Die Immunologie der Fibrosen
Auf Einladung des renommierten „Annual Review of Immunology“ hat em.o.Univ.-Prof. Dr. Georg Wick gemeinsam mit sieben CoautorInnen eine Übersichtsarbeit über die Immunologie von Fibrosen verfasst. Der Beitrag erscheint in der aktuellen Aprilausgabe der Zeitschrift, die einen Impactfaktor von 52.7 hat. Der 2007 emeritierte Vorstand der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie ist ein anerkannter Experte für die Immunologie des Bindegewebes.
Laut aktueller Gesundheitstastiken sind rund 45 Prozent aller natürlichen Todesfälle in der westlichen Welt die Folge von chronischen fibrotischen Erkrankungen. Fibrosen, also eine krankhafte Vermehrung von Bindegewebe, sind die Folge verschiedener Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Gewebezerstörungen (z. B. Verbrennungen) oder Infektionen (z.B. Parasiten) und Autoimmunerkrankungen. Darüber hinaus entstehen Fibrosen als Reaktion auf Fremdmaterialien wie Brustimplantaten, als so genannte „spontane Fibrosen“ (z.B. Dupuytren’sche Kontrakturen) sowie in Zusammenhang mit Tumorerkrankungen, wie beispielsweise Fibrosankome. Bisher ist es allerdings noch nicht gelungen, das Grundlagenwissen über die molekularen und zellulären Mechanismen, die bei der Entwicklung von Fibrosen eine Rolle spielen, in klinische Diagnosen, Vorsorgemaßnahmen und Therapieansätze umzusetzen. Weiterhin fehlen einfache diagnostische Tests und wirksame Therapien, weshalb Fibrosen ein wichtiges medizinisches Problem darstellen. Einen profunden Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Immunologie von Fibrosen gibt die im April im „Annual Review of Immunology“ publizierte Übersichtsarbeit von Georg Wick und seinen MitarbeiterInnen. In dem Beitrag werden zwei Axiome postuliert, und zwar (a) dass trotz der verschiedenen Ursachen, Fibrosen immer als Folge einer Entzündung entstehen, und (b) das Endstadium bei Fibrosen stets stereotyp abläuft, auch wenn die Grunderkrankungen unterschiedlich sind.
Anerkennung für die wissenschaftliche Expertise in Fragen der Immunologie des Bindegewebes
Die Einladung des Editorial Boards der renommierten Zeitschrift, diesen Überblicksaufsatz zu verfassen ist auch eine Anerkennung für die wissenschaftliche Expertise von Georg Wick in Fragen der Immunologie des Bindegewebes. Ihm ist es z.B. ursprünglich gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Rupert Timpl (Max-Plank-Institut für Biochemie, Martinsried, München) erstmals gelungen, Antikörper gegen kollagene und nicht-kollagene Komponenten des Bindegewebes zu produzieren und diese für wissenschaftliche und medizinisch-diagnostische Zwecke anzuwenden. Aus dieser Kooperation stammen auch die Entdeckung verschiedenster kollagener und nicht-kollagener Bindegewebsmoleküle, wie Kollagen Typ VI, der Basalmembrankomponente Nidogen und dem Goodpasture-Syndrom Antigen NC-1.
Über ebenfalls excellente Expertise auf dem Gebiet der Immunologie von Fibrosen verfügen die sieben Co-AutorInnen: Cecilia Grundtmann, Christina Mayerl, Thomas-Florian Wimpissinger, Johann Feichtinger, Bettina Zelger, Roswitha Sgonc und Dolores Wolfram. „Sie alle können auf entsprechende Publikationen verweisen und verfügen als Kooperationspartner des Labors für Autoimmunität am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck über das notwendige experimentelle und klinische Know-How auf diesem Fachgebiet“, erklärt Prof. Wick. „Die Kombination unserer unterschiedlichen Expertisen auf dem Gebiet der Immunologie der Fibrose stellte wohl die Basis für diese ehrenvolle Einladung dar.“ So enthält der Abschnitt über das Gebiet der Artherosklerose wissenschaftliche Beiträge von Cecilia Grundtman, jener über die Dupuytren’sche Kontraktur der Hand und die Induratio Penis Plastica (Peyronie-Erkrankung) basiert auf der Kooperation zwischen Christina Mayerl und Thomas-Florian Wimpissinger bzw. Johann Feichtinger vom Krankenhaus Rudolfstiftung in Wien. Bettina Zelger vom Institut für Pathologische Anatomie an der Medizinischen Universität brachte ihre onkologische Expertise ein. Roswitha Sgonc von der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunology untersucht in einem vom FWF unterstützten Projekt die molekularen und zellulären pathogenen Aspekte der Sklerodermie. Dolores Wolfram von der Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie hat in den letzten Jahren wesentliche immunologische Erkenntnisse der Entstehung von Bindegewebskapseln um Silikonbrustimplantate publiziert.
Bildunterschrift: Immunfluoreszenztest an Gefrierschnitt von Bindegewebskapsel um Silikonbrustimplantat. Nachweis des nicht-kollagenen Bindegewebsmoleküls Fibronektin in der Nachbarschaft des Implantats (schwarzes Areal rechts oben). Originalvergrößerung x400 (Abbildung aus Publikation Annual Review of Immunology)
(B. Hoffmann)
Weiterführende Links:
- Labor für Autoimmunität (Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck)
- Sektion für Pathophysiologie und Immunologie