Innovative Prostataforschung überzeugte bei Otto-Kraupp-Preis
Mit dem „Otto Kraupp-Preis“ werden die besten Habilitationen an einer österreichischen Medizinischen Universität ausgezeichnet. Priv.-Doz.in Dr.in Natalie Sampson von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Urologie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger) belegt mit ihrer Forschungsarbeit zum Enzym NADPH Oxidase 4 (Nox4) den zweiten Platz. Ihre Forschungsergebnisse sollen einen Beitrag zur Verbesserung der Diagnose und Therapie von Prostatakarzinomen und der Prostatahyperplasie liefern.
Die benigne Prostatahyperplasie, im Volksmund auch als Prostatavergrößerung bekannt, ist weit verbreitet: Bereits jeder fünfte Mann ist von dieser gutartigen Erkrankung betroffen. Zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes zählt das Prostatakarzinom. Beide Erkrankungen haben eine Gemeinsamkeit: Sowohl bei Prostatakarzinomen als auch bei der Prostatahyperplasie kommt es zu einer Deregulation der NADPH Oxidase 4 (Nox4). „NOX4 spielt eine große Rolle, bei der Entwicklung beider Erkrankungen“, erklärt Priv.-Doz.in Dr.in Natalie Sampson. „Die Oxidase ist kritisch für die Fibroblasten Aktivierung und moduliert das umliegende Epithel, was wiederum das Tumorwachstum aktiv fördert.“ Der Hauptfokus der Forschungsarbeit der Elise-Richter-Stipendiatin liegt daher auf NOX4. Damit verfolgt die Molekularbiologin einen durchaus innovativen Ansatz, um die molekularen Mechanismen die bei Prostatakarzinomen und einer Hyperplasie eine Rolle spielen, genauer zu untersuchen. Im Fokus des Interesses der Molekularbiologin steht bei ihr die Mikroumgebung der Tumoren. „Die Bedeutung des Stromagewebes im Umfeld der Tumoren ist in der Prostataforschung unterrepräsentiert, obwohl die zellulären Veränderungen dort, aber eine entscheidende Rolle spielen“, erklärt Priv.-Doz.in Sampson. Versuche im Tiermodell sind nun geplant, um das Potential einer gezielten NOX4 Therapie auf die epithelial-stromale Interaktion dahingehend zu untersuchen, ob das Tumorwachstum gestoppt wird.
NOX 4 ist allerdings nicht nur in der Prostataforschung ein wichtiges Target für die Entwicklung neuer Therapien: Das Enzym ist nicht nur für Prostata-Erkrankungen relevant, sondern auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen dereguliert. „Im Zusammenhang mit einer neuen Behandlungsmethode bei der diabetischen Nephrologie gibt es derzeit sogar bereits eine klinische Phase II Studie“, sagt Sampson. Die gebürtige Engländerin hat in Manchester und Nottingham Molekularbiologie studiert, bevor sie 2005 nach Innsbruck zunächst an das Forschungsinstitut für Biomedizinische Alternsforschung wechselte. Seit 2012 ist sie an der Medizinischen Universität Innsbruck in der Abteilung für Experimentelle Urologie tätig.
Otto-Kraupp-Preise
Die Jury des Otto-Kraupp-Preises würdigte die innovative Forschungsarbeit von Sampson mit einem zweiten Platz. Die Gesellschaft der Ärzte in Wien hat die Otto-Kraupp-Preise Ende Mai bereits zum 17. Mal vergeben. Die Preise für die besten, über ein medizinisches Thema verfassten Habilitationen werden seit 1999 jährlich in Erinnerung an die außerordentlichen Leistungen von Univ.-Prof. DDr. Otto Kraupp, Ordinarius für Pharmakologie und Toxikologie sowie als langjähriger Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität, vergeben. 2014 gab es insgesamt 31 Einreichungen. Den 1. Platz belegte Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Linhart vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. Der dritte Preis ging an Priv.-Doz. Dr. Daniel Heintel von der 1. Medizinischen Abteilung, Zentrum für Onkologie und Hämatologie, des Wilhelminenspitals Wien.
Bisherige PreisträgerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck
2014 - Priv.-Doz. Dr. Alexander Moschen PhD, Univ.-Klinik für Innere Medizin I (1. Platz) und Priv.-Doz. Dr. Peter Lackner, Univ.-Klinik für Neurologie (3. Platz)
2013 – Assistenzprofessor PD. Dr. Michael Knoflach, Univ.-Klinik für Neurologie (3.Platz)
2012 – Dr.in Anna Maria Wolf, damals Univ.-Klinik für Innere Medizin V (1. Platz)
2011 – Assoz. PD. Dr. Igor Maximilian Theurl PhD, Univ.-Klinik für Innere Medizin VI (2. Platz)
2010 – ao. Univ.-Prof. Dr. Hannes M. Müller von der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie und Priv.-Doz.in Dr.in Bettina Sarg von der Sektion für Klinische Biochemie (2. und 3. Platz)
2009 – Dr. Dominik Wolf von der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (2. Platz)
2008 – Assistenzprofessor PD Dr. Andreas-Robert Janecke, Univ.-Klinik für Pädiatrie I und Doz. Wolfgang Dichtl, Univ.-Klinik für Innere Medizin III (1. und 3. Platz)
2007 - Doz. Michael Ausserlechner, Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde (2. Platz)
2005 – Univ.-Prof. Dr. Andreas Villunger, Sektion für Entwicklungsimmunologie (1. Platz)
2004 – ao.Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, Univ.-Klinik für Neurologie (1. Platz)
2000 – Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, Univ.-Klinik für Innere Medizin VI (1. Platz)
(B. Hoffmann-Ammann)
Weitere Informationen:
NEWS 2013: Zwei „Otto-Kraupp-Preise“ für die Medizinische Universität Innsbruck
Abteilung für Experimentelle Urologie