Innsbrucker MSA Forschung gleich drei Mal im New England Journal of Medicine
Die Multisystematrophie (MSA), eine fortschreitende Parkinson-ähnliche Erkrankung, wird seit 20 Jahren von Univ.-Prof. DDr. Gregor Wenning MSc, Leiter der Abteilung für klinische Neurobiologie an der Univ.-Klinik für Neurologie, mit einem etwa 20-köpfigen Team mit starker internationaler Einbindung erforscht. Die hohe Expertise des MSA-Experten schlägt sich in der erstmaligen Verleihung des JP Schouppe Preises sowie in drei Publikationen im New England Journal of Medicine nieder.
Neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Multisystematrophie und Angststörungen sind im Rahmen des neurowissenschaftlichen Schwerpunktes der Medizinischen Universität Innsbruck bzw. des universitätsübergreifenden Spezialforschungsbereichs zur Erforschung chronischer Erkrankungen des zentralen Nervensystems (SFB-F44) am Standort Innsbruck Gegenstand intensiver Forschung. An der von o.Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe geleiteten Univ.-Klinik für Neurologie ist Prof. Wenning Leiter der Abteilung für Neurobiologie, welche in den letzten Jahren wesentliche Beiträge zur klinischen Präsentation, Diagnostik sowie experimentellen Pathogenese-Forschung leisten konnte. MSA wird durch den Untergang von Zellen in bestimmten Regionen des Gehirns bedingt. Mit derzeit etwa 2000 Betroffenen in Österreich – im Gegensatz zu 20.000 Parkinsonkranken – gehört die MSA zu den seltenen Erkrankungen. Dieser Umstand sowie symptomatische Überlappungen mit anderen Krankheitsbildern erschweren die frühzeitige Diagnostik.
Neben dem kürzlich in Brüssel an Prof. Wenning überreichten belgischen, mit 10.000 Euro dotierten JP Schouppe Award, erfährt die Innsbrucker MSA-Forschung nun eine weitere nennenswerte internationale Anerkennung im New England Journal of Medicine (NEJM). Das renommierte Fachjournal veröffentlichte vor kurzem zwei wissenschaftliche Research Letter, die Prof. Wenning gemeinsam mit EMSA-Forschern verfasst hatte und die Bezug auf eine japanische Forschungsarbeit im NEJM nehmen, in der erstmals MSA Mutationen bzw. risikosteigernde Varianten im Coenzym Q2 Gen beschrieben wurden. „Diese konnten wir in zwei europäischen Konsortien nicht bestätigen, das heißt, CoQ2 dürfte im Westen keine große Rolle spielen und vielmehr eine populationsspezifische Variante sein“, beschreibt Neurobiologe Wenning die europäischen Ergebnisse. Die 1999 in Innsbruck von Prof. W. Poewe und Prof. Wenning gegründete Europäische MSA (EMSA) Studiengruppe, ist ein wissenschaftliches Konsortium aus ForscherInnen und akademischen Zentren in Europa und Israel. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung krankheitsmodifizierender Therapien durch eine intensive translationale Forschungsausrichtung mit Evaluierung von innovativen, neuroprotektiven Strategien.
Der langjährige MSA-Schwerpunkt und das damit verbundene Know-How der Innsbrucker Neurobiologie war es auch, das die Herausgeber des NEJM bewogen hatte, Prof. Wenning zu einem Review einzuladen – übrigens dem ersten zum Thema MSA im NEJM. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr.in Alessandra Fanciulli, mit der er erst kürzlich ein umfassendes MSA Fachbuch herausgegeben hat, gibt Prof. Wenning darin einen fundierten Überblick über Symptomatik, Diagnose, Verlauf und Therapie der neurodegenerativen Erkrankung.
(D.Heidegger)
Links:
Letter to the Editor: Mutant COQ2 in Multiple-System Atrophy. N Engl J Med 2014; 371:80-83July 3, 2014
http://dx.doi.org/10.1056/NEJMc1311763
Mutations in COQ2 in Familial and Sporadic Multiple-System Atrophy. The Multiple-System Atrophy Research Collaboration, N Engl J Med 2013; 369:233-244July 18, 2013
http://dx.doi.org/10.1056/NEJMoa1212115
Abteilung für klinische Neurobiologie
https://www.i-med.ac.at/neurobiology/
Univ.-Klinik für Neurologie
https://www.i-med.ac.at/neurologie/