search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

news_reisner_preis2012.jpg

Herbert-Reisner-Preis für neuropädiatrische Epilepsie-Forschung

Das pränatale Wachstumsverhalten bei Kindern von an Epilepsie erkrankten Frauen stand im Fokus einer gemeinen Forschungsarbeit zwischen ao.Univ.-Prof. Dr. Gerhard Luef von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie und Priv.-Doz. Dr. Markus Rauchenzauner vom Krankenhaus St. Vinzenz in Zams. Für die im Journal of Neurology publizierte Arbeit wurde der Neuropädiater Doz. Dr. Rauchenzauner kürzlich mit dem Professor Herbert-Reisner-Preis ausgezeichnet.

Die bislang nicht hinlänglich geklärten Zusammenhänge zwischen antiepileptischer Therapie, Anfallsgeschehen und Schwangerschaftsverlauf sowie kindlicher Entwicklung bilden den Hintergrund für das vor mehr als 10 Jahren etablierte europäische Register für Schwangerschaften unter antiepileptischer Therapie, kurz EURAP. Das Ziel dieser von Mailand aus koordinierten prospektiven Studie besteht in der Sammlung von Daten hinsichtlich der Risikofaktoren für kindliche Fehlbildungen, der Antiepileptika-Einwirkung während der Schwangerschaft, sowie der Häufigkeit und der Art kindlicher Fehlbildungen.

Zwar ist die Einnahme von Antiepileptika während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko für das Kind verbunden, dennoch wird in der Regel zur dosisreduzierten Fortsetzung der antiepileptischen Medikation während der Schwangerschaft geraten, obwohl unkontrollierte Anfälle ein Risiko für den Föten darstellen könnten. „Die EURAP-Studie hat uns gezeigt, dass Fehlbildungen des Neugeborenen dosisabhängig von den in der Schwangerschaft eingenommenen Antiepileptika sind. Die bekanntesten Fehlbildungen sind Neuralrohrdefekte und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, aber auch Herzklappenfehler“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Rauchenzauner, der in seiner Forschungsarbeit gemeinsam mit Prof. Gerhard Luef, dem Österreich-Koordinator des EURAP-Registers und Leiter der AG Epileptologie, das pränatale Wachstumsverhalten bei Kindern von Epilepsie-Patientinnen unter die Lupe genommen hat. Immerhin ist derzeit noch wenig bekannt, dass bei Schwangeren unter antiepileptischer Therapie vermehrt  Frühgeburten auftreten und die Neugeborenen „small for gestational age“ (SGA) - also für ihren Geburtstermin zu klein und zu leicht - sind.

Relevante Erkenntnisse für die Therapie schwangerer Patientinnen mit Epilepsie

Dazu wurden die an der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: Univ.-Prof. Werner Poewe) gesammelten Innsbrucker Daten analysiert, indem die von Prof. Luef spätestens ab der 16. Schwangerschaftswoche registrierten Frauen bzw. deren Kinder regelmäßig hinsichtlich generalisierter tonisch-klonischer Anfälle, Gestationsalter und Wachstumsstörungen untersucht wurden. Die Analyse brachte drei relevante Ergebnisse: Wenn während einer Schwangerschaft ein oder mehrere generalisierte tonisch-klonische Krampfanfälle auftraten, war das Gestationsalter der Kinder signifikant um durchschnittlich zwei Wochen geringer. Das Risiko für eine Frühgeburt ist in diesen Fällen um das Fünffache erhöht und vor allem bei männlichen Neugeborenen ist das Geburtsgewicht geringer. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Kombination von Antiepileptika und Rauchen einen überadditiven Effekt hat: Liegen beide Faktoren vor, sind die Neugeborenen noch kleiner. Ein weiteres wichtiges Resultat unserer Arbeit ist“, so Preisträger Priv.-Doz. Dr. Rauchenzauner, „dass Polytherapie das Risiko für eine SGA-Konstellation im Vergleich zur Monotherapie zusätzlich erhöht“.

Priv.-Doz. Dr. Rauchenzauner  war sechs Jahre lang am Department für Pädiatrie in der Arbeitsgruppe  Neuropädiatrie tätig, wo er 2010 habilitierte. Nach Anstellungen am Epilepsiezentrum für Kinder- und Jugendliche in Vogtareuth (Bayern) und an der Universitätsklinik Freiburg ist der Neuropädiater derzeit in der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams beschäftigt.

Herbert-Reisner-Preis

Der von der Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie verliehene und von Gerot Lannach (G.L. Pharma GmbH) gesponserte Forschungspreis bezieht seinen Namen von einem Doyen der Neurologie: Herbert Reisner errichtete Österreichs erste Schlaganfallstation am Neurologischen Krankenhaus Rosenhügel und war trotz seiner zahlreichen wissenschaftlichen Verpflichtungen in erster Linie Arzt, dem das Wohl des Patienten am Herzen lag. Der Herbert-Reisner-Preis soll also nicht nur Auszeichnung für außergewöhnliche wissenschaftliche Arbeiten junger Forscherinnen und Forscher sein, sondern auch Ansporn, das ärztliche und menschliche Wirken im Sinne von Herbert Reisner fortzusetzen.

(D.Heidegger)

 

Links:

Generalized tonic-clonic seizures and antiepileptic drugs during pregnancy – a matter of importance for the baby?
http://dx.doi.org/10.1007/s00415-012-6662-8

Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie (ÖGfE)
http://www.ogfe.at/gesellschaft.htm

Arbeitsgruppe Epileptologie, Univ.-Klinik für Neurologie
https://www.i-med.ac.at/neurologie/forschung/epileptologie.html

 

 

Aktuell