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Vizerektor Univ.-Prof. Günther Sperk und Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs gratulierten den erfolgreichen WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck im Rahmen einer kleinen Zusammenkunft.

FWF: Erfreuliche Vergabesitzung für die Medizinische Universität Innsbruck

Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Österreichs zentrale Einrichtung zur Unterstützung der Grundlagenforschung, hat in seiner letzten Sitzung 2012 mehrere Projekte von und mit Beteiligung von ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck bewilligt. Als Anerkennung für diese erfolgreiche Drittmitteleinwerbung fand Ende Dezember eine Zusammenkunft mit Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs und dem Vizerektor für Forschung, Univ.-Prof. Dr. Günther Sperk, statt.

Über die Förderung von Forschungsvorhaben entscheidet das Kuratorium, das sich aus dem Präsidium des FWF und den FachreferentInnen zusammensetzt. Die Medizinische Universität Innsbruck ist in diesem Gremium durch die Fachreferenten Univ.-Prof. Dr. Ludger Hengst und ao. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Flucher vertreten. In der Kuratoriumssitzung vom 25. bis 27. November 2012 bewilligte der Wissenschaftsfonds sechs Einzelprojekte sowie zwei weitere Projekte bei denen die Medizinische Universität Innsbruck als nationaler Forschungspartner fungiert. Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Günther Sperk und Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs gratulierten den erfolgreichen WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck im Rahmen einer kleinen Zusammenkunft. „Die wissenschaftlichen Leistungen einer Universität werden primär durch ihre Köpfe bestimmt. Neben einer entsprechenden Infrastruktur spielen aber die finanziellen Mittel ebenfalls eine entscheidende Rolle für erfolgreiche Grundlagenforschung“, erklärte Univ.-Prof. Günther Sperk. „Es ist uns daher ein großes Anliegen, unsere Anerkennung für die hervorragenden Leistungen unserer Forscherinnen und Forscher immer wieder zum Ausdruck zu bringen.“ Ein Indiz für die über die Grenzen von Österreich hinaus geschätzten Leistungen der Innsbrucker WissenschafterInnen ist die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln, ein Umstand, auf den Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs hinwies: „Im Ranking der österreichischen Universitäten in Bezug auf die eingeworbenen Drittmittel nach Personalstand belegt die Medizinische Universität Innsbruck den sehr erfreulichen dritten Platz. Lediglich zwei technische Universitäten, die Montanuniversität Leoben und die TU Graz, sind in Österreich in diesem Bereich noch erfolgreicher“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs. „Die letzte Vergabesitzung des FWF hat gezeigt, dass wir erfolgreich daran arbeiten, dieses hohe Niveau zu halten und weiterauszubauen.“ Vizerektor Prof. Sperk hofft darüber hinaus, dass die erfolgreiche Mitteleinwerbung im Rahmen der vergangenen FWF-Kuratoriumssitzung auch ein Ansporn für alle ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck ist, sich weiterhin mit so viel Engagement im hochkompetitiven Drittmittelbereich erfolgreich durchzusetzen.

Einzelprojekte:

 „Alpha-Synuclein und Oligodendroglia in der MSA Pathogenese“ (P25161)
Projektleiterin: Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Nadia Stefanova (Abteilung für Neurobiologie, Universitätsklinik für Neurologie)
Die Multisystematrophie (MSA) ist eine rasch fortschreitende, parkinson-ähnliche Erkrankung mit oligodendroglialen Alpha-Synuklein Ablagerungen. Europaweit sind etwa 30.000, in Österreich etwa 500 PatientInnen betroffen. Die Bildung von pathologischen, intrazellulären Proteinablagerungen aus Alpha-Synuklein scheint ein wesentlicher pathogenetischer Mechanismus der MSA, ähnlich der Parkinson-Krankheit und der Lewy-Körperchen Demenz, zu sein. Anhand der aktuellen Literatur und den vorläufigen Ergebnissen wird angenommen, dass eine primäre oligodendrogliale Funktionsstörung die anomale Aufnahme und Anhäufung von Alpha-Synuklein in den MSA-Oligodendroglia fördern könnte. „Im Rahmen unseres FWF Projektes wird zum ersten Mal die Rolle der primären, oligodendroglialen Funktionsstörung systematisch analysiert“, erklärt Prof.in Stefanova.

