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Herbert Oberacher hat viel zu selten die Gelegenheit, selbst im Labor mit seinen Studentinnen Dipl-Ing. (FH) Kathrin Arnhard (links) und Julia Steger (rechts) zu arbeiten.

Junge ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck: Herbert Oberacher

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin. Der Chemiker forscht an der Verbesserung von Analysemethoden, die sowohl in der DNA-Entschlüsselung als auch bei der Aufklärung von Substanzen, wie Drogen oder Medikamenten, angewendet werden. Bereits seit zwölf Jahren ist er an der von Univ.-Prof. Dr. Richard Scheithauer geleiteten Einrichtung tätig. Neben der forensischen Genetik und forensische Toxikologie gehört mittlerweile auch die klinische Forschung zu seinem breiten Portfolio.

„Spannend… sehr spannend“, so beschreibt Herbert Oberacher seine Arbeit am Institut für Gerichtliche Medizin. Den Nervenkitzel in seinem Berufsalltag macht allerdings nicht die Aufklärung von Kriminaldelikten oder die Klärung von Todesursachen aus: Mit der täglichen Routinearbeit in der Gerichtsmedizin hat der studierte Chemiker nur am Rande zu tun. „Ich bin kein Mediziner. Ich bin nicht an Obduktionen beteiligt oder in der täglichen Routineanalytik tätig“, erklärt Oberacher. „Ich entwickle neue Methoden, die dann hoffentlich in der alltäglichen gerichtsmedizinischen Tätigkeit Anwendung finden. Ich liefere also quasi das Werkzeug für die Untersuchungen.“ Nicht selten sind seine Forschungsfragen aus der Polizeiarbeit hergeleitet. „Wir vernetzten uns natürlich auch regelmäßig mit der Exekutive, beispielsweise, um die neuesten Trends aus der Suchtgiftszene zu besprechen“, erklärt Oberacher. Denn, da immer neue Substanzen im Umlauf sind, gibt es auch immer wieder neue Herausforderung für Oberacher und sein Forschungsteam: Schließlich müssen für den Nachweis dieser neuen Drogen auch die entsprechenden Analyseverfahren vorhanden sein.

Im Bekanntenkreis wird Oberacher häufig auf seine Arbeit an der Innsbrucker Gerichtsmedizin angesprochen. Durch populäre Krimiserien im Fernsehen ist das Wissen und Halbwissen über forensische Arbeit weitverbreitet. Hinzu kommt, dass das Institut für Gerichtliche Medizin durch die Mitarbeit an zahlreichen aufsehenerregenden Fällen selbst regelmäßig für Schlagzeilen sorgt, beispielsweise durch Beteiligung an der Identifikation von Kindern der russischen Zarenfamilie oder der fortlaufenden Identifikation von Opfern des Pinochet Regimes in Chile. Auch wenn Oberacher nicht direkt daran mitarbeitet, sind es auch seine Forschungserfolge, die zur erfolgreichen Arbeit des Instituts und für die Weiterentwicklung der gerichtsmedizinischen Arbeit, einen wichtigen Beitrag leisten. Der im Fach „Analytische Chemie“ promovierte Tiroler ist seit 2003 am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck tätig. 2007 erlangte Oberacher die Venia Docendi, seit 2008 leitet er eine eigene Forschungsgruppe. 2011 wurde er zum wissenschaftlichen Leiter der damals neu eingerichteten Core Facility „Metabolomics“ ernannt. Diese zentrale Forschungseinrichtung der Medizinischen Universität Innsbruck mit besonderer Kompetenz im Bereich der bioanalytischen Massenspektrometrie, versteht sich als Dienstleister für unterschiedliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

