Prostatakarzinom: Molekulare Ursachen für die Chemotherapieresistenz entdeckt
Prostatakarzinom Patienten, die mit einer auf Docetaxel basierten Chemotherapie behandelt werden, entwickeln häufig eine Resistenz. Dem Biologen Dr. Martin Puhr, aus der Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Zoran Culig an der Universitätsklinik für Urologie ist es nun gelungen, einen molekularen Mechanismus, der für die Entstehung der Docetaxelresistenz verantwortlich ist, zu identifizieren. Die neuen Erkenntnisse wurden im renommierten „American Journal of Pathology“ veröffentlicht.
Der Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Zoran Culig vom urologischen Labor der Medizinischen Universität Innsbruck ist erneut ein Erfolg bei der Erforschung neuer Therapiestrategien beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom gelungen. Während Prostatatumore im Anfangsstadium gut behandelbar sind, gibt es im fortgeschrittenen Stadium keine Aussicht auf Heilung mehr. Bei diesen Patienten kann mit dem Chemotherapeutikum Docetaxel das Fortschreiten der Erkrankung hinausgezögert werden. Leider kommt es im Rahmen dieser Therapie sehr häufig zum Auftreten einer Therapieresistenz und damit zu einer rapiden Progression der Erkrankung. Im Rahmen seines MUI-Start Projektes, dem Nachwuchsförderungsprogramm der Medizinischen Universität Innsbruck, erforscht Dr. Puhr dieses Phänomen. „Es ist uns nun gelungen, einen molekularen Mechanismus, der für die Entstehung der Docetaxelresistenz verantwortlich ist, zu identifizieren“, erklärt der Wissenschaftler. Die Forschungsergebnisse sind kürzlich im „American Journal of Pathology“, einer der weltweit meist zitierten wissenschaftlichen Zeitschriften im Bereich der experimentellen Pathologie, veröffentlicht und zudem als eines von fünf Highlights in der Novemberausgabe der renommierten Zeitung beworben worden.
microRNAs spielen eine wichtige Rolle
In der Publikation wird die Epitheliale-Mesenchymale Transition (EMT) als mögliche Basis für die Entstehung Docetaxel-resistenter Tumorzellen aufgedeckt. EMT beschreibt eine Reihe von molekularen Veränderungen, die zu einer Verringerung der Zelladhäsion führen. Ein wichtiger Marker für EMT ist der Verlust des Adhäsionsproteins E-cadherin. „Ohne dieses Protein können sich einzelne Zellen besser vom Primärtumor ablösen und Metastasen bilden. Unsere Versuche konnten zeigen, dass es sowohl in Docetaxel-resistenten Zelllinien als auch in Docetaxel-behandelten Patienten zu einer Reduktion der E-cadherin Expression kommt“, erklärt Zweitautorin Mag.a Julia Höfer, die derzeit das PhD Studium im Rahmen des Doktoratskollegs MCBO absolviert. Der Grund hierfür ist laut der Forschungsarbeit eine verringerte Expression der regulatorischen microRNAs miR-200c und miR-205. Dies führt zur Entstehung von hoch aggressiven, metastasierenden Tumorzellen, die auch Eigenschaften von Stammzellen aufweisen können. „Unsere Hypothese ist, dass diese Krebszellen zumindest teilweise für das Scheitern der Chemotherapie mit Docetaxel verantwortlich sind“, spekuliert Dr. Puhr. Die erhaltenen Erkenntnisse können als Grundlage für die Entwicklung neuer Chemotherapeutika zur Behandlung von Prostata- und anderen Krebsformen herangezogen werden.
Die Ergebnisse des ForscherInnenteams wurden im Rahmen des 20. Meetings of the EAU Section of Urological Research (ESUR) in Straßburg vorgestellt und sind mit einem Travel Award ausgezeichnet worden.
Publikation: „Epithelial-to-Mesenchymal Transition Leads to Docetaxel Resistance in Prostate Cancer and Is Mediated by Reduced Expression of miR-200c and miR-205”
AutorInnen: Martin Puhr, Julia Hoefer, Georg Schäfer, Holger H.H. Erb, Su Jung Oh, Helmut Klocker, Isabel Heidegger, Hannes Neuwirt, Zoran Culig
http://dx.doi.org/10.1016/j.ajpath.2012.08.011.
(B. Hoffmann)
Weiterführende Links:
- MUI-Start Förderprogramm
- Universitätsklinik für Urologie
- Molecular Cell Biology and Oncology Graduate Program (MCBO)