Ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit von Frauen
Bereits zum dritten Mal wurde vergangenen Montag die wissenschaftliche Arbeit von Frauen an der Medizinischen Universität Innsbruck ausgezeichnet. Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch übergab den Preis für die höchste Drittmitteleinwerbung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin an ao.Univ.-Prof.in Dr.in Alexandra Lusser. Der Nachwuchspreis für die beste PhD-Thesis ging diesmal an zwei ebenbürtige Bewerberinnen: Dipl.biol.in Marta Campiglio, PhD und Dr.in Susanne Kathrein, PhD.
Mit der expliziten Förderung der wissenschaftlichen Leistungen von Frauen setzt die Medizinische Universität Innsbruck ein sichtbares und nachhaltiges Zeichen ihrer frauenfördernden Personalpolitik, die außerdem auch an der Umsetzung von frauen- und geschlechtsspezifischer Forschung und Lehre, der Verbesserung von Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder der Erhöhung von Karrierechancen, etwa durch Mentoring und neue Laufbahnstellen, gemessen werden kann. „Wir konnten auch heuer wieder drei hervorragende junge Wissenschafterinnen auswählen, die sich eine besondere Förderung verdient haben und deren weitere wissenschaftliche Tätigkeit wir somit unterstützen“, freut sich Rektorin Helga Fritsch, die den Preisträgerinnen am Montag drei symbolische Schecks überreichen konnte. Je 1.750 Euro gehen an Dipl.biol.in Marta Campiglio, PhD, die an der Sektion für Physiologie (Direktorin: Univ.-Prof.in Dr.in Michaela Kress) forscht bzw. an Dr.in Susanne Kathrein, PhD von der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Michael Blauth). Die Molekularbiologin ao.Univ.-Prof.in Dr.in Alexandra Lusser freut sich über eine Unterstützung in der Höhe von € 8.000.
Hohe Drittmittel für RNA-Forschung
Die 1970 in Lienz geborene Alexandra Lusser studierte an der Universität Innsbruck Mikrobiologie und leitet an der Sektion für Molekularbiologie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Peter Loidl) des Biozentrums die Arbeitsgruppe „Chromatin Assembly and Remodeling“. Mit ihrem neuen FWF-Projekt „Cytosinmethylierung als neuer Mechanismus zur Regulation von lncRNAs“ konnte Alexandra Lusser Fördermittel in der Höhe von € 388.677,50 und damit die höchste Drittmitteleinwerbung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Medizinischen Universität Innsbruck im Jahr 2014 einwerben.
Die Nukleinsäuren DNA und RNA können durch eine Reihe von postsynthetischen Reaktionen (Methylierung) chemisch abgeändert werden. DNA enthält in erster Linie Cytosinmethylierungen, während für die RNA eine breite Vielfalt unterschiedlicher Modifikationen bekannt ist. Über die Art und Bedeutung chemischer Modifikationen an internen Nukleobasen in poly(A)RNAs (Polyadenylierung) ist sehr wenig bekannt. Eine besonders interessante RNA Spezies in diesem Kontext ist die Klasse der langen nicht kodierenden RNAs (lncRNAs), mit der sich die Molekularbiologin Alexandra Lusser in ihrem neuen FWF-Projekt beschäftigt. „Wir wollen aufklären, ob lncRNAs und andere RNA Arten nach ihrer Synthese im Zellkern an einem ihrer Bausteine, dem Cytosin, mit einer Methylgruppe versehen werden. Diese Modifikation könnte von großer Bedeutung für die Regulation der Kommunikation zwischen den RNAs und ihren Proteinpartnern sein“, erklärt Lusser, die erst vor kurzem mit zwei weiteren Teams zeigen konnte, dass poly(A)RNAs Cytosinmethylierungen (m5C) aufweisen können. Da die Aktivitäten der RNAs letztlich alle Prozesse des Lebens betreffen, sollen die neuen Ergebnisse zu einem tieferen Verständnis verschiedenster zellulärer Vorgänge wie Zellzyklus, Entwicklung und Differenzierung führen und damit Einblicke in die Entstehung verschiedener Erkrankungen ermöglichen.