So viel Information aus einer Probe wie möglich
Als Oberacher seine berufliche Laufbahn am Institut für Gerichtliche Medizin begann, setzte er zunächst seine Forschungsarbeiten zur Verbesserung der DNA-Analysen fort. Mit der forensischen Toxikologie, also der Analyse von Substanzen wie beispielsweise Drogen oder Medikamenten, kam schließlich ein weiterer Schwerpunkt hinzu. In diesem Bereich ist Oberachers Labor weltweit führend bei der Entwicklung von Spektrenbibliotheken, die aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit nicht nur in Innsbruck zum Einsatz kommen. Egal an welchen Verfahren Oberacher und sein Team gerade forschen, das oberste Ziel ist immer das gleiche: „Wir wollen aus einer Probe so viele Informationen wie möglich erhalten.“ Davon profitiert aber nicht nur die Gerichtsmedizin: Die Core Facility „Metabolomics“ mit ihren modernen und leistungsfähigen Laboren und qualifizierten WissenschafterInnen wird inzwischen für eine große Anzahl von unterschiedlichen Fragestellungen genutzt. So sind Oberacher und sein Team auch an verschiedenen klinischen Forschungsarbeiten, beispielsweise in der Krebsforschung zur Analyse von Medikamenten, beteiligt. „Das macht es ja so spannend. Wir beschäftigen uns mit für den Menschen sehr relevanten Fragestellungen: Wir wollen einerseits Hilfestellung leisten, bei der Diagnose von Erkrankungen und der Optimierung von Therapien, und andererseits auch zur Klärung von Todesursachen beitragen.“ Neben dem breiten Anwendungsgebiet seiner wissenschaftlichen Tätigkeit fasziniert Oberacher die Arbeit in einem multiprofessionellen Team mit MedizinerInnen, ChemikerInnen, PharmazeutInnen, BiologInnen, MathematikerInnen und InformatikerInnen.

Analytische Chemie: Breites Anwendungsgebiet überzeugte
Dass sein Schreibtisch einmal in der Gerichtsmedizin stehen würde, hatte Oberacher sich als naturwissenschaftlich interessierte Schüler noch nicht gedacht. „Dass ich etwas Naturwissenschaftliches studieren würde, da war ich mir sicher“, erinnert sich Oberacher. „Dass es schließlich das Fach Chemie wurde, war allerdings eher Zufall.“ Ganz bewusst hat er sich aber im Bereich der „Analystischen Chemie“ spezialisiert. „Mich hat das breite Anwendungsgebiet einfach überzeugt.“ 2002 promovierte Oberacher schließlich an der Universität Innsbruck im Fach „Analytische Chemie“ mit ausgezeichnetem Erfolg. Im Rahmen seiner Dissertation aus dem Themenbereich der DNA-Analyse lernte er Univ.-Prof. Dr. Scheithauer und ao.Univ.-Prof. Dr. Walther Parson von der Innsbrucker Gerichtsmedizin kennen und schätzen. Als Post-Doc begleitete er allerdings zu nächst seinen Doktorvater Univ.-Prof. Dr. Christian Huber nach Saarbrücken (D). Nach gut einem Jahr erhielt er dann ein Angebot von Univ.-Prof. Scheithauer und kehrte zurück.

Top 40 unter 40
Zahlreiche Auszeichnungen hat Oberacher bereits erhalten, darunter den Austrian Life Science Award (ALSA) 2006 sowie den Mattauch-Herzog Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie (DGMS). Erst kürzlich nahm ihn die wissenschaftliche Zeitschrift „The Analytical Scientist“ in die Liste der „Top 40 Analytischen Chemiker unter 40“ auf. Als eher bescheiden auftretender Forscher spricht er im Interview allerdings lieber über seine tägliche Arbeit, als über die Ehrungen und 81 wissenschaftlichen Artikel, auf die der 38jährige in seinem Lebenslauf verweist. Auf der Karriereleiter möchte der ambitionierte Wissenschafter trotzdem durchaus gerne noch ein paar Sprossen höher steigen. „Aber sicher nicht auf Teufel komm raus, denn ich fühle mich wohl, wo ich bin.“ Oberacher scheut sich jedenfalls nicht, auch mal neue Wege einzuschlagen. Seit 2013 studiert er in seiner Freizeit Wirtschaftsrecht an der Universität Innsbruck.

(B. Hoffmann-Ammann)

*Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst

Weitere Informationen:

Institut für Gerichtliche Medizin
Top 40 Analytische Chemiker unter 40
Core Facilites an der Medizinischen Universität Innsbruck
Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck 

* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

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