagader (Carotis-Stenose) zwei Behandlungsverfahren zur Verfügung: einerseits die offene Operation und alternativ dazu die Behandlung mittels Stent, also die Versorgung der Engstelle von innen. Dieses Verfahren ist aus der Kardiologie schon länger bekannt. In den letzten Jahren hat sich in der Therapie symptomatischer Carotis-Stenosen gezeigt, dass nach einem ersten neurologischen Ereignis, die ursächliche Engstelle in der Arteria carotis so rasch wie möglich behandelt werden muss, um weitere neurologische Komplikationen zu verhindern. In der prämierten Studie zeigte sich jetzt, dass die Stentbehandlung gerade in dieser frühen Phase mit einem höheren Risiko für Komplikationen behaftet ist und „deshalb die offene Operation weiter das Mittel der ersten Wahl in der Behandlung symptomatischer Carotisstenosen ist“, erklärt OÄ Dr.in Rantner.
Langzeitergebnisse von PatientInnen mit einer Aortendissektion Typ B
Mit einer besonders schwerwiegenden Gefäßerkrankung hat sich Oberarzt Dr. Josef Klocker auseinandergesetzt. In seiner ausgezeichneten wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sich der Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie mit der Auswertung von Langzeitergebnisse von PatientInnen, die wegen einer Aortendissektion Typ B, also einem Einriss der absteigenden Hauptschlagader, an der Universitätsklinik in Innsbruck behandelt worden sind. Solche Aufsplitterungen der Gefäßwand sind häufig eine Folge von sehr stark erhöhtem Blutdruck. Eine Aortendissektion kann entweder konservativ, also primär medikamentös, endovaskulär oder mit einem offenen chirurgischen Eingriff behandelt werden. Für seine ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit hat der gebürtige Tiroler die Daten aller PatientInnen aus Innsbruck seit 1996 ausgewertet und miteinander verglichen. Dabei ging es um die Überlebensrate von PatientInnen mit dieser gravierenden Erkrankung, um die Häufigkeit von notwendigen Folgebehandlungen (Re-interventionen) sowie den Einfluss weiterer Faktoren, wie Geschlecht, Komorbitäten (Hypertonie, Diabetes mellitus, Nikotinabsus) und Bindegewebserkrankungen auf die weitere Lebensqualität der Betroffenen. „Dabei zeigt sich, dass das konservative Management die besten Ergebnisse hat. Sollte bei kompliziertem Verlauf eine offene chirurgische Behandlung erforderlich sein, was eher selten der Fall ist, dann ist dies zwar ein weitreichender Eingriff und auch mit Risiken verbunden, aber die PatientInnen zeigen dann gute Langzeitergebnisse“, erklärt OA Dr. Klocker. „Da Aortendissektionen nicht weit verbreitet sind bringt die Auswertung der Langzeitergebnisse der Betroffenen wichtige Informationen für uns Gefäßchirurgen.“ Auf Grund der Komplexität und Schwere einer Aortendissektion werden diese nur in großen Aorten-Zentren, wie der Innsbrucker Universitätsklinik behandelt.
Weiterführende Informationen:
- Innsbrucker Universitätsklinik für Gefäßchirurgie
(B. Hoffmann)