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Die neuen FWF-ProjektnehmerInnen: v.l.: Dr.in Rana El Rawas, Univ.-Prof. Dr. Francesco Ferraguti und ao.Univ.-Prof. Dr. Markus Nagl.

Neue Drittmittel für die Medizinische Universität Innsbruck

In seiner 52. Kuratoriumssitzung vom 2. März 2015 hat der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Österreichs zentrale Einrichtung zur Unterstützung der Grundlagenforschung, zwei bzw. im März ein weiteres neues Projekt an der Medizinischen Universität Innsbruck genehmigt. Damit stehen neue Drittmittel für ein Einzelprojekt, ein KLIF-Projekt und ein Internationales Projekt zur Verfügung.

Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Unterstützung der Grundlagenforschung und zielt im Besonderen auf die Förderung von Spitzenforschung ab. Über die Förderung von Forschungsvorhaben entscheidet das Kuratorium, das sich aus dem Präsidium des FWF und den FachreferentInnen zusammensetzt. In seiner 52 Kuratoriumssitzung hat der FWF an der Medizinischen Universität Innsbruck ein Einzelprojekt von Dr.in Rana El Rawas (Universitätsklinik für Allgemeine und Sozialpsychiatrie) und ein Projekt aus dem Programm Klinische Forschung (KLIF-Call) von ao.Univ.-Prof. Dr. Markus Nagl (Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie) genehmigt. Im März wurde aus den Internationalen Programmen zudem das Forschungsvorhaben von Univ.-Prof. Dr. Francesco Ferraguti, Leiter des Instituts für Pharmakologie, als Joint Project genehmigt.

Neben den Einzelprojekten stärkt der FWF mit dem Programm zur Klinischen Forschung einen Forschungsbereich, der komplementär zur unternehmerischen Forschung in diesem Bereich steht, und der unmittelbaren Nutzen für die Gesundheit der Menschen und betroffene Patientinnen und Patienten hat. Mit der Genehmigung von Joint Projects werden im Rahmen der Internationalen Programme inhaltlich stark integrierte, bilaterale Forschungsprojekte von hoher wissenschaftlicher Qualität auf internationalem Niveau unterstützt.

P 27852 Einzelprojekt: Hat soziale Interaktion einen Anti-Stress Effekt?
(Projektleiterin: Dr.in Rana El Rawas, Universitätsklinik für Allgemeine und Sozialpsychiatrie)

Eine der großen Herausforderungen in der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen bleibt die Umorientierung von suchtkranken Individuen hin zu nicht-Drogen assoziierten Aktivitäten. Wohltuende soziale Interaktion ist in der Lage, persönliche Beziehungen positiv zu beeinflussen und stellt somit eine natürliche Alternative für den belohnenden Effekt von Drogen dar. Die Mechanismen, die dem positiven Effekt von sozialer Interaktion zugrunde liegen sind jedoch bisher nicht bekannt. Unsere aktuellen Ergebnisse zeigen, dass soziale Interaktion die Aktivierung von p38 (Stress activated protein kinase) im Nucleus accumbens Shell reduziert. Die Hypothese, dass positive soziale Interaktion einen Anti-Stress Effekt hat, der – wenn in einem alternativen Kontext angeboten – den Drogenkonsum reduziert, soll nun überprüft werden. „Dazu werden wir den Anti-Stress Effekt von sozialer Interaktion untersuchen und zum ersten Mal einen direkten Zusammenhang zwischen dem Corticotropine releasing factor (CRF) System und der p38 MAPK Regulation im Gehirn beschreiben. Weiters wird die Rolle von p38 bei Stressverhalten durch die Erstellung eines Verhaltensprofils von p38 beta KO Mäusen charakterisiert, sowie dessen Implikationen für Abhängigkeitserkrankungen aufgezeigt“, beschreibt Dr.in El Rawas ihr Vorhaben, in dessen Rahmen für die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen relevante molekulare Angriffspunkte identifiziert werden sollen.

