Alpha-Synuclein: kleines Protein als Hoffnungsträger für innovative Parkinson-Therapien
Parkinson und Multisystematrophie (MSA) – zwei ähnliche, neurodegenerative Erkrankungen – haben ein gemeinsames pathologisches Merkmal: die Anhäufung des Proteins alpha-Synuclein in bestimmten Zellen des Zentralnervensystems. Das Protein nimmt in der aktuellen Ursachen- und Therapie-Forschung deshalb eine Schlüsselrolle ein. Sein Potential für die Entwicklung neuer Parkinson-Therapien war zentrales Thema eines internationalen Kongresses von 11. bis 13. Februar im Medizinzentrum Anichstraße.
Parkinson ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Europa. In Österreich leben derzeit rund 30.000 Menschen mit einem Parkinson-Syndrom, rund 2.000 davon in Tirol. Die langsam fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems führt zur Störung der Bewegungsabläufe, oft auch zu Depressionen und kann bislang nur symptomatisch behandelt werden. „Durch eine frühe Diagnose und damit frühzeitigen Therapie-Beginn kann der Behandlungserfolg optimiert und können bei Parkinson-PatientInnen über viele Jahre Selbständigkeit und Lebensqualität erhalten werden“, weiß o.Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe, weltweit anerkannter Parkinson-Experte und Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie. Auch bei MSA optimiert eine möglichst frühzeitige und gezielte Diagnose die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen. Die seltene, rasch fortschreitende Parkinson-ähnliche Erkrankung wird in Innsbruck von Univ.-Prof. Dr. Gregor Wenning und Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Nadia Stefanova seit mehr als 20 Jahren schwerpunktmäßig erforscht.
Das besondere Interesse der Neurodegenerationsforschung liegt folglich in der Identifikation prädiktiver und diagnostischer Marker einerseits und der Entwicklung protektiver Wirkstoffe andererseits. Derzeit ist das Team um Prof. Poewe etwa an einer großen Therapiestudie zur Synuclein-Immunisierung beteiligt.
Im Visier der Innsbrucker ForscherInnen stehen außerdem vielversprechende bildgebende Verfahren – etwa im EU-Projekt MultiSyn, das molekulare Bildgebung von Alpha-Synuclein-Aggregaten realisieren soll – sowie nicht-motorische Krankheitszeichen, wie sie im Rahmen von Parkinson und MSA schon frühzeitig auftreten können.
Führende Parkinson-ExpertInnen in Innsbruck
Das Protein alpha-Synuclein und seine Relevanz für Diagnose und Therapie steht nun im Mittelpunkt des Internationalen Symposiums „Alpha-Synuclein: the Gateway to Parkinsonism”, zu dem die Univ.-Klinik für Neurologie vom 11. bis 13. Februar 2015 über 100 führende internationale Expertinnen und Experten aus der Parkinson- und MSA-Forschung in Innsbruck versammelt hat. Dabei werden neueste Erkenntnisse aus der Grundlagen- wie aus der klinischen Forschung vorgestellt und diskutiert. Immerhin besitzt der Innsbrucker Standort mit Klinikdirektor Prof. Poewe bzw. dem Fokus auf Parkinson große internationale Aufmerksamkeit und mit der Expertise zu MSA und alpha-Synuclein so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Die Verknüpfung von präklinischen und klinischen Forschungsdaten stellt dabei im Sinne eines translationalen Wissenschaftsverständnisses ein weiteres lokales Qualitätsmerkmal dar.
Hintergrund:
Neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Multisystematrophie und Angststörungen sind im Rahmen des neurowissenschaftlichen Schwerpunktes der Medizinischen Universität Innsbruck bzw. des universitätsübergreifenden Spezialforschungsbereichs zur Erforschung chronischer Erkrankungen des zentralen Nervensystems (SFB-F44) am Standort Innsbruck Gegenstand intensiver Forschung. Unter der Leitung von Prof. Poewe sind die ForscherInnen der Innsbrucker Neurologie in zahlreiche internationale, multizentrische, klinische und epidemiologische Projekte sowie Medikamentenstudien eingebunden. Die Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie ist außerdem Kooperationspartner der Michael J. Fox Foundation, die PatientInnen und Angehörigen Beteiligungsmöglichkeiten an klinischen Studien anbietet.
(D.Heidegger)
Links:
Symposium: „Alpha-Synuclein: the Gateway to Parkinsonism”