„TLR und angeborene Immunität bei Spondyloarthritis: Tiermode“ (P25338)
Projektleiter: ao.Univ.-Prof. Dr. Michael Schirmer (Universitätsklinik für Innere Medizin I)
Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leiden an einer axialen Spondyloarthritis. Die Ursache dieser chronisch-entzündlichen, schmerzhaften Erkrankung mit möglicher knöcherner Versteifung der Wirbelsäule (bekannt als Morbus Bechterew) ist noch immer unklar. Immunogenetische Studien weisen neben HLA-B27 auch auf Infektionen als mögliche Trigger der Erkrankung hin, insbesondere durch Darmbakterien und Infektionen mit Klebsiellen. Virale Infekte wurden bisher noch nicht untersucht. „Unsere bisherigen Studien zeigen eine Bedeutung der Toll Like Receptoren (TLR) in der Stimulation von pro-inflammatorischen T-Zellen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Schirmer. „In diesem Projekt soll nun die Rolle der TLRs und ihrer Liganden sowohl in einem neu entwickelten vivo-Modell als auch in Experimenten mit Gelenksflüssigkeit von PatientInnen geklärt werden. Die Ergebnisse könnten dazu führen, die Behandlungsstrategien weiter zu verbessern.“

 „Sphingosin 1-Phosphat induzierte Ionenströme in Nozizeptoren“ (P25345)
Projektleiterin: Univ.-Prof. Dr.med.univ. Michaela Kress (Sektion für Physiologie)
Der akute postoperative Schmerz nach chirurgischen Eingriffen entsteht durch Verletzungen von Haut und subkutanen Geweben, Schäden an Blutgefäßen mit Austritt von Blutbestandteilen und Akkumulation aktivierter Thrombozyten. Menschliche Blutplättchen enthalten hohe Konzentrationen von Sphingolipiden, insbesondere Sphingosin 1-Phosphat (S1P). S1P dürfte daher eine zentrale Rolle bei der Schmerzentstehung spielen. Mit einem interdisziplinären Ansatz wird in dem vom FWF geförderten Projekt der molekulare Mechanismus der S1P Wirkung auf "Schmerzrezeptoren" (Nozizeptoren) untersucht. „Wir rechnen damit, dass wir neue Erkenntnisse über die Bedeutung von S1P Rezeptoren als mögliche neue Targets für die postoperative Schmerztherapie erhalten werden und die Basis für die Entwicklung neuer Analgetika-Strategien finden können“, formuliert Univ.-Prof.in Kress das Projektziel.

„Die Bedeutung von Th17 Zellen bei HIV Infektion“ (P25389)
Projektleiter: Dr.rer.nat Wilfried Posch (Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie)
Die Mechanismen, die es manchen Individuen ermöglichen eine Infektion mit HIV zu kontrollieren, während bei anderen der Infektionsverlauf beschleunigt abläuft, sind bisher noch nicht geklärt. Eine durchgeführte Studie konnte kürzlich zeigen, dass nicht nur T-Killerzellen sondern auch T-Helfer 17 (Th17) Zellen einen Beitrag zur verminderten Viruslast im Körper leisten. In diesem Zusammenhang konnten wir nun in Vorversuchen zeigen, dass verstärkte Anlagerungen von Akut-Phase Proteinen auf der HIV-Oberfläche zelluläre Immunantworten, wie T-Killer- und Th17 Zellen, unter Einbezug dendritischer Zellen signifikant erhöhten. „Unterschiede zwischen einzelnen Individuen in der Ummantelung des Virus mit körpereigenen Proteinen könnten ein bisher nicht berücksichtigtes Puzzleteil darstellen, das zur verstärkten Resistenz gegen retrovirale Erreger beitragen könnte“, sagt Dr. Wilfried Posch. „Daher wird im Zuge dieses Selbstantrages die Rolle von verschiedenen T-Helfer Zelltypen nach HIV Infektion in Abhängigkeit der viralen Oberfläche entschlüsselt.“

