Medizinische Universität Innsbruck fördert Wissenschaft von Frauen
Maßnahmen zur Förderung von Frauen werden an der Medizinischen Universität Innsbruck seit Jahren forciert. Mit der erstmaligen Ausschreibung eines Preises für die höchste Drittmitteleinwerbung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Medizinischen Universität Innsbruck und eines Nachwuchspreises für die beste PhD-Thesis einer Wissenschafterin soll explizit weibliche Wissenschaft gefördert und anerkannt werden.
Neben der Etablierung geschlechterbezogener Forschung und Lehre, der Verbesserung von Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder der Erhöhung von Karrierechancen, etwa durch Mentoring und neue Laufbahnstellen, stellt auch die Unterstützung weiblicher Wissenschaftsleistungen ein effizientes Instrument gezielter Frauenförderung dar. O.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch, Vizerektorin für Personal, Personalentwicklung und Gleichbehandlung, konnte kürzlich zwei Preise übergeben, die 2013 erstmals an der Medizinischen Universität Innsbruck ausgeschrieben waren und in Form einer finanziellen Unterstützung für die weitere wissenschaftliche Tätigkeit vergeben werden. Der Preis für die höchste Drittmitteleinwerbung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin ging an Assistenzprofessorin Priv.-Doz.in Doris Wilflingseder von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie. Mag.a Shadab Allipour Birgani, PhD, seit kurzem Postdoc an der Sektion für experimentelle Pathophysiologie und Immunologie erhielt den Nachwuchspreis für die beste PhD-Thesis einer Wissenschafterin. Vizerektorin Univ.-Prof.in Helga Fritsch unterstrich die hohe Qualität der wissenschaftlichen Arbeiten und betonte die Relevanz genderspezifischer Forschungsförderung für die öffentliche Wahrnehmung. Die Ausschreibung der beiden Preise soll im nächsten Jahr wiederholt werden.
Im Fokus: HIV-1 Infektion unter „realen“ Bedingungen
Mit einer Fördersumme von knapp 290.000 Euro für ihr FWF-Einzelprojekt „HIV Infection and Transmission close to Reality“ konnte Assistenzprofessorin Doris Wilflingseder den höchsten Drittmittelbetrag aller wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen (mit Ausnahme von Universitätsprofessorinnen) einwerben. An der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin: Univ.-Prof.in Cornelia Lass-Flörl) forscht die studierte Biologin und habilitierte Immunologin mit ihrem Team an Wechselwirkungen von dendritischen Zellen (DZ) mit unterschiedlichen Krankheitserregern, vor allem HIV-1 und Pilzen, unter Berücksichtigung der angeborenen und erworbenen Immunität. Im Zentrum steht der Prozess der Opsonisierung, in dem die Oberfläche des Eindringlings bereits von Fragmenten des Komplementsystems markiert, und so für das Immunsystem und damit auch für die dendritischen Zellen erkenntlich gemacht wird. „Im Rahmen des nun prämierten Projekts“, erzählt Doris Wilflingseder, „werden wir die sehr frühen Ereignisse einer HIV-1-Infektion unter `realen´ Bedingungen untersuchen. Real bedeutet, dass HIV-1 im Körper opsonisiert vorliegt – eine Tatsache, die bis dato jedoch vernachlässigt wurde, da lediglich Interaktionen von Immunzellen mit nicht opsonisiertem HIV untersucht wurden.“ Im Detail soll erforscht werden, wie die unterschiedlichen DZ Subtypen infiziert werden, wenn HIV-1 opsonsiert ist, wie die verschiedenen DZ Subtypen das unterschiedlich opsonisierte HIV-1 transportieren und übertragen und ob die antigen-präsentierende Kapazität der DZ Subtypen durch die Opsonisierung des Virus beeinflusst ist.
Regulation durch Protein Methylierung in Schimmelpilzen
Den Nachwuchspreis für die beste PhD-Thesis erhielt die gebürtige Iranerin Shadab Allipour Birgani, die ihre Arbeit von Dezember 2008 bis Jänner 2012 an der Sektion für Molekularbiologie (Direktor Univ.-Prof. Peter Loidl) unter der Betreuung von Assoz. Prof. Dr. Gerald Brosch durchgeführt hatte und nun als Postdoc an der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie (prov. Direktor Univ.-Prof. Lukas A. Huber) in der Arbeitsgruppe von ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Roswitha Gruber-Sgonc forscht. Die junge Molekularbiologin beschäftigte sich in ihrer Doktorarbeit mit der Methylierung von Proteinen. Dieser Prozess der chemischen Modifikationen von wichtigen zellurären Bausteinen beeinflusst eine Vielzahl von physiologischen Prozessen wie etwa die transkriptionelle Regulation, die DNA Reparatur oder die Regulation in der Signaltransduktion. Spezielle Enzyme, sogenannte Methyltransferasen, sind für die Methylierung verantwortlich und lassen sich im klassischen Modellorganismus Aspergillus nidulans solide untersuchen. „Der Ansatz meiner Arbeit war, die Aktivität von drei in Aspergillus nidulans identifizierten Arginin- Methyltransferasen im Detail zu untersuchen, sowie ihre Substrate zu identifizieren und zu charakterisieren“, erklärt die Nachwuchsforscherin. Im Rahmen der PhD-Arbeit wählteDr. Allipour zwei neue Substrat-Proteine, VipC und ArtB, für weitere biochemische Untersuchungen und funktionelle Studien aus. Es handelt sich dabei um zwei erstmals identifizierte Nicht-Histon-Substrate von Arginin- Methyltransferasen, die beide eine wichtige Rolle bei Chromatin-Regulierungsprozessen spielen. Chromatin ist das Material, aus dem die Chromosomen bestehen.
(D.Heidegger)
Links:
Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
http://www3.i-med.ac.at/hygiene/
Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie
http://www2.i-med.ac.at/expatho/index.html