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Lichtblick für die molekulare Parkinson-Bildgebung

MultISyn – „Multimodal Imaging of rare Synucleinopathies“ – heißt ein neues EU-Projekt, das seit Ende letzten Jahres mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert wird und mit der Entwicklung und Überprüfung eines neuen Tracers die Bildgebung und damit das Krankheitsverständnis für Parkinson verbessern soll. Univ.-Prof. Gregor Wenning von der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: Univ.-Prof. Werner Poewe) ist maßgeblich an dem von Tübingen aus koordinierten Forschungsvorhaben beteiligt.

Parkinson ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Europa.  In Österreich leben derzeit rund 16.000 / 30.000 Menschen mit einem Parkinson-Syndrom. Die langsam fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems führt zur Störung der Bewegungsabläufe, oft auch zu Depressionen. Bei der frühzeitigen Diagnose der Erkrankung, der Erforschung ihrer genauen Ursachen und der Entwicklung vorbeugender Therapiestrategien spielen bildgebende Verfahren eine Schlüsselrolle. „Wir wissen heute, dass die Ablagerungen im Gehirn von Parkinson-PatientInnen – sogenannte Lewy-Körperchen – überwiegend aus dem Protein Alpha-Synuclein bestehen. Bisher war es nicht möglich, diese Aggregate und ihre Progression mittels bildgebender Verfahren darzustellen. Das EU-Projekt MultiSyn zielt nun darauf ab, ein molekulares Imaging für Parkinson zu ermöglichen und damit die Lücke zur Alzheimer-Bildgebung zu schließen“, betont Univ.-Prof. Gregor Wenning, Leiter der Abteilung für Neurobiologie und einer von acht MultISyn-Partnern.

Spurensuche im Gehirn

Dazu soll nun in dem von Prof. Thomas Gasser, Genetiker am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universitätsklinik Tübingen, koordinierten Projekt ein Tracer entwickelt werden, der in der Lage ist, an das Protein Alpha-Synuclein zu binden und die Ablagerungen so sichtbar zu machen. Ein Tracer (engl. = Spur) ist ein radioaktiv markiertes Molekül, das injiziert wird, im Gehirn an bestimmte Proteine bindet und durch die abgegebene Strahlung mittels Positronen-Emissionstomografie (PET) geortet werden kann. Nach der Entwicklung des Tracers wird dessen Wirksamkeit in einer weiteren Projektphase zunächst am Tiermodell und dann an ProbandInnen überprüft. „Dabei dienen zwei verwandte Synucleinopathien – eine Variante des Morbus Parkinson, bei der das Gen für Alpha-Synuclein mutiert ist und die Multisystematrophie (MSA) – als Grundlage. Beiden Krankheiten sind besonders aggressive und deshalb in der Bildgebung besser sichtbare Eiweißablagerungen gemeinsam, weshalb sie besonderes Potential für neue Erkenntnisse bieten“, erklärt der ausgewiesene MSA-Experte Gregor Wenning. Ein zweiter Untersuchungstermin wird neben der Messung der Synuclein-Ablagerungen schließlich auch eine Analyse des Krankheitsverlaufs bieten.

Innsbrucker Neurobiologie als Test-Bühne

Schließlich wird der neu entwickelte Tracer im Rahmen des Projektes auch genutzt werden, um zwei Therapieansätze zu überprüfen. Diese Untersuchungen werden unter der Leitung von Prof. Wenning in Innsbruck stattfinden. „Ein Ansatz beruht auf dem Proteinaggregationshemmer „anle 138b“, ein zweiter auf aktiver Immunisierung, um im Körper die Bildung von Antikörpern, die Alpha-Synuclein abbauen, anzuregen“, berichtet Prof. Wenning. Mit dem Tracer könnte die Wirkung der Therapieansätze am PET eingesehen werden.

Das Projekt MultISyn wird im 7. EU-Rahmenprogramm mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert, wovon über 500.000 Euro an die neurobiologische Abteilung von Prof. Wenning gehen.  Acht Forschungszentren und Unternehmen aus sechs Ländern sind mit führenden ForscherInnen zur Entwicklung von Tracern, zur Auswertung der PET/MRT-Bilder sowie für die experimentelle und klinische Forschung beteiligt.

Forschungsschwerpunkt Neurowissenschaften

Neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Multisystematrophie und Angststörungen sind im Rahmen des neurowissenschaftlichen Schwerpunktes der Medizinischen Universität Innsbruck bzw. des universitätsübergreifenden Spezialforschungsbereichs zur Erforschung chronischer Erkrankungen des zentralen Nervensystems (SFB-F44) am Standort Innsbruck Gegenstand intensiver Forschung. Weltweit, wie auch an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie, versuchen ForscherInnen spezifische Marker für eine möglichst frühe Diagnose des Parkinson-Syndroms zu identifizieren, um damit das Fortschreiten dieser neurologischen Erkrankung zu verlangsamen. Unter der Leitung von Prof. Poewe sind die ForscherInnen der Innsbrucker Neurologie in zahlreiche internationale, multizentrische, klinische und epidemiologische Projekte sowie Medikamentenstudien eingebunden.

(D. Heidegger)

 

Links:

EU-Projekt MultISyn
http://www.multisyn.eu/

Abteilung für Neurobiologie, Prof. Wenning
https://www.i-med.ac.at/neurobiology/

AG Neurodegenerative Erkrankungen
https://www.i-med.ac.at/neurologie/forschung/degenerativ.html

 

 

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