Weltweit erstes MSA Fachbuch erschienen
Mit dem soeben bei Springer erschienenen MSA Fachbuch legen Univ.-Prof. DDr. Gregor Wenning MSC von der Universitätsklinik für Neurologie und die aus Rom stammende PhD-Studentin Dr.in Alessandra Fanciulli als HerausgeberInnen erstmals eine umfassende Abhandlung zu dieser seltenen, rasch fortschreitenden und letztlich tödlich verlaufenden neurodegenerativen Erkrankung vor.
Der Untergang von Zellen in bestimmten Regionen des Gehirns ist Ursache für die Entwicklung der neurodegenerativen Erkrankung MSA (Multisystematrophie), von der in Österreich derzeit etwa 800 Menschen – im Gegensatz zu 20.000 Parkinsonkranken – betroffen sind und die damit zu den seltenen Erkrankungen gehört. Dieser Umstand sowie symptomatische Überlappungen mit anderen Krankheitsbildern erschweren die frühzeitige Diagnostik und beeinträchtigen das Bewusstsein für diese Erkrankung. „Indem die nun erschienene MSA-Monografie den aktuellen Erkenntnisstand in allen Facetten widergibt, kann sie diesen Defiziten entgegenwirken und damit eine Marktlücke füllen“, betont Herausgeber Univ.-Prof. Gregor Wenning, der seit vielen Jahren zur MSA forscht und MSA-PatientInnen aus vielen Ländern behandelt. „Betroffene machen oft eine Odyssee durch, ehe die Krankheit diagnostiziert wird, was auf die mangelnde Awareness zurückzuführen ist“, weiß der Experte.
Primäre Adressaten des Buches sind NeurologInnen, die sich mit Parkinson-Syndromen und der Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination) beschäftigen sowie PhDs, NeurowissenschafterInnen, KardiologInnen, SchlafmedizinerInnen und NeurobiologInnen, die zur MSA-Symptomatik forschen und arbeiten. Aber auch Betreuende und Betroffene selbst profitieren von den umfassenden Informationen.
Fundiertes Wissen für ein umfassendes MSA-Bild
Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe, Direktor der Univ.-Klinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, der gemeinsam mit Prof. Wenning Begründer des MSA-Forschungsschwerpunktes bzw. der international erfolgreichen European Study Group EMSA-SG in Innsbruck ist, steuerte das Vorwort bei. Einleitende Worte stammen von Prof. Niall Quinn (Abbildung 1), Neurologe am renommierten Institute of Neurology des University College London, der schon vor 20 Jahren – damals absolvierte auch Prof. Wenning sein PhD-Studium bei ihm – bahnbrechende Arbeiten zu MSA veröffentlichen konnte. Prof. Quinn gelang es zudem, die verschiedenen Manifestationen der Erkrankung zu einem integrativen MSA-Gesamtbild – „The Nature of the Beast“ – zu vereinen (siehe Abbildung 2). Dabei bediente er sich der indischen Mythologie, in der es eine Sage gibt, wonach Blinde durch Ertasten eines Elefanten zwar einzelne Körperteile, nicht aber den gesamten Elefanten als solchen erkennen können.
In dem von Prof. Niall Quinn erstellten Bild (Abbildung 2), symbolisiert der Elefant die MSA. Einzelne Körperteile repräsentieren die verschiedenen Manifestationen. Legende: SND = Striatonigrale Degeneration als Korrelat der Parkinson-Variante MSA-P; Shy-Drager, IOH (idiopathische orthostatische Hypotonie) und PAF (progressive autonomic failure) benennt die autonome Manifestation der MSA; OPCA bedeutet olivopontocerebelläre Atrophie als Korrelat der cerebellären Variante MSA-C.
Abbildung 1
Abbildung 2
Neben weiteren AutorInnen aus der Abteilung für Neurobiologie wie Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Nadia Stefanova und Dr. Florian Krismer, kommt in diesem Fachbuch auch der weltweit bekannte Neuropathologe der Medizinischen Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Kurt Jellinger, in einem eigenen Kapitel zu Wort.
Hintergrund
Neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, die Multisystematrophie und Angststörungen sind im Rahmen des neurowissenschaftlichen Schwerpunktes der Medizinischen Universität Innsbruck bzw. des universitätsübergreifenden Spezialforschungsbereichs zur Erforschung chronischer Erkrankungen des zentralen Nervensystems (SFB-F44) am Standort Innsbruck Gegenstand intensiver Forschung. Die europäische MSA Studiengruppe (EMSA-SG) wurde von Prof. Poewe und Prof. Wenning im Januar 1999 in Innsbruck gegründet und repräsentiert ein wissenschaftliches Konsortium aus ForscherInnen und akademischen Zentren in Europa und Israel. Das Hauptaugenmerk der EMSA-SG liegt auf der Entwicklung krankheitsmodifizierender Therapien durch eine intensive translationale Forschungsausrichtung mit Evaluierung von innovativen, neuroprotektiven Strategien.
(D. Heidegger)
Links:
Multiple System Atrophy, Editors: Gregor K. Wenning, Alessandra Fanciulli
http://link.springer.com/book/10.1007/978-3-7091-0687-7
Univ.-Klinik für Neurologie
https://www.i-med.ac.at/neurologie/
Abteilung für Neurobiologie
https://www.i-med.ac.at/neurobiology/
European Study Group EMSA-SG
http://www.emsa-sg.org/
Archiv: Weltweites Echo für Meilenstein in der europäischen MSA-Forschung
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/670246.html