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Neue Drittmittel für die Medizinische Universität Innsbruck

In seiner letzten Kuratoriumssitzung hat der FWF drei neue Einzelprojekte von Forschern der Medizinischen Universität Innsbruck genehmigt. Außerdem wurden in diesem Jahr auch internationale Kooperationsprojekte bewilligt, die zum Teil in das ERA-NET Schema – ein Instrument des 6. und 7. Rahmenprogramms der Europäischen Kommission zur Verbesserung der Zusammenarbeit und Koordinierung der Forschungsaktivitäten auf nationaler oder regionaler Ebene – eingebettet sind.

Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Unterstützung der Grundlagenforschung und zielt im Besonderen auf die Förderung von Spitzenforschung ab. Über die Förderung von Forschungsvorhaben entscheidet das Kuratorium, das sich aus dem Präsidium des FWF und den FachreferentInnen zusammensetzt. In seiner 47. Kuratoriumssitzung vom 2. bis zum 4. März 2014 wurden folgende Einzelprojekte bewilligt.

Analyse des TGFß-Rezeptor/Cbl-b Signalwegs in Autoimmunität und Tumor-Immunität. Projektleiter: Dr. Thomas Gruber (Sektion für Zellgenetik):

T-Lymphozyten sind ein wichtiger Zweig des adaptiven Immunsystems, das Pathogene wie Bakterien und Viren bekämpft, aber auch Tumorzellen angreifen kann, um das Tumorwachstum zu verzögern oder Tumoren sogar abzustoßen. Andererseits können unangemessene Immunreaktionen zu Autoimmunerkrankungen führen. Im neu bewilligten FWF Projekt untersucht Dr. Thomas Gruber mit seinem Team jene Signalkaskaden, die zur Immuntoleranz und andererseits zu Auto- und Tumorimmunität führen. „Dabei fokussieren wir uns auf den TGFβ-Rezeptor/Cbl-b Signalweg, der vor kurzem in unserem Labor beschrieben wurde“, erklärt Dr. Gruber. So konnte gezeigt werden, dass das Cytokin TGFβ die Aktivierung von T-Zellen unterdrückt und dieser Mechanismus von Tumoren ausgenützt wird, um dem Angriff des Immunsystems zu entgehen. Dass das Protein Cbl-b hierbei eine Schlüsselrolle spielt, zeigt sich daran, dass sich das Tumorwachstum in Tiermodellen stark verzögert, wenn Cbl-b genetisch inaktiviert wird. Die Erforschung von Mechanismen, die zur immunologischen Toleranz führen, kann die Möglichkeit eröffnen, T-Zell Funktionen bei Autoimmunerkrankungen oder zur Verstärkung der Tumorimmunität zu manipulieren.

Struktur-Funktionsanalyse des spät-endosomalen LAMTOR Komplexes.
Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Lukas A. Huber, (Sektion für Zellbiologie, Biozentrum)

Der LAMTOR Komplex, ein Verband aus Regulatorproteinen am sogenannten späten Endosom, besteht aus sieben derzeit bekannten Untereinheiten: p14, p18, MP1, HBXIP, p11, RagA und RagC und organisiert die intrazelluläre Signalweiterleitung in Raum und Zeit. Er steuert MAPK als auch mTORC Singnalweiterleitung und dadurch alle essentiellen Vorgänge, wie Zellteilung, Wachstum, Differenzierung, Zelltod und Zellmigration. Zusätzlich konnte kürzlich dessen Aktivität als Guanin Nukleotid Austauschfaktor für die RagA+B GTP bindenden Proteine nachgewiesen werden, um dadurch die Menge der vorhandenen intrazellulären Aminosäuren zu messen und Zellwachstum zu steuern. „In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Scheffzek von der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum wird dieses Projekt erstmals eine detaillierte atomare Aufklärung der Proteinkristallstrukturen des gesamten LAMTOR Komplexes liefern. Auf Basis dieser Informationen wird es möglich sein, funktionelle Experimente zu planen, um die einzelnen Komponenten auf ihre biologische Funktion  in der Signalweiterleitung und Signaldifferenzierung besser verstehen zu können“, erklärt Projektleiter Lukas Huber.

Strategien zur Verbesserung der Strahlen- und Chemotherapie beim Prostatakarzinom durch Bekämpfung der Tumor-initialisierenden Zellpopulation. Projektleiter: Dr. Frédéric R. Santer (Univ.-Klinik für Urologie)