Natürliche Interaktion diverser Kalzium-Kanal Untereinheiten
Der Nachwuchspreis für die beste PhD-Thesis geht in diesem Jahr zur Hälfte an Dipl.biol.in Marta Campiglio, PhD, die in der Arbeitsgruppe von Prof. Bernhard Flucher an der Sektion für Physiologie zu spannungsaktivierten Ca2+-Kanälen forscht. Diese Membranproteine fungieren als wertvolle Regulatoren zahlreicher lebenswichtiger Zellfunktion, wie zum Beispiel der Kontraktion von Herz- und Skelettmuskulatur, der Hormon- und Neurotransmittersekretion, sowie der Genexpression. „In meiner Doktorarbeit habe ich die natürliche Interaktion diverser Ca2+-Kanal Untereinheiten in jenem Signalkomplex untersucht, welcher der elektromechanischen Kopplung und somit der Muskelkontraktion zugrunde liegt“, erzählt die 31jährige Italienerin, die in Padua Molekularbiologie studierte und ihr Doktorat am MCBO-Graduiertenkolleg der Medizinischen Universität Innsbruck absolvierte. Sechs Monate ihrer PhD Ausbildung verbrachte sie im Forschungslabor von Prof. Dan Minor an der Universität von Kalifornien in San Francisco, wo sie an einer Struktur-Funktions Studie mitarbeitete, bei der chemisch modifizierte Peptide benützt wurden, um die Interaktion zwischen den CaV1.2 und β Untereinheiten zu stören. So zeigte sich, dass in Muskelzellen die Skelettmuskel-spezifische β1a Untereinheit einen stabilen Komplex mit dem CaV1 Kanal formt, während nicht-muskel β Isoformen (β2a und β4b) dynamisch und reversibel mit dem CaV1 Kanal interagieren.
Simulator zur Testung von Implantaten bei Oberarmfrakturen
Proximale Humerusfrakturen (Brüche des Oberarmkopfes, des Oberarmhalses und des Überganges vom Hals- in den Schaftbereich) gehören neben Wirbelkörper-, Hüft- und Speichenfrakturen zu den vier häufigsten osteoporotischen Frakturen und stellen das zentrale Thema der PhD-Thesis “Evaluation of treatments for proximal humerus fractures in a shoulder test bench with active muscle forces” der Innsbrucker Unfallchirurgin Dr.in Susanne Kathrein, PhD dar. Ziel des nun mit dem Nachwuchspreis ausgezeichneten PhD-Projektes war es, einen Simulator zu konstruieren, der eine physiologische Testung von Implantaten für proximale Humerusfrakturen ermöglicht. Die bisher verwendeten biomechanischen Testaufbauten verwendeten keine aktiven Muskelzüge. Jedoch simulieren genau diese das Spiel von Zug und Druck am Frakturspalt, das in-vivo zum Versagen des Implantates führt. “In diesem Testaufbau werden u.a. auch die Kräfte, die am Schultergelenk wirken, gemessen. Diese wurden mit in-vivo Daten einer instrumentierten Schulterendoprothese verglichen, somit war eine Validierung des Testaufbaus möglich. In einer ersten Testreihe wurde eine Platte mit winkelstabilen Schrauben, einmal mit Augmentation (Implantat) und einmal ohne Augmentation, getestet. Eine weitere Untersuchung verglich die Platte mit winkelstabilen, nicht augmentierten Schrauben mit einem Nagel mit winkelstabilen Schrauben“, beschreibt Dr.in Kathrein die Inhalte ihrer Untersuchung, von der bereits erste Ergebnisse publiziert werden konnten.
(D.Heidegger)
Links:
Chromatin- and Epigenetics Laboratory / Chromatin Assembly and Remodeling
http://mol-biol.i-med.ac.at/wg/chromatin_assembly.html
Arbeitsgruppe Prof. Flucher
https://www.i-med.ac.at/dpmp/physiologie/research/flucher/index.html
Univ.-Klinik für Unfallchirurgie
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_unfallchirurgie.html
NEWS-Archiv:
Medizinische Universität Innsbruck fördert Wissenschaft von Frauen [1.7.2013]
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/674977.html
Medizinische Universität Innsbruck fördert wissenschaftliche Arbeit von Frauen [17.6.2014]
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/683677.html