FWF-Förderung für Marlies Meisel und Martin Puhr
Die Projekte zweier junger ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck werden nun vom FWF unterstützt. Marlies Meisel PhD, vor kurzem noch an der Sektion für Zellgenetik tätig, erhält ein Erwin-Schrödinger-Stipendium und forscht nun an der Universität Chicago und Mag. Martin Puhr PhD setzt seine Forschungen zum Prostatakarzinom an der Univ.-Klinik für Urologie fort.
Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Österreichs zentrale Einrichtung zur Unterstützung der Grundlagenforschung, hat in seiner 42. Kuratoriumssitzung Anfang März ein Einzelprojekt und ein Erwin-Schrödinger-Stipendium an der Medizinischen Universität Innsbruck bewilligt. Das Schrödinger-Stipendium unterstützt hochqualifizierte junge WissenschafterInnen im Erwerb von Auslandserfahrung in der Postdoc-Phase und zielt auf die Erleichterung des Zugangs zu neuen Wissenschaftsgebieten, Methoden, Verfahren und Techniken, um - nach der Rückkehr - zur weiteren Entwicklung der Wissenschaften in Österreich beizutragen. Mit der Förderung von Einzelprojekten werden Vorhaben von hoher wissenschaftlicher Qualität auf internationalem Niveau ermöglicht.
Potentielle Therapietargets für Prostatakarzinom im Visier
Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen der westlichen Welt und ist bisher nur im Frühstadium sehr gut behandelbar. Alleine in Österreich sterben über 1200 Männer jährlich an dieser Erkrankung. Die Identifikation potentieller Targets für die Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms steht im Mittelpunkt des Interesses von Mag. Martin Puhr PhD, der seit November 2005 im Team von Univ.-Prof. Zoran Culig an der Univ.-Klinik für Urologie forscht. Sein aus dem MUI-START Projekt "Identification of molecular mechanism responsible for docetaxel resistance in prostate cancer cell lines" hervorgegangener und gerade bewilligter FWF-Antrag fokussiert nun speziell auf die Funktionsweise der Proteine PIAS1 und BIRC5 in docetaxelresistenten Zellen. Docetaxel ist ein Chemotherapiemedikament, das nach Ausschöpfung aller Therapieoptionen in der letzten Phase der Krebserkrankung eingesetzt wird, also primär palliative Anforderungen erfüllt. Nach dieser letzten Therapiestufe entwickeln jedoch viele Patienten Resistenzen gegen dieses Chemotherapeutikum. Mit der Aufklärung der funktionellen Signifikanz von PIAS1 und BIRC5 wollen wir nun in den kommenden zwei Jahren untersuchen, ob diese Proteine für das Entstehen einer Docetaxelresistenz mitverantwortlich sind“, erläutert der Biologe Martin Puhr. „Schon im vorangegangenen MUI-START Projekt konnten wir nachweisen, dass eine Epitheliale–Mesenchymale Transition (EMT, ein biologischer Zelltransformationsprozess), ausgelöst durch eine veränderte Expression von speziellen microRNAs, eine wichtige Rolle in der Resistenzentwicklung spielt“. Diese weitreichenden Erkenntnisse werden auch im September im Rahmen des Jahreskongresses der Europäischen Sektion für Urologische Forschung (ESUR) in Dresden präsentiert.
Der gebürtige Steirer Martin Puhr schloss im April 2003 sein Studium der Biologie an der Karl-Franzens-Universität Graz ab. Im Rahmen des an der Medizinischen Universität Innsbruck eingerichteten Doktoratskollegs „Molecular Cell Biology and Oncology Graduate Program“ (MCBO) untersuchte Martin Puhr bereits die Funktion und Regulation des Proteins SOCS-3 und insbesondere den Einfluss dieses Proteins auf Wachstumsfaktoren im Prostatakarzinom. Für seine Forschungen wurde Martin Puhr bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der Französischen Gesellschaft für Prostatakarzinomforschung ARTP, dem Dissertationspreis der Krebshilfe Tirol und dem Otto Seibert Wissenschafts-Förderungspreis.
Stipendium zur Erforschung entzündlicher Darmerkrankungen
An der Sektion für Gastroenterologie der Universität Chicago wird die Österreicherin Marlies Meisel PhD in den nächsten zwei Jahren damit beschäftig sein, den Einfluss des Botenstoffes IL-15 auf die Zusammensetzung und Funktion der Darmflora zu analysieren. Die Erwin-Schrödinger-Stipendiatin war bis vor kurzem noch in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Gottfried Baier an der Sektion für Zellgenetik, wo sie ihre Doktorarbeit verfasste. Ihr aktuelles Forschungsinteresse gilt ebenfalls immunologischen Mechanismen, genauer den Auslösefaktoren von Dysbiose. Diese Störung in der Zusammensetzung und Funktion der Darmflora gilt als ein relativ frühes Ereignis in der Entstehung von entzündlichen Darmerkrankungen (IBD, inflammatory bowel disease). Jene Mechanismen, die zur Dysbiose führen sind bislang weitgehend unbekannt und werden von mehreren extrinsischen (Umwelt) und intrinsischen (Mensch) Faktoren beeinflusst. Der Zellbotenstoff IL-15 induziert die Entwicklung von pro-inflammatorischen dendritischen Zellen und ist sowohl in betroffenen als auch in nicht betroffenen Geweben von IBD-PatientInnen hochreguliert. „Im Labor von Prof.in Bana Jabri in Chicago interessieren wir uns nun dafür, ob eine von IL-15 ausgelöste Dysbiose durch die Ernährung moduliert werden kann“, erklärt Marlies Meisel. Die Untersuchungen sollen wichtige grundlegende Erkenntnisse liefern, wie die Wechselwirkungen zwischen IL-15, der Mikrobiota und der Ernährung die Entstehung von chronischen Darmentzündungen fördern. „Unsere Forschungen zielen auf die Entwicklung therapeutischer Strategien, welche durch Manipulation der enterischen (enteron, altgriechisch, Darm) Mikroflora den Krankheitsverlauf von IBD mildern oder eine Erkrankung sogar verhindern können.
Marlies Meisel wurde 1983 in Wien geboren. Nach dem Studium der Ernährungswissenschaften an der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien absolvierte sie im Rahmen des an der Medizinischen Universität Innsbruck eingerichteten MCBO-Doktoratskollegs ein PhD-Studium. Ihre von Univ.-Prof. Gottfried Baier, Leiter der Sektion für Zellgenetik, betreute Dissertation fokussierte auf die Rolle des Enzyms PKC-alpha in Th17 Immunzellen, die im Zusammenhang mit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose und entzündlichen Darmerkrankungen stehen. Erst kürzlich wurde Marlies Meisel für eine rezente Publikation im Wissenschaftsmagazin Immunity mit dem MCBO Award ausgezeichnet.
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Marlies Meisel forscht nun im gastroenterologischen Labor von Prof.in Bana Jabri an der Universität Chicago. |
(D.Heidegger)
Links:
Team Prof. Zoran Culig
http://www.zculig.org/zculig/Welcome.html
Arbeitsgruppe Univ.-Prof. Gottfried Baier
http://www.sfb021.at/baier/
Universität Chicago, Sektion für Gastroenterologie
http://medicine.uchicago.edu/gast/index.html