Metastasierender Prostatakrebs hat eine schlechte Prognose. Es sind mehrere molekulare Mechanismen bekannt, welche eine Resistenz gegen die gängigen Behandlungsoptionen Strahlen-, endokrine und Chemotherapie mit Docetaxel (bei Patienten mit einem kastrationsresistentem Phänotyp) hervorrufen. Tumor-initialisierende Zellen (auch bekannt als Krebsstammzellen) und Zellen mit Krebsstammzell-ähnlichem Charakter sind eine mögliche Ursache für Tumorrezidive. „In Kollaboration mit PD.in Dr.in Ira-Ida Skvortsova (Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie) haben wir drei Zellkulturmodelle generiert, die Charakteristika von Krebsstammzell-ähnlichen Zellen und eine erhöhte Expression der Krebsstammzell-ähnlichen Marker zeigen:  ein inflammatorisches, ein strahlenresistentes und ein Docetaxel-resistentes Model. Für unser FWF-Projekt stellen wir die Hypothese auf, dass in allen drei Modellen ähnliche Signalwege aktiviert werden, die zum Auftreten des Krebsstammzell-ähnlichem Phänotyps führen und damit zur Therapieresistenz“, beschreibt Projektleiter Frédéric R. Santer die Ausgangslage. Mittels eines cDNA microarray Experimentes sollen nun neue regulierende Signalwege identifiziert und deren Rolle beim Auftreten des Krebsstammzell-ähnlichen Phänotyps in anderen Zelllinien bestätigt sowie auch in Tumor-initialisierenden Zellen untersucht werden.

 

Außerhalb der Kuratoriumssitzung bewilligte der FWF folgende Projekte in Internationalen Programmen:

Nanopartikel-basierende molekulare Fluoreszenz-Endoskopie für Colonkarzinom-Detektion. Projektleiter: ao.Univ.-Prof. Dr. Paul Debbage (Sektion für Histologie und Embryologie)

Das internationale, konsortiale Projekt „NanoEFEct“ (Ausschreibung im Rahmen des europäischen Forschungsförderungsnetzwerks ERA-Net TRANSCAN) umfasst drei wissenschaftliche Partner – SINTEF, Stiftung für industrielle und technische Forschung in Norwegen, die Universität Porto in Portugal und die Medizinische Universität Innsbruck –, die Universität Erlangen, Deutschland, als klinischen Partner sowie eine Gesellschaft, welche klinische Trials durchführt (CESAR in Wien, Österreich). Koordiniert wird das Projekt von A.Prof. Dr. Paul Debbage an der Medizinischen Universität Innsbruck. Im Brennpunkt des Projekts steht die Optimierung von Nanopartikeln, welche durch kontrastreiche und spezifische Bildgebung der Läsionen die Diagnose von Frühphasen des Kolonkarzinoms verbessern wird. In enger Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen und den klinischen Partnern werden Nanopartikel mit Targeting- und Fluoreszenz-Gruppen ausgestattet und an Vorversuchen mit Biopsaten die Bildgebung der Tumoren optimiert (positive Zustimmung der Ethik Kommission Innsbruck; Zusammenarbeit mit der Univ.-Klinik für Innere Medizin II, Gastroenterologie und Hepatologie, Leiter: Univ.-Prof. W. Vogel). Um geeignete Partikel für klinische Untersuchungen zu kreieren, wird CESAR regelmäßige Rücksprache mit Fachleuten in regulatorischen Instanzen führen.

NanoEFEct: http://www.transcanfp7.eu/transcan/file.php/1/Calls/JTC-2012/Selected_projects/CANCER12-NanoEFEct.pdf

                                   

Translationale Implementierung genetischer Parameter im Management des MDS (TRIAGE-MDS). Projektleiter: ao.Univ.-Prof. Dr. Reinhard Stauder MSc. (Univ.-Kinik für Innere Medizin V)

Das Konsortium des im Rahmen des europäischen Forschungsförderungsnetzwerks ERA-Net TRANSCAN ausgeschriebenen und kürzlich bewilligten Projekts  TRIAGE-MDS besteht aus vier europäischen Forschungsgruppen unter Beteiligung von ao.Univ.-Prof. Reinhard Stauder von der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie). Der österreichische Teil des Projektes wird vom FWF unterstützt. Projektstart ist der 1. April 2014. Myelodysplastische Syndrome (MDS) stellen die häufigste Form von Blutkrebs dar. MDS-PatientInnen aus 17 europäischen Ländern unter Beteiligung Österreichs werden im laufenden MDS-Register (EU-MDS Registry) erfasst und dokumentiert. Mit Hilfe von neuen „Next-Generation-Sequencing-Methoden“ werden molekulare Aberrationen bei diesen MDS-Patienten erfasst, analysiert und mit klinischen Daten verglichen. „Es werden neue grenzüberschreitende Kooperationen im Bereich der Krebsforschung gefördert. Das Projekt fügt sich sehr gut in unseren Schwerpunkt „Maßgeschneiderte Therapieplanung bei älteren Krebspatienten ein“. Das Verständnis der Biologie der MDS und die ganzheitliche Erfassung im Assessment stellen einen wichtigen Schritt zur individualisierten Therapieplanung dar“, so Prof. Stauder.

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EU-MDS registry: http://www.leukemianet.org/content/leukemias/mds/eu_mds_registry/index_eng.html

Neue Einsichten in die Bcl2 Familie. Projektleiter: Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Villunger (Sektion für Entwicklungsimmunologie, Biozentrum)
siehe Berichterstattung unter https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/680270.html

(D.Heidegger)

 

Links:

FWF Projektdatenbank
http://www.fwf.ac.at/de/projects/projekt_suche.html

TRANSCAN:
http://www.transcanfp7.eu/transcan/mod/resource/view.php?id=77

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