search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>news>688742.html

Heidelinde Fiegl

Junge ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck: Heidelinde Fiegl

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal porträtieren wir Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in rer. nat. Heidelinde Fiegl. Die Leiterin des Labors für Klinische Biochemie an der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe erforscht Tumormarker für Brustkrebs, Gebärmutterkrebs und Eierstockkrebs.

Die Identifikation neuer Tumorcharakteristika, die für das Mammakarzinom (Brustkrebs), das Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs), das Zervixykarzinom (Gebärmutterhalskrebs) oder das Endometriumkarzinom (Gebärmutterkörperkrebs) spezifisch sind, prägen die Forschung von Heidelinde Fiegl. Diese Fragestellungen, sind vor allem für die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte von der Universitätsklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe in Innsbruck wichtig. „Wenn es uns gelingt, weitere Charakteristika der unterschiedlichen Tumoren zu identifizieren, können wir dieses Wissen nutzen, um einerseits Grundlagen zur Entwicklung neuer Therapieformen zu schaffen, bzw. um andererseits Prädiktionsmodelle für das Therapieansprechen bereits etablierter Therapien zu kreieren, erklärt die Mikrobiologin ihre Forschungsziele. 

Wichtige Erfahrungen zu Beginn einer Forschungskarriere

Die gebürtige Tirolerin studierte in Innsbruck Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologie und Biochemie. Während ihres Doktorat-Studiums an der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie untersuchte sie dendritische Zellen (Immunzellen), mit dem Ziel, neue Moleküle, die während der Reifung von dendritischen Zellen unterschiedlich reguliert werden, zu identifizieren. Dabei machte sie eine schwierige doch auch wichtige Erfahrung, mit der WissenschafterInnen immer wieder konfrontiert sind: „Wir hatten ein neues Molekül, das wir „H50“ nannten, schon sehr weit charakterisiert, als zeitgleich eine Publikation eines anderen Forscherteams der US-amerikanischen Mayo-Clinic erschien, die genau das gleiche Molekül beschrieb und es als „B7-H1“ bezeichnet hatte (jetzt als „PD-L1“ bekannt). Somit war der Neuwert unserer Ergebnisse nicht mehr gegeben, was uns schon tief getroffen hat“, erzählt Heidelinde Fiegl heute lächelnd, aber auch mit etwas Wehmut.

Tumorforschung für eine gezielte Therapie

Als PostDoc kam Heidelinde Fiegl 2001 an die Innsbrucker Frauenklinik, wo sie mit der Untersuchung von Serum- und Gewebeproben aus der Biobank dieser Klinik begann: „Extrem wertvoll an diesen Proben ist, dass wir daran auch den Verlauf der Erkrankungen mitverfolgen können. Durch den Vergleich der verschiedenen Stadien eines Tumors, aber auch durch den Vergleich mit gesunden Proben, erhalten wir ganz wichtige Einblicke in die Tumorentwicklung“, erklärt die Forscherin. In ihrer Anfangszeit als PostDoc in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Martin Widschwendtner befasste sie sich vorwiegend mit DNA-Methylierungsveränderungen bei verschiedenen Krebserkrankungen. Die Forschergruppe versuchte beispielsweise neue Verfahren zur Therapieverlaufskontrolle bei Mammakarzinompatientinnen, die eine endokrine Therapie erhalten hatten,  zu entwickeln. Aber auch neue Konzepte für diagnostische Methoden zur Detektion des Endometriumkarzinoms oder des Kolorektalkarzinoms in Zusammenarbeit mit Kollegen der Chirurgie, wurden entwickelt.

2005 ging sie nach London an das Elizabeth Garrett Anderson Institute for Women’s Health, Department of Gynecological Oncology des University College London, wo sie sich weiter mit epigenetischen Veränderungen der DNA im Zuge der Krebsentstehung auseinandersetzte. Anschließend arbeitete Fiegl am Tiroler Krebsforschungsinstitut, bis sie 2007 selbstfinanziert über ein Elise-Richter-Projekt des FWF wieder an die Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Christian Marth) zurückkehrte.

DNA, RNA, Proteine, „Läb-Art“ und das „Franz-Josefs-Land“

Hier übernahm Fiegl, die sich 2008 in Experimenteller Gynäkologie habilitiert hatte, 2010 die Leitung des Labors für Klinische Biochemie, wo sie für die Routinediagnostik und die Durchführung aller präklinischen Projekte verantwortlich ist. Aber auch fachbezogene Kunst findet hier Raum: „Besucher, die zu uns kommen finden im Gang unser „Läb-Art“. Hier sind zum Beispiel Ergebnisse von Experimenten ausgestellt, die schief gelaufen sind, wie etwa ein Polyacrylamid-Gel nach einer Silberfärbung, das beim Trocknen zerrissen ist. Das Ergebnis ist aber ein wunderschönes, eigenwilliges Loch-Muster“, so Heidelinde Fiegl lächelnd.

Ein weiterer zentraler Bereich des Labors ist die Serumbiobank der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Diese Bank ist in einem eigenen Gefrierraum untergebracht und umfasst derzeit rund 250.000 Serumproben von über 4.000 Patientinnen. „Aufgrund der niedrigen Temperaturen von mindestens -50 Grad Celsius wurde dieser Raum von einer ehemaligen Mitarbeiterin als „Franz-Josefs-Land“ bezeichnet und dieser Name hat sich innerhalb des Labors auch durchgesetzt“, so die Wissenschaftlerin. Der Ausbau einer zentralen Innsbrucker Biobank, die neben der Biobank der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe zahlreiche weitere Probensammlungen verschiedener anderer Institutionen der Medizinischen Universität Innsbruck umfasst, und die optimale Lagerung der Proben sind in der Zwischenzeit nicht nur für die hier tätigen MedizinerInnen von enormer Bedeutung. Im Rahmen der österreichweiten Initiative BBMRI.at (Biobanking and BioMolecular resources Research Infrastructure Austria), an der Heidelinde Fiegl auch mitwirkt, wird daran gearbeitet, die Vernetzung der verschiedenen Forschungsgruppen zu verbessern und den Wissensaustausch dadurch weiter zu fördern.

Heidelinde Fiegl ist fasziniert von diesem Arbeitsumfeld: „Der Wissenschaftsprozess ist außerordentlich dynamisch! Als Forscherin bin ich immer wieder mit neuem Wissen, neuen Entwicklungen und neuen Technologien konfrontiert. Das macht mir Spaß und ich versuche auch im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen aber auch bei Führungen von Schulklassen diese Faszination weiterzugeben. Das Ziel, etwas zum Wohle von PatientInnen zu entwickeln, etwas zu erforschen, um Erkrankungen besser zu verstehen und dadurch besser zu therapieren, ist dabei ein ganz wichtiger Antriebsmotor.“

(A. Schönherr/ H. Fiegl)

Weitere Informationen:

Labor für Klinische Biochemie

Universitätsklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe

Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck 

 

* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst

Aktuell