9. Tiroler Impftag: Neue Impfstoffe und aktuelle Entwicklungen
Das Interesse an aktuellen Informationen zum Thema Impfen ist ungebrochen hoch: Am 8. Februar 2014 informierten sich an der Medizinischen Universität Innsbruck rund 160 MedizinerInnen, ApothekerInnen, MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen und Studierende über neue Impfstoffe sowie aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen.
Nicht nur viele TirolerInnen sondern auch Interessierte aus Südtirol und Deutschland kamen anlässlich des 9. Tiroler Impftages in das Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB) in Innsbruck. Ein wichtiges Thema der Fortbildung war der erst vor kurzem entwickelte Impfstoff gegen Meningokokken B-Bakterien. Dieser wird in Kürze auch in Österreich verfügbar sein. Meningokokken-Bakterien können Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Bisher war es nur möglich, gegen die Meningokokken C- und Y-Bakterien zu impfen. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Pädiatrie I, informierte über die Impfung von Säuglingen und Teenagern gegen den B-Erregerstamm. Pro Jahr kommt es in Folge einer Meningokokken B-Infektion zu drei bis sechs Todesfällen in Österreich. Empfohlen wird, vor allem Säuglinge und Jugendliche zu impfen. Die Innsbrucker Univ.-Klinik für Pädiatrie I ist neben der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin: Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Lass-Flörl) und der Sektion für Virologie (Univ.-Prof.in Dr.in Dorothee von Laer) Veranstalter des Impftages. Die Organisation hat seit dem ersten Impftag vor neun Jahren ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie inne. Der Sprecher des erst kürzlich vom FWF genehmigten dritten Doktoratskollegs der Medizinischen Universität Innsbruck zur "Wirtsabwehr bei opportunistischen Infektionen" (HOROS, host response in opportunistic infections) hielt selbst einen Vortrag zu den immer noch sehr weit verbreiteten Impfvorurteilen. Wichtig war dem Experten vor allem darüber zu informieren, dass auch wenn eine Impfung eine sehr lange Zeit nicht verabreicht wurde, keine Grundimmunisierung vorgenommen werden sollte. „Auch nach fünfzehn Jahren reicht häufig eine einzige Auffrischung aus“, erklärte Univ.-Prof. Würzner. „Nach der Impfung kann dann eine Titerbestimmung vorgenommen werden, wenn man ganz sicher gehen will, dass im Blut ausreichend Antikörper gebildet wurden. Nur in ganz seltenen Fällen ist dann eine direkte erneute Auffrischung notwendig.“ Ein weiteres Vorurteil gibt es zu den so genannten Sechsfach-Impfungen von Säuglingen. Viele Eltern befürchten, diese seien zu belastend. „Das ist allerdings nicht richtig, denn von den sechs Erregern befinden sich im Impfstoff nur die wichtigsten und somit wirklich erheblich weniger Erreger-Bestandteile als bei älteren Impfstoffen“, sagt Univ.-Prof. Würzner.
HPV & Pneumokokken
Über epidemiologische Forschungsarbeiten zu den Papilloma-Viren (HPV) informierte ao.Univ.-Prof.Dr. Heribert Stoiber (Sektion Virologie). Diese zeigen, dass der durch HPV ausgelöste Gebärmutterhalskrebs im Tiroler Unterland häufiger auftritt als im Oberland. Im Februar 2014 beginnt das nationale Impfprogramm durch das die neun- bis zwölfjährigen in Österreich kostenlos gegen HPV geimpft werden können.
Sowohl für Säuglinge als auch für ältere Menschen gefährlich sind die Pneumokokken, die zu einer Lungenentzündung führen können. Über diese Impfung informierte Univ.-Prof.in Dr.in Martina Prelog von der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Sie stellte den Impfstoff vor, der bereits seit vielen Jahren zum Schutz der Kleinkinder eingesetzt wird und jetzt auch für ältere Menschen ab 50 Jahre zugelassen ist. Auf Grund dieser Tatsache, haben KinderärztInnen mit dieser Impfung mehr Erfahrungen. „Eine Impfung von älteren Menschen ist allerdings mindestens ebenso wichtig, da im Alter eine solche Lungenentzündung häufiger zum Tod führen kann“, erklärt Univ.-Prof. Würzner.
Unterschiedliche Impfprogramme & Influenza
Neben den lokalen Referenten PD Dr. Jürgen Brunner (Pädiatrie I, über Rotaviren) und Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss (Innere Medizin VI, über Reiseimpfungen) referierte mit Prim. Dr. Josef Simeoni auch ein Experte aus Bozen vom Dienst für Hygiene & öffentliche Gesundheit des Südtiroler Sanitätsbetriebes über das Impfprogramm in Südtirol. Dr.in Barbara Rath von der Univ.-Kinderklinik der Charité Berlin stellte die Impfpraxis in Berlin und einen elektronischen Impfpass vor, der wie eine App funktioniert. PD Dr. Michael Kleines, der seit Anfang diesen Jahres in Aachen tätig ist, konnte Studien zitieren, die eine um 40 Prozent niedrigere Sterblichkeit der PatientInnen auf den Stationen zeigen, wo die ÄrztInnen gegen Influenza geimpft waren. In Italien, Deutschland und Österreich gibt es jeweils eine unterschiedliche Impfpolitik. Umso wichtiger sei der gemeinsame Austausch, erklärt Univ.-Prof. Würzner: „Auf Grund der unterschiedlichen Herangehensweise können wir voneinander lernen.“
(B. Hoffmann)
Weiterführende Informationen:
- Nobelpreisträger zu Gast beim 8. Tiroler Impftag: https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2013/06.html
- Sektion für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin: http://www3.i-med.ac.at/hygiene/
- Sektion für Virologie: http://www3.i-med.ac.at/virologie/
- Department für Kinder- und Jugendheilkunde: https://www.i-med.ac.at/patienten/dept_kinder-jugend.html