KLI 459 Programm Klinische Forschung: Verträglichkeit von N-Chlortaurin bei inhalativer Anwendung – eine Phase I klinische Studie.
(Projektleiter: ao.Univ.-Prof. Dr. Markus Nagl , Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie)

N-Chlortaurin (NCT) ist ein körpereigenes Antiseptikum, das von weißen Blutkörperchen u.a. zur Abwehr von Krankheitserregern gebildet wird. Die Herstellung des Natriumsalzes in Pharmaqualität wurde an der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie von Waldemar Gottardi und Markus Nagl etabliert, dessen gute Wirksam- und Verträglichkeit bei banalen und schweren Infektionen verschiedenster Körpergegenden nachgewiesen. Die inhalative Anwendung würde aufgrund des breiten Wirkungsspektrums (Bakterien, Viren, Pilze, Einzeller) ohne Resistenzentwicklung viele Anwendungsmöglichkeiten bieten. In der genehmigten Phase 1 Studie soll die Verträglichkeit  von NCT - bisher im Tiermodell und einer Pilotstudie getestet – im Vergleich zu physiologischer Kochsalzlösung (je zwölf gesunde Probanden) bei täglicher zehnminütiger Inhalation über fünf Tage bestätigt werden. Die Inhalationen und Kontrolluntersuchungen werden an den Studienzentren Natters und Vöcklabruck (Herbert Jamnig bzw. Bernhard Baumgartner mit Mitarbeitern) durchgeführt. Speziallaboruntersuchungen erfolgen an der Univ.-Klinik für Pädiatrie, statistische Beratung am Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie, Monitoring durch das Koordinierungszentrum für Klinische Studien. „Die Verfügbarkeit eines sehr gut verträglichen und wirksamen inhalativen Antiseptikums mit antiinflammatorischen Eigenschaften wäre ein großer therapeutischer Fortschritt, vor allem bei chronischen Lungenerkrankungen wie COPD oder zystischer Fibrose“, so Prof. Nagl.

47723  Joint Project: Funktionelle Relevanz der metabotrope Glutamat-Rezeptor 1 (mGlu1) Spleißvarianten
(Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Francesco Ferraguti, Institut für Pharmakologie; Partnerorganisation: JSPS - Japan Society for the Promotion of Science)

In diesem internationalen Joint Project zwischen Prof. Ferraguti, Leiter des Instituts für Pharmakologie der Medizinischen Universität Innsbruck und Prof. Aiba, Graduate School of Medicine, The University of Tokyo (Japan) wird die funktionelle Bedeutung der metabotropen Glutamatrezeptor-1 (mGluR1) -Splice-Varianten untersucht. Diese Rezeptoren sind an vielen neuralen Funktionen beteiligt, unter anderem an der Regulation der Erregbarkeit der Neuronen, und der Verarbeitung und Eliminierung von Synapsen. Vier mGluR1-Varianten wurden identifiziert, die unterschiedliche intrazelluläre Domänen haben. In den letzten Jahren wurde die mGluR1-Hemmung als neue therapeutische Maßnahme für die Behandlung von Angststörungen und Schizophrenie vorgeschlagen. Deswegen ist für die Abschätzung von möglichen Wirkungen und Nebenwirkungen ein besseres Verständnis der Funktionen der mGluR1-Isoformen unabdingbar. Durch die Komplexität des Gehirns konnten bis jetzt die zellulären Reaktionen, die von einzelnen mGluR1 Isoformen ausgelöst worden sind, nicht im Detail erforscht werden. „Um die Funktion der unterschiedlichen mGluR1-Isoformen zu klären, nutzen wir genetisch veränderte Maus-Linien, in denen nur eine mGluR1-Variante in Subsets von Neuronen exprimiert wird. In diesen Linien werden sowohl die Signalübertragungswege, die subzelluläre Lokalisation als auch interagierende Proteine der eigenen mGluR1-Isoformen erforscht“, erklärt Prof. Ferraguti die Projektziele.

(D.Heidegger)

Link:

FWF Kuratoriumssitzungen
http://pf.fwf.ac.at/de/wissenschaft-konkret/kuratoriumssitzungen/

 

 

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