„Protein Kinase C Epsilon-induziertes Phosphoproteom“
Projektleiter: Mag.Biol.Mag. Biol. Peter Gruber PhD (Sektion für Medizinische Biochemie)
Protein Kinase C epsilon (PKC epsilon) spielt eine tragende Rolle in vielen zellulären Signalkaskaden und stellt eine äußerst wichtige Kinase im zentralen Nervensystem (ZNS) dar. Aufgrund dieser Tatsache stellt dieses PKC Isoenzym ein attraktives Ziel für die Behandlung von verschiedenen Krankheitsbildern, wie zum Beispiel von Sucht-, Schmerz- und Angststörungen, dar. Durch die Identifikation von neuen, physiologisch relevanten PKC epsilon Substraten (Proteine, welche durch PKC epsilon umgesetzt/modifiziert werden) und der Aufklärung involvierter Signalwege mittels quantitativer Phosphoproteomics, können neue Grundlagen für therapeutische Intervention geschaffen und die wichtige Rolle von PKC epsilon im Nervensystem untermauert werden. „Integrative bioinformatische Analysen werden neue neuronale Signalkaskaden aufdecken, sowie bestehende erweitern“, erklärt Dr. Gruber. „Die biochemische und molekularbiologische Evaluierung der Screening-Ergebnisse ist ein zentraler Bestandteil des Projektes.“

 „Ein onkolytisches Rhabdovirus zur Therapie des Melanoms“ (P25499)
Projektleiterin: Univ.Prof.in Dr.in Dorothee von Laer (Sektion für Virologie)
Onkolytische Viren vermehren sich spezifisch in Krebszellen und zerstören diese dadurch. Außerdem induzieren sie eine lokale Entzündung im Tumorgewebe, die eine spezifische Immunantwort gegen den Tumor fördern kann. Das in der Arbeitsgruppe von Prof.in Dorothee von Laer an der Sektion für Virologie entwickelte VSV-GP ist ein besonders wirksames onkolytisches Virus. Das primäre Ziel des FWF geförderten Projektes ist das komplexe Zusammenspiel von Immunsystem und onkolytischem VSV-GP bei der Bekämpfung des Melanoms genau zu verstehen.

Medizinische Universität Innsbruck als nationaler Forschungspartner:
„Gestörte Furchthemmung: Mechanismen und neue Therapieansätze“ (nationaler Forschungspartner) (P25375)
Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Nicolaus Singewald
Forschungspartner: Univ.-Prof. Dr. Francesco Ferraguti (Institut für Pharmakologie)
Die Amygdala, die auch als Mandelkern bekannt ist, ist eine sehr komplexe Struktur im medialen Teil des Temporallappens <http://de.wikipedia.org/wiki/Temporallappen>  des Gehirns, die bei einem breiten Spektrum von Verhaltens-Funktionen und psychiatrischen Erkrankungen beteiligt ist. Insbesondere in Bezug auf Angst und Furcht, spielt die Amygdala eine besonders wichtige Rolle. In dem Projekt unter der Leitung von Prof. Singewald (LFU) sollen die neuronalen Populationen und neurobiologische Systeme identifiziert werden, die bei der Kontrolle und insbesondere der Unterdrückung von Furcht beteiligt sind. In dem Projektteil, der im Labor von Univ.-Prof. Ferraguti durchgeführt werden wird, soll an einem Modell überprüft werden, zu welchen Veränderungen es bei einer fehlenden Furchtextinktion im Amygdala kommen. Da die grundlegenden Mechanismen erlernter Furcht im Gehirn von Säugetieren evolutionär gut konserviert und damit sehr ähnlich sind, ist zu erwarten, dass die gewonnen Erkenntnisse eine wichtige Basis für die Entwicklung neuer innovativer therapeutischer Strategien für Angsterkrankungen darstellen.

„Bioklebstoffe und Funktionelle Genomik in Plattwürmern“ (nationaler Forschungspartner) (P25404)
Projektleiter: Univ.-Ass. Peter Ladurner (LFU)
Forschungspartner: ao.Univ.-Prof. Dr. Herbert Lindner (Sektion für Klinische Biochemie)
In dem Projekt untersucht ao.Univ.-Prof. Dr. Herbert Lindner und sein Team spezielle Strukturen des Plattwurms “Macrostomum lignano”. Dieser Wurm ist für die wissenschaftliche Forschung von großem Interesse, da er einen Klebstoff produziert, mit dem er sich an Sandkörner anhaften und mittels, eines bis jetzt unbekannten Moleküls, wieder ablösen kann. Aufgabe des Chemikers ao.Univ.-Prof. Dr. Lindner und seines Team der Medizinischen Universität Innsbruck ist es, die Struktur des Klebstoffes mittels innovativen Methoden der Massenspektrometrie aufzuklären und in der Folge die chemischen Grundlagen der Adhäsion und des Loslösens zu rekonstruieren.


Links:
FWF-Projektdatenbank
http://www.fwf.ac.at/de/projects/projekt_suche.html

(B. Hoffmann)

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