Junge ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck: Patrizia Stoitzner
Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.
Diesmal porträtieren wir Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in rer.nat. Patrizia Stoitzner, die sich seit über einem Jahrzehnt mit der Funktion des Hautimmunsystems auseinandersetzt. Ihr Fokus liegt auf den Langerhans-Zellen, ihrer Interaktion mit Hautkrebs und ihrer Funktion in der Tumorimmuntherapie.
Langerhans-Zellen, ein Subtypus der dendritischen Zellen der Haut, haben es Assoz. Prof.in Patrizia Stoitzner schon während ihrer Diplomarbeit angetan: „Damals hat mich schon fasziniert, wie diese Immunzellen sehr lange und verzweigte Zellfortsätze entwickeln, sich so durch das Bindegewebsgeflecht der Haut bewegen können und bis zu den Lymphknoten wandern!“, erzählt sie begeistert.
Als diese Zellart im 19. Jahrhundert von Paul Langerhans entdeckt worden war, ging er noch davon aus, dass es sich dabei um Nervenzellen handle. Es dauerte aber doch über hundert Jahre, um zeigen zu können, dass es sich bei den Langerhans-Zellen um dendritische Zellen des Immunsystems handelt. Ihre Funktion und Fähigkeit: Sie nehmen Antigene von Krankheitserregern oder Tumorzellen auf und präsentieren diese an die T-Zellen, die Effektorzellen des Immunsystems. Damit übernehmen die Langerhans-Zellen eine wichtige Wächterfunktion und sind essentiell für die Induktion einer Immunantwort. „Im Falle einer Infektion der Haut oder bei Tumorwachstum sorgen die Langerhans-Zellen dafür, dass das gesamte Netzwerk der Immunabwehr aktiviert wird,“ betont die Biologin Patrizia Stoitzner. Ihre eigenen Beiträge zur Erforschung der Langerhans-Zellen und auch weiterer dendritischer Zellen der Haut, die durch FWF-Projekte finanziert werden, stehen in einem engen Kontext zur Entstehung von Hautkrebs und der Tumorimmuntherapie.
Eine ihrer zentralen Fragestellungen: Was machen dendritische Zellen bei Auftreten eines Hauttumors, wie aktivieren sie das Immunsystem darauf? „Ziel dieser Arbeit ist nicht nur ein allgemein besseres Verständnis für das Immunsystem der Haut, wir möchten auch Möglichkeiten aufzeigen, wie wir das Immunsystem manipulieren können, um neue und verbesserte immuntherapeutische Ansätze zur Behandlung von Hautkrebs zu entwickeln.“, Eine davon ist die epikutane Immunisierung, bei der körpereigene dendritische Zellen der Haut mit Antigenen beladen werden, die dann wiederum Immunantworten gegen den Tumor auslösen sollen. In einem aktuellen FWF-geförderten Forschungsprojekt (Projektnummer P 27001) untersucht sie die Brückenfunktion dendritischer Zellen zwischen angeborener und erworberner Immunität bei der Immunantwort gegen das Plattenepithelkarzinom. Im Rahmen des FWF-geförderten Doktoratskollegs MCBO (Projektnummer W1101) ist der Fokus auf der Interaktion von Haut dendritischen Zellen und Melanomzellen.
Ein wichtiger Faktor in ihren Forschungsprojekten ist für Patrizia Stoitzner und ihr Team die internationale Vernetzung. Zunächst sammelte sie durch kurze Praktika im Rahmen ihres Doktoratstudiums in verschiedenen Laboren in Erlangen, Würzburg und Wien Erfahrung, erhielt aber bald durch das Erwin-Schrödinger-Stipendium die Möglichkeit, zwei Jahre lang am Malaghan Institute for Medical Research in Wellington in Neuseeland zu forschen. Darüber hinaus betont sie auch die Bedeutung von internationalen Fachkongressen: „Schon als Dissertantin hat mir mein damaliger Betreuer, der Leiter der Experimentellen Dermatologie an der Hautklinik Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Romani, die Möglichkeit gegeben, an fachlichen Konferenzen teilzunehmen. Er war sehr gut vernetzt und so konnte ich auch wichtige Kontakte zu KollegInnen aus anderen Kliniken und Laboren weltweit knüpfen und mithelfen, dieses Netzwerk weiter auszubauen. Außerdem hat es uns sehr geholfen, dass wir auch als SpezialistInnen für Langerhans-Zellbiologie wahrgenommen wurden. Da kam es auch vor, dass wir auf Papers anderer Forschungsgruppen vertreten waren, in dem wir experimentelle Erkenntnisse beigetragen haben “, so Stoitzner.
Heute als Arbeitsgruppenleiterin steht Patrizia Stoitzner immer wieder auch selbst im Labor, um Proben zu pipettieren, da dies für sie eine willkommene Abwechslung zum Schreiben von Anträgen und Publikationen ist. Zeit für Hobbies bleibt ihr derzeit eigentlich kaum. „Das liegt aber nicht nur an meiner Arbeit im Labor, sondern vor allem an meiner dreijährigen Tochter“, erklärt sie strahlend und fügt dabei auch lobend das Wiedereinstiegsmodell für Eltern an der Medizinischen Universität Innsbruck hinzu. „Als meine Tochter ein Jahr alt war, habe ich wieder begonnen, Vollzeit an der MedUni zu arbeiten. Die Kosten für die Kinderkrippe wurden von der Universität übernommen und das war eine ganz wichtige Erleichterung.“ Da ihre Forschungsprojekte auch im Doktoratskolleg MCBO (Molecular Cell Biology and Oncology) eingebunden sind, steht Patrizia Stoizner auch sehr intensiv in Kontakt mit jungen DissertantInnen und WissenschafterInnen. „Von diesen jungen KollegInnen werde ich immer wieder gefragt, wie und ob es möglich ist, Forscherin, Wissenschafterin und Mutter zu sein. Meine Antwort: Ja, es ist möglich! Aber natürlich braucht man ein gutes soziales Netzwerk sowie die aktive Unterstützung durch den Arbeitgeber.“
(A.Schönherr/P.Stoitzner)
Weitere Informationen:
Labor für Langerhans Zellforschung
Tumorimmunologie im Rahmen des MCBD-PhD Programmes
Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck
* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.