IPOKRaTRES-Seminar: Der Wintersport als Gesundheitsrisiko
Zwischen Weihnachten und April werden an der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III, Kardiologie im Schnitt etwa 450 PatientInnen mit Herzinfarkten behandelt. Viele davon kommen direkt von der Skipiste. Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Kardiologie, hat in einem Vortrag im Rahmen des IPOKRaTES-Seminars erklärt, warum gerade in dieser Zeit so viele Herzinfarkte passieren und wie die Erstversorgung optimiert werden kann.
Es nahmen 16 Medizinstudierende aus verschiedenen Ländern während der Semesterferien am seit vielen Jahren erfolgreichen IPOKRaTES-Bedside-Teaching-Seminar teil. Unter dem Motto „American Internal Medicine meets British General Practice“ gaben neben Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger von der Medizinischen Universität Innsbruck auch die Gastprofessoren Steven Mackey, Facharzt für Innere Medizin an der Columbia University (NY), und Andreas Huber, Allgemeinmediziner in Yorkshire (UK), interessante Impulse für den richtigen Umgang mit PatientInnen. Neben dem Besuch zahlreicher medizinischer Vorträge erhielten die Studierenden auch die Möglichkeit, gemeinsam mit den ProfessorInnen in Kleingruppen internistische PatientInnen zu untersuchen und deren Anamnese anschließend zu diskutieren.
Für viele WintertouristInnen bedeutet der Urlaub eine Menge Stress. Die Anreise gestaltet sich als ein einziger, langer Stau, die Kinder quengeln, alle anderen Touristen möchten im Sportgeschäft auch zur gleichen Zeit eine Skiausrüstung ausleihen und an der Talstation sind die Warteschlagen gefühlte 500 Meter lang. Da ist man bereits am Ende seiner Kräfte, bevor man überhaupt die ersten Schwünge auf der Piste machen konnte. Es bedarf meist mehrerer Tage, bis sich das Gefühl von Urlaub eingestellt hat. Doch manchmal ist es dann schon zu spät.
56 Prozent aller Herzinfarkte passieren innerhalb der ersten 24 Stunden eines Winterurlaubes, wobei nur 23 Prozent der PatientInnen bereits in der Vergangenheit einmal davon betroffen waren. Beobachtet wurde, dass vor allem Gäste, die nicht an kalte Luft gewöhnt sind und stark rauchen, besonders gefährdet sind, so Univ.-Prof. Dr. Pachinger. Allgemein erhöhen Rauchen und Übergewicht das Herzinfarktrisiko enorm.
Von der Piste ins Krankenhaus innerhalb der „ersten goldenen Stunde“
Univ.-Prof. Dr. Pachinger zeigt sich mit dem Ablauf der Krankentransporte in Tirol recht zufrieden, immerhin kommen dort österreichweit die meisten Helikopter zum Einsatz. Mehr als 50 Prozent der Helikoptereinsätze sind aufgrund von Herzinfarkten nötig. Normalerweise werden die PatientInnen längstens innerhalb von 20 Minuten in die Klinik geflogen. So ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass sie noch innerhalb der „goldenen Stunde“ medizinisch versorgt bzw. operiert werden können. Innerhalb dieser Zeit ist eine Behandlung am effektivsten und erfolgreichsten.
Während noch vor 50 Jahren ein Herzinfarkt das Ende des aktiven Lebens bedeutete und 30 Prozent der PatientInnen daran verstarben, sind die Chancen heutzutage gut, aufgrund einer besseren Erstversorgung, gut organisierter Krankentransporte und neuer Behandlungsmethoden, wieder vollständig zu genesen.
(